Lahr - Der Gemeinderat kämpft um das Lahrer Krankenhaus: "Die Stadt Lahr besteht auf den Anspruch der Zentralversorgungsfunktion", heißt es in einer Resolution, die das Gremium am Montag einstimmig verabschiedet hat.

Hintergrund ist ein Gutachten zur Zukunft der Kliniken im Ortenaukreis. Eine Option dabei ist, bei Offenburg ein neues Klinikum der "Maximalversorgung" zu errichten. Die Befürchtung in Lahr ist groß, dass damit das Lahrer Krankenhaus geschwächt wird.

Die Antwort der Stadt Lahr: "Der Gemeinderat wendet sich mit Entschiedenheit gegen die Bestrebungen des Ortenaukreises, in Offenburg ein Klinikum der Maximalversorgung einzurichten und dadurch den Status der Zentralversorgung des Klinikums Lahr in Frage stellen", heißt es in der Resolution. Der Gemeinderat erinnert den Kreis an dessen 1977 gegebenes Versprechen und seine vertragliche Verpflichtung, "die Häuser in Lahr und Offenburg gleichrangig zu fördern". "Die Stadt Lahr besteht auf den Anspruch der Zentralversorgungsfunktion", betonen die Fraktionen.

"Der Widerstand allein reicht nicht", sagte Walter Caroli als Sprecher der SPD-Fraktion. Er regte ein Gegengutachten an, das untersucht, ob eine dezentrale Struktur der Krankenhäuser im Ortenaukreis die gleichen Ergebnisse bringt wie eine Zentralisierung. Wichtig sei auch der rechtliche Aspekt: So müsse überprüft werden, ob der Vertrag zwischen Kreis und Stadt Lahr über das Lahrer Klinikum noch gültig ist.

"Wir bestehen darauf, dass im Ortenaukreis zwei Kliniken mit Zentralversorgungsfunktion, also zwei gleichwertige Klinken erhalten bleiben", sagte Ilona Rompel (CDU). Der Freundeskreis des Lahrer Klinikums habe zu recht darauf hingewiesen, dass die hohen Schulden des Ortenau-Klinikums nicht dem Standort Lahr zuzuschreiben seien. Es sei Aufgabe des Kreises, sich Gedanken über die hohen Kosten zu machen. "Aber diese Gedanken dürfen nicht in die falsche Richtung gehen", so Rompel, die forderte, im Kreistag einen Konsens zu suchen.

Eberhard Roth (Freie Wähler) monierte, dass die hohe Qualität des Klinikums in Lahr von den Gutachtern kaum gewürdigt werde. "Das ist eine ganz große Gefahr für Lahr", betonte er. Ein neues Klinikum der Maximalversorgung vertrage kein zweites Klinikum der Zentralversorgung. Roth: "Damit wäre der Standort Lahr in Frage gestellt."

Das befürchtet auch Dorothee Granderath (Grüne). "Ein Großklinikum in Offenburg hätte eine große Sogwirkung", betonte sie. Gegen diese Sogwirkung müsse man ankämpfen. Lahr habe ein Krankenhaus, das groß genug sei, eine sehr gute medizinische Versorgung zu gewährleisten.

"Lahr muss ein Zentralversorgungskrankenhaus bleiben", forderte auch Jörg Uffelmann (FDP), der von einem Großklinikum bei Offenburg "gar nichts" hält. Das Lahrer Haus sei nach den Investitionen der vergangenen Jahre auf dem neuesten Stand.

"Der Kreis hat so viel investiert wie wohl an keinem anderen Standort", ergänzte Oberbürgermeister Wolfgang G. Müller. Der Standort Lahr könne noch weiterentwickelt werden, ist Müller überzeugt. Der Ortenaukreis habe immer davon gesprochen, Lahr und Offenburg als zwei Zentralkliniken zu erhalten. Ein Neubau in Offenburg könnte tatsächlich zu einer Sogwirkung führen, befürchtet auch der Oberbürgermeister.

Info: Das Gutachten

Das Gutachten, in dem die zukünftige Struktur des Ortenau-Klinikums konzipiert ist, wird am Donnerstag, 19. April, im Krankenhausausschuss vorgestellt. Die öffentliche Sitzung im Landratsamt Offenburg beginnt um 13 Uhr. Wie und ob das Gutachten umgesetzt wird, soll laut Landrat Frank Scherer im Sommer entschieden werden.