TV-Star Doris Kunstmann (Zweite von rechts) ist der bekannteste Name der Inszenierung. Foto: ha Foto: Lahrer Zeitung

Theater: Komödie "Bella Figura"

Lahr. Der Begriff "Bella Figura" gilt auch als eine Art Synonym für zivilisiertes Benehmen und Anstand. Die gleichnamige Beziehungskomödie der Erfolgsautorin Yasmina Reza stellt dem Publikum aber vor allem Figuren mit reichlich Defiziten vor. Hauptsache schön schlüpfrig und immer ein bisschen peinlich, scheint das Motto zu sein.

Mit der langjährigen Geliebten in ein Lokal, das die eigene Frau empfohlen hat, ein gutes Essen vor dem Sex, danach soll die Dame eigentlich abserviert werden. Doch dann passiert das Unglück: Boris (Heio von Stellen), ein im Grunde nur scheinbar erfolgreicher Geschäftsmann, fährt auf dem Parkplatz eine ältere Dame an. Es ist die künftige Schwiegermutter der besten Freundin seiner Frau, die mit ihr und ihrem Sohn Geburtstag feiert.

Die ältere Dame, von Fernsehstar Doris Kunstmann mit einer gehörigen Portion Esprit, Charme und Gelassenheit verkörpert, scheint äußerlich zwar ein bisschen ramponiert. Sie wird aber schnell zum Fels in der Brandung, an dem das Ensemble regelrecht zu zerschellen scheint. Andrea (Julia Hansen), eine alleinerziehende Apothekenhelferin, trinkt heimlich auf der Toilette, wenn sie nicht gerade mit Boris schnellen Sex hat, bei dem sie sich selbstverständlich auch noch erwischen lassen. So entgleist schon vor der Pause der Aufführung im Parktheater immer mehr.

Sohn Eric (Boris Valentin Jacoby), geschieden, ein Kind, ist eher der Typ Aufschneider. Francoise (Nina Damschke), seine Zukünftige – ebenfalls geschieden, ein Kind – scheint eher der Typ hysterische Zicke zu sein.

Das Stück unter der Regie von Thomas Goritzki wird zu einer einzigen Aneinanderreihung von Peinlichkeiten und immer mehr Raum greifenden Entgleisungen. Yvonne und der stoische Kellner im Hintergrund sind irgendwie die einzigen, die tatsächlich "Bella Figura" machen. Der Rest schleppt sich über die Runden und versinkt im Alkohol.

Den Dialogen fehlt es ebenso an Leichtigkeit wie der Inszenierung selbst. Es geht bergab, von der Komödie zur Tragödie, einer nach dem anderen verliert sein Gesicht, ohne dass dabei für das Publikum etwas Zählbares oder zumindest Unterhaltsames herauskommen würde. Yasmina Rizza hat sicherlich schon bessere Plots vorgelegt. Vielleicht liegt aber auch einfach an der deutschen Fassung von "Bella Figura", daran, dass Boulevardtheater bestimmte Schubladen bedienen muss.

Am Ende ein ordentlicher Applaus und Schwamm drüber. Die Besucherzahlen bei der nächsten Vorstellung von "Lahr-Boulevard" werden unter diesem Stück sicher nicht leiden.