So funktioniert die deutsch-russische Freundschaft: Roland Hirsch (rechts), SPD-Fraktionsvorsitzende, im Austausch mit einem Veteranen des Zweiten Weltkriegs. Foto: privat

Städtefreundschaft kann Freitag nun offiziell gemacht werden. Schülertreffen sollen folgen

Lahr - Einstimmig hat am Montagabend der Haupt- und Personalausschuss die Städtefreundschaft mit der russischen Stadt Zvenigorod beschlossen. Am Freitag reist nun eine Lahrer Delegation nach Berlin, um die Freundschaft offiziell zu machen.

Die Eindeutigkeit in der Abstimmung ist wenig überraschend. Alle am Montag anwesenden Ausschussmitglieder votierten einstimmig für eine Freundschaft mit Zvenigorod. Alles andere wäre auch konterkarierend gewesen. Zumal auch der Ältestenrat sich bereit mit dem Thema lang und breit befasst hat. Und zuletzt wäre es eine schallende Niederlage für OB Müller gewesen, denn dieser hat sich besonders für diese zweite Städtefreundschaft nach jener mit der japanischen Stadt Kasama stark gemacht. Daher sprach Müller auch von einer "Genugtuung". Und von einem Zeichen der Kommunikation auf kommunaler Ebene, wenn schon auf internationaler Ebene geschwiegen werde.

So kann nun also am Freitag Müller zusammen mit seinem russischen Amtskollegen Smirnov die Freundschaftsurkunde in hoch offiziellem Rahmen im Auswärtigen Amt in Berlin im Beisein zweier amtierender Außenminister unterzeichnen. "Die Bürgermeister beider Städte bestätigen durch die Unterschrift die Bereitschaft, die offene und freundschaftliche Zusammenarbeit im Sinne der getroffenen Vereinbarungen zu pflegen und zu fördern", heißt es von der Stadt Lahr dazu.

Über alle Parteigrenzen hinweg gab es nur Lob und Zustimmung für den Antrag auf eine Städtefreundschaft mit dem 50 Kilometer westlich von Moskau gelegenen Zvenigorod, das etwa 16  000 Einwohner hat und in den Smolensker Höhen am Oberlauf der Moskwa liegt. Ähnlich wie Lahr ist es als Erholungsort und für den Tourismus bekannt. "Es ist richtig, denn in der heutigen Zeit muss man über den Tellerrand hinausblicken", sagt etwa Ilona Rompel von der CDU. SPD-Mann Roland Hirsch plädiert dafür, die Freundschaft behutsam aufzubauen und hofft auf weitere Annäherung. Hirsch gehörte einer Delegation an, die 2017 nach Zvenigorod reiste, um erste persönliche Kontakte zum neuen Partner zu knüpfen. "Das beeindruckendste Erlebnisse für mich war das Treffen mit Veteranen aus dem Zweiten Weltkrieg beim Tag des Sieges. Damals haben wir alle in sehr freundschaftlicher Atmosphäre zusammengesessen. Auch im Rathaus wurden wir sehr gastfreundschaftlich empfangen."

Um die "Verlobung mit Zvenigorod" auf ein stabiles Fundament zu stellen, könnten laut Hirsch Projekte des gegenseitigen Schüleraustausches aufgebaut werden sowie in der Lehrlingsausbildung und im kulturellen Bereich kooperiert werden. Aus heute noch losen Kontakten soll, das ist die Essenz von Montag, sukzessive enger Austausch werden. Dabei kann nach Ansicht der Grünen die Städtefreundschaft nur eine Etappe hin zu einer verlässlichen Partnerschaft sein. Zurecht wurde angemerkt, dass eine zentrale Frage sei, wie bei dieser Städtebeziehung die in Lahr lebenden Russlanddeutschen eingebunden werden können und wie der frühere deutsch-russische Verein wiederbelebt werden kann.