Mehr als 100 Unternehmer diskutierten bei der IHK in Lahr auf der Landesgartenschau über die Digitalisierung in der Industrie und im Handel. Foto: Braun Foto: Lahrer Zeitung

Wirtschaft: Experten diskutieren bei der IHK über die Folgen, Chancen und Gefahren der Digitalisierung

Die Digitalisierung schreitet auch im Handel immer weiter voran. Große, aber auch kleine Firmen sollten sich darauf rasch vorbereiten, wurde beim Thementag Wirtschaft der IHK in Lahr deutlich.

Lahr. "Auch in zehn Jahren wird es noch einen Einzelhandel in den Städten geben. Aber es werden nur jene Geschäfte und Firmen eine Zukunftschance haben, die sich der Digitalisierung nicht verwehren, sondern aktiv mit dem Thema umgehen". Das erklärte Peter Tepaß, der Vertriebschef von Obi Deutschland. Er berichtete den mehr als 100 Teilnehmern des IHK-Wirtschaftstags auf der Landesgartenschau über Projekte seines Unternehmens, um Kunden mit neuer Technologie zu begeistern.

Unter dem Motto "Wie kaufen wir in Zukunft ein?" hatte die Industrie- und Handelskammer Südlicher Oberrhein Experten eingeladen, die über Digitalisierung, deren Chancen und Auswirkungen diskutierten. Geleitet wurde die Runde vom Lahrer IHK-Präsidenten Steffen Auer.

"Unternehmen sollten lieber schlecht mit der neuen Digitalwelt starten, als gar nicht", ist die feste Überzeugung von Obi-Vertriebschef Tepaß. Auch sein Unternehmen suche den Weg in die Zukunft, nicht alle Projekte zur Digitalisierung seien von Anfang an geglückt, räumte er ein. Doch die Kunden würden den Betrieben gar keine Alternative lassen, als auf den Zug aufzuspringen. Das Internet habe eine komplette Preistransparenz geschaffen, geradezu eine "Demokratisierung des Kaufens". Das lasse den Handel stöhnen, denn dieser sei von den früheren Zeiten her verwöhnt. Tepaß riet dazu, "kundenzentrierter zu werden", also noch mehr auf den Käufer einzugehen.

Der Handel sollte die Digitalisierung nicht als Risiko, sondern als Chance sehen. Wenn sich Kunden im Laden beraten lassen würden, aber nur jeder zweite dann tatsächlich auch dort kaufe, solle man nicht jammern, sondern die 50 Prozent Erfolg als Chance nutzen.

Andrea Bußmann, Geschäftsführerin der Grohe Deutschland Vertriebsgesellschaft, berichtete von den Veränderungen in der Bad-Branche. Auch dort laufe alles in Richtung Digitalisierung. Neue Produkte würden das Leben komfortabler machen. Etwa durch automatische Temperatursteuerung von Wasserhähnen oder Warngeräten für Wasserlecks. "Wasser wird digitalisiert", erklärte sie den Zuhörern. Außerdem gehe ein Trend in Richtung "alles aus einer Hand". Für Grohe, der in Lahr in einem großen Werk Badarmaturen produziert, bedeute dies, Komplettbäder anzubieten.

Markus Bruder aus Offenburg als Chef der Firma Friedrich Streb Franz Bruder GmbH, schilderte, wie mit Technik aus seinem Haus Monteure mit Videobrillen beim Kunden vor Ort Störungen auffinden könnten und dabei via Internet mit Experten im Hintergrund vernetzt würden. Man sei direkt beim Kunden, mit den riesigen Möglichkeiten der Beratung von Fachleuten im Rücken.

Die IHK Südlicher Oberrhein nutzte die Landesgartenschau ganz gezielt als attraktive Bühne für mehrere Veranstaltungen. Neben dem Wirtschaftstag fand dort auch das große Sommerfest der Kammer statt. Mit der größten Beteiligung aller bisherigen Veranstaltungen.