Benjamin Wendel zeigte als "Macho Man" Daniel vollen Körpereinsatz auf der Bühne. Foto: Künstle

Benjamin Wendel überzeugt bei temporeicher "Baal novo"- Inszenierung von "Macho Man"

Lahr. Das Regionaltheater "Baal novo" hat den Roman "Macho Man" als schwungvolles Ein-Personen-Stück inszeniert. Die am Freitagabend im Schlachthof gezeigte Aufführung mit Benjamin Wendel lebt von der Präsenz eines Darstellers, der von einer Rolle in die nächste wechselt.

Der 2009 erschienene Roman von Moritz Netenjakob wurde zum Bestseller, weil er wunderbar mit den Klischees typisch deutscher und türkischer Befindlichkeiten spielt. Der gleichnamige Film von 2015 floppte, konnte die hoch gesteckten Erwartungen allenfalls in Ansätzen erfüllen. Die von "Baal novo" unter der Regie von Diana Zöller übernommene Bühnenfassung von Gunnar Dressler geht deshalb einen anderen Weg. Wendel steht mit einem Koffer alleine auf der Bühne. Er schlüpft in die Rolle des Werbetexters Daniel, der sich auf den Weg nach Antalya macht, um die Beziehung mit seiner türkischen Freundin Aylin zu retten. Während er noch gestenreich mit seiner Flugangst kämpft, beginnt Daniel zu erzählen, wie ausgerechnet er, ein unscheinbarer Frauenversteher und Tollpatsch, das Herz einer Traumfrau erobern konnte.

Der Reiz der leider nur mäßig besuchten Vorstellung liegt in der wunderbar lustvollen und klischeehaften Aufbereitung des Stoffes, in einem furios auftrumpfenden Theatersolo. Wendel stürmt mit viel Schwung durch den Plot, er mimt Daniel und dessen besten Freund Mark, Aylin und deren Bruder Cem. Er lässt seine eigenen Eltern, zwei Alt-68er, auf die türkische Großfamilie seiner Freundin prallen und bedient ganz nebenbei noch ein halbes Dutzend weiterer Rollen. Er zieht Grimassen und kullert mit den Augen, stammelt und stottert, während er all die Klischees ausweidet, die das typisch Deutsche und Türkische ausmachen. Das Publikum wird hineingezogen in einen Strudel, der kaum ein Fettnäpfchen auslässt. Das Gelächter ist groß.

Am Ende mutiert Daniel schließlich zum "Macho Man", um seine Angebetete zu beeindrucken. Ausgerechnet bei Aylin beißt er damit aber auf Granit. Sie lässt ihn stehen und flüchtet in die Türkei, Daniel muss hinterher, um es dort zu richten.