Flüchtlinge und Einheimische spielen bei dem Projekt unter der Federführung von "Baal Novo" gemeinsam Theater. Foto: Haberer

"Im Wartesaal der Träume" wird am Sonntag erstmals aufgeführt

Unter Federführung des Theaters "Baal Novo" ist im Zeit-Areal ein integratives Theaterprojekt für Flüchtlinge, Migranten und Einheimische entstanden. "Im Wartesaal der Träume", das zweite Stück des Projekts, feiert am Sonntag Premiere.

Lahr. Regisseur Horst Kiss und der aus Griechenland stammende Dramaturg Michalis Georgiou haben den Ableger des Theaters "Baal Novo" bereits im vergangenen Jahr auf den Weg gebracht. Ihr "Theater der Migranten" ist ein Stück gelebte Integration, ein Projekt, das über alle Barrieren und Sprachprobleme hinweg mit Flüchtlingen, Zuwanderern und Einheimischen arbeitet. Es wird dabei gefördert durch die Robert-Bosch-Stiftung, den "Fonds Soziokultur", den Eurodistikt und die Stadt Lahr. Das erste Projekt war im vergangenen Jahr das Theaterstück "Africa", das nicht zuletzt deshalb für Aufsehen gesorgt hat, weil es die Welt auf den Kopf gestellt hat: Menschen aus Europa sind nach Afrika geflohen, um Krieg und Verfolgung zu entkommen.

Hoffnung auf ein besseres Leben

Mittlerweile ist das engagierte Theaterprojekt in vielerlei Hinsicht in der Realität angekommen. Viele der damals noch mit auf der Bühne stehenden Akteure sind in anderen Regionen gelandet. Übrig geblieben sind der Libanese Waleed Bidan, Frank Leonhardt aus Offenburg und Zacharias Walker. Um sie herum hat sich ein Kernensemble mit den Syrern Suliman abu Ghaida und Behzad Rasooli Manzar, Shashtari Fayzaneh aus dem Iran, dem Iraker Ahmad Hasan Aljasem und der Lahrerin Kirsten Schick gebildet. In dem Stück "Im Wartesaal der Träume" erzählen sie ihre in Spielszenen gegossenen Geschichten, berichten von Vertreibung und der gefahrvollen Flucht nach Europa, von der Hoffnung auf ein besseres Leben und der Realität, dem Warten in den scheinbar endlosen Schleifen der Bürokratie.

"Träume zerplatzen, wenn du monatelang zur Untätigkeit verdammt auf deine Papiere, den Beginn des Deutschkurses, auf eine Wohnung wartest", sagt Suliman, den es ins Kinzigtal verschlagen hat. Das Leben auf dem Dorf hat nicht nur aus seiner Sicht Vorteile. "Integration geht hier leichter vonstatten als in der Anonymität der großen Städte", bestätigt Kirsten Schick. Nun stehen die beiden gemeinsam mit den anderen Akteuren des Projekts auf der Bühne, transportieren ein Stück lebendiger Zeitgeschichte. "Das Theater hilft dabei auch über manches Trauma hinweg, überbrückt die Zeit des oft so sinnlosen Wartens", wie Waleed betont. Er hat fleißig Deutsch gelernt, will arbeiten, eine Ausbildung absolvieren, hängt aber nach wie vor in der Warteschleife, was auch im Stück thematisiert wird.

"Im Wartesaal der Träume" feiert am Sonntag, 18. Dezember, ab 18 Uhr Premiere. Eine zweite Vorstellung im "Zeit-Areal" folgt am Dienstag, 20. Dezember, ab 19 Uhr. 2017 sind Aufführungen in Offenburg und im "Vogtsbauernhof" geplant. Eine reguläre Eintrittskarte kostet neun Euro, Flüchtlinge erhalten freien Eintritt, Flüchtlingshelfer bezahlen einen reduzierten Preis von fünf Euro.