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Interessengemeinschaft übergibt fast 300 Unterschriften an OB Markus Ibert /Mitglieder fordern Rücksichtsnahme beim Häuserbau neben der Anlage

Lahr - Die Interessengemeinschaft Bädle hat 297 Unterschriften an Markus Ibert übergeben, um ihrer Forderung nach dem Schutz des Aktienbads Nachdruck zu verleihen. Denn die geplante Bebauung nebenan bereitet den IG-Mitgliedern Sorgen.

Die Oase inmitten der Stadt ist gefährdet. So sehen es jedenfalls Mitglieder des Aktienbad-Vereins, seit im November die Pläne der Firma Eichner Bau öffentlich wurden. Vier Häuser mit bis zu vier Stockwerken will der Investor im Bädleweg errichten, benannt nach dem historischen, von einem Verein getragenen "Bädle". Die mehrgeschossigen Häuser sollen laut den Plänen nur ein paar Meter von der Anlage entfernt hochgezogen werden.

Das Bad im Herzen von Lahr, das über ein 30 Meter langes Becken verfügt, wurde 1885 eröffnet. Die familiäre Atmosphäre auf der Anlage neben der Schutter schätzen heute rund 400 Mitglieder, darunter viele Kinder und Jugendliche. Nur sie dürfen sich dort erfrischen.

"Die Anlage ist idyllisch, hat ein besonderes Flair. Menschen, die in der Stadt wohnen, können dort schnell mal zum Schwimmen hin", sagte IG-Vorstandsmitglied Ekkehard Reibold im Rathaushof, wo Ibert die Unterschriften entgegennahm.

Darunter waren 80 von Mitgliedern und 24 von Anliegern des Aktienbads, also von Menschen, die von dem Bauvorhaben direkt betroffen sind, wie Lothar Heindl, ebenfalls aus dem IG-Vorstand, betonte. Die weiteren Unterschriften würden von Bürgern stammen, die sich gut informiert hätten. Es seien keine "Gefälligkeitsunterschriften", sagte Heindl.

Die IG-Vertreter betonten, dass die Pandemie Werbeaktionen, etwa einen Stand in der Marktstraße, verhindert hätte. Außerdem habe man kein Mitgliederverzeichnis des Aktienbadvereins zur Verfügung gehabt. Unter diesen Umständen habe man sogar mehr Unterschriften erhalten als erwartet, hieß es.

Die Badegäste wollen keine Zuschauer in benachbarten Häusern

Mit der Sammlung wolle man "ein Zeichen setzen", so Silke Reibold gegenüber OB Markus Ibert, der sich seinerseits neutral äußerte. Der OB sagte, dass zu dem Projekt ein "intensiver Diskussionsprozess" geführt worden sei. Der Bebauungsplan sei im Gemeinderat "von gewählten Mandatsträgern" beschlossen worden.

Der IG ist vor allem wichtig, dass das Schwimmbecken und die Liegewiesen wie bisher nutzbar bleiben. Schwimmen, Spielen und Sonnenbaden müssten weiter möglich sein. Und zwar mit einer gewissen "Zurückgezogenheit", wie die IG in einer Mitteilung informierte: Beim Entspannen auf der Anlage wollen die Mitglieder keine Zuschauer aus benachbarten Häusern. Deshalb fordert die IG Nachbesserungen bei Höhe, Lage und Ausrichtung der Häuser, aber auch bei Balkonen und Terrassen.

Eine weitere Sorge besteht darin, dass der Neubau im Bädleweg dem benachbarten Aktienbad buchstäblich das Wasser abdrehen könnte. Es wird nämlich von einer Quelle gespeist, die von der Tiefgarage eines der neuen Häuser bedroht sein könnte, befürchtet die IG, die deshalb die Absicherung der Wasserversorgung aus dem eigenen Tiefbrunnen fordert.

Auch den Erhalt der Badezeiten hat man bei der IG im Blick. Deren Vertreter befürchten hier Einschränkungen, sollten sich die künftigen Anwohner vom Badbetrieb gestört fühlen. Eine weitere IG-Forderung ist deshalb die "rechtlich verbindliche Absicherung der uneingeschränkten Badezeiten". Doch auch die Verkehrs- und Parkplatzsituation am Bädleweg müsse beachtet, auf Anlieger, Kindergärten, Schwimmbadbesucher sowie auf Fußgänger- und Radfahrer dort Rücksicht genommen werden, hieß es.

Wie geht es weiter? Den Bebauungsplan Bädleweg hat der Gemeinderat im Dezember einstimmig beschlossen. Geplant sind demnach dort vier Mehrfamilienhäuser mit rund 44 Wohnungen mit zwei, drei oder vier Zimmern.

Man wisse, dass man die Bebauung nicht verhindern könne, wünsche sich aber, dass der "Spielraum" genutzt wird, damit das Ganze für das Bädle verträglich bleibe, so Silke Reibold bei der Übergabe der Unterschriften.

Christian Surbeck aus der Geschäftsleitung der Firma Eichner verweist auf Nachfrage unserer Redaktion darauf, dass das Unternehmen den Skeptikern der Bebauung neben dem Aktienbad bereits entgegengekommen ist, da die Höhe eines Gebäudes reduziert worden sei, von vier auf drei Geschosse. Auch bei der Bepflanzung habe man einen Kompromiss gefunden. Der Bauantrag solle demnächst eingereicht werden, kündigte Surbeck an.