Seenlandschaft an der Burgheimer Straße: In den sozialen Netzwerken werden längst Witze über die Dauer-Baustelle gemacht. Den Anwohnern ist freilich nicht zum Lachen zumute. Einige haben einen Anwalt eingeschaltet. Foto: Bender

Burgheimer Straße: Stadt kontrolliert alle zwei Wochen / Genehmigung abgelaufen

Lahr - Die Baustelle an der Burgheimer Straße entwickelt sich mehr und mehr zur unendlichen Geschichte, die Stadt, Anwohner und Autofahrer noch lange beschäftigen wird: Bevor der Hausbau weitergehen kann, braucht es wohl eine neue Genehmigung.

Vergleich von Baustelle mit LGS-See 

Unter Lahrern ist die Burgheimer Dauer-Baustelle mittlerweile zu einer wahren Witze-Zielscheibe geworden. An den leckenden LGS-See kommt sie zwar noch nicht ganz heran, aber immerhin gibt es schon Vergleiche: "Das ist mal ein See in der Stadt, der kein Wasser verliert", schreibt ein Kommentator auf Facebook und spielt darauf an, dass die seit Jahren klaffende Baugrube dank Schnee- und Regenfällen mittlerweile wohl gefüllt ist.

Die Geschichte beginnt im November 2016. Damals genehmigte die Stadt auf dem Grundstück, das direkt an der viel befahrenen Kreisstraße von und nach Heiligenzell liegt, den Bau eines Achtfamilienhauses inklusive Tiefgarage.

Zuerst verlief Bau unauffällig, dann folgte Stillstand

Die Bagger rollten an, Erde wurde abgetragen, am Hang tat sich ein großes Loch auf – der Baustart verlief, zumindest von außen betrachtet, unauffällig und erwartungsgemäß. Doch dann folgte Stillstand – über viele Monate und verbunden mit reichlich Ärger bei Anwohnern, Verkehrsteilnehmern und vor allem im Rathaus.

Ende 2019 sah sich die Stadtverwaltung zu einem für ein privates Bauvorhaben ungewöhnlichen Schritt genötigt: Per Pressemitteilung klärte sie die Öffentlichkeit darüber auf, was auf der Baustelle aus ihrer Sicht alles schief lief. Bereits im Juni 2018 hatte die Stadt den Bau stoppen lassen.

Neben Abweichungen von der Baugenehmigung bereitete vor allem die Baugrube Sorgen. Sie war, hatten Prüfungen ergeben, zu gering dimensioniert gewesen, was zu starken Verformungen führte. Die Folge: Setzrisse auf den Nachbargrundstücken und akute Gefahr für Bauarbeiter.

Zwei weitere Male schritt die Stadt in den Folgemonaten ein – ordnete an, die Baugrube abzusichern. Man fürchtete Schäden nicht nur im Erdreich, sondern auch an der Straße. Beiden Verfügungen kam der Bauherr laut Verwaltung nach anfänglichem Widerspruch nach. Seitdem sichern Konstruktionen aus Stahlträgern und Holzplanken die Baugrube.

Wie es weitergeht, ist völlig offen

Um die Frage der LZ nach dem aktuellen Stand zu beantworten, benötigt die Stadt nur vier Worte: "Momentan ruhen die Arbeiten." Über den Grund kann im Rathaus nur spekuliert werden: "Er könnte unter anderem darin liegen, dass der schwierige Baugrund und die zwischenzeitlich vorgenommenen Sicherungsmaßnahmen (Aufschüttung zur Hangsicherung) das Vorhaben erschweren und damit deutlich verteuern."

Die Abteilung Bauordnung lasse alle zwei Wochen kontrollieren, ob die Baustelle sicher ist. Die gute Nachricht: Mehr Schäden als besagte Setzrisse seien bislang nicht zutage getreten, schreibt die Stadt.

Wie es weitergeht mit der Baustelle, steht in den Sternen. Einen Zeitplan oder gar eine Fristsetzung vonseiten der Stadt gibt es nicht: "Grundsätzlich ist es Angelegenheit der Bauherrin oder des Bauherrn darüber zu entscheiden, ob, wie langsam oder wie schnell auf dem eigenen Grundstück gebaut wird."

Eine hohe Hürde stellt indes die Landesbauordnung dem Investor in den Weg. Demnach erlischt eine Baugenehmigung, wenn nicht innerhalb von drei Jahren mit dem Bau begonnen wird oder die Arbeiten für dieselbe Zeit unterbrochen werden. Die Stadtverwaltung geht davon aus, dass in diesem Fall "eine neue Baugenehmigung benötigt wird".

Wasser ist kein Problem – eher im Gegenteil

Dass die Dauer-Baustelle nicht aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwindet, liegt nicht zuletzt an ihrer exponierten Lage: Autofahrer hat sie in der Vergangenheit vor so manche Geduldsprobe gestellt.

Mehrfach behinderten die Sicherungsarbeiten den Verkehr, was zu veritablen Staus hinauf den Burgbühl beziehungsweise hinunter in die Innenstadt führte. Der Unmut der Anwohner ist dem Bauherrn freilich ohnehin sicher.

Die Stadt bestätigte LZ-Informationen, wonach sich Nachbarn anwaltlich vertreten lassen, um Ersatz für entstandene und mögliche künftige Schäden geltend zu machen.

Übrigens: Dass sich die Baugrube mittlerweile in einen See verwandelt hat, stellt offenbar keine zusätzliche Gefahr dar – eher das Gegenteil ist laut Stadt der Fall: "Drückendes Hangwasser abzupumpen, wäre nachteilig für die Hangsicherung."

Die Geschichte

Die Firma Eichner hat das Baugebiet Hagedorn gekauft, 16 Grundstücke wurden erschlossen. Nach Angaben des Unternehmens von vergangenem Jahr sind zwei Grundstücke in Privatbesitz, drei wurden von der Firma bebaut und die restlichen elf verkauft – darunter das Grundstück, das immer noch Baustelle ist.