Eigentlich fährt Max Dilger auf seinen Speedway-Motorrädern bei Wettkämpfen in ganz Europa mit. In der Corona-Krise sind jedoch alle Rennbahnen geschlossen. Daher schwingt sich der Sulzer auf sein Mountainbike und gibt in Lahr und Umgebung Gas. Fotos: privat Foto: Lahrer Zeitung

Motorsport: Speedway-Fahrer Max Dilger vom Coronavirus ausgebremst / Mountainbike als Ersatzgefährt

Eigentlich reist der Speedway-Fahrer Max Dilger durch Europa, um an Rennen teilzunehmen. Die Corona-Krise zwingt ihn zum Umplanen. Im heimischen Fitnessstudio trainiert er für den Tag X, zudem steigt er vorübergehend aufs Fahrrad um.

Eigentlich, ja eigentlich, hätte Max Dilger zu diesem Zeitpunkt des Jahres schon zwei bis drei Rennen und einige Trainingsrunden absolviert. Doch normal ist in der Corona-Krise gar nichts, auch nicht für den Sulzer Speedway-Fahrer, der von März bis Oktober eigentlich durch ganz Europa von Rennen zu Rennen reist. "Derzeit ist es entspannt", sagt er im Telefonat mit der Lahrer Zeitung und fügt an: "Zu entspannt." Denn wie fast jeden anderen Sportler hat auch ihn das Coronavirus ausgebremst. "Es kommen täglich Rennabsagen", berichtet er. Zumindest bis Ende Mai steht der Betrieb derzeit still. Anfang des Monats war er noch drei Tage auf Trainingsfahrten, danach wurden die Rennbahnen geschlossen.

Nach Schulter-OP wieder auf gutem Niveau

Seitdem muss Dilger sein Training umstellen, neben dem Krafttraining verbringt er viel Zeit auf dem Mountainbike. "Ich muss mich weiterhin fit halten und abwarten", sagt er. Dabei schien es für den 30-jährigen Lahrer zu Jahresanfang gut zu laufen. Nach seiner Schulter-OP hatte er viel Zeit in die Reha gesteckt und nun ist er wieder auf einem "sehr hohem Niveau", die Saison hätte also kommen können.

Stattdessen muss er jetzt selbst in die Pedale treten, um sich fortzubewegen, die Motorräder kann er sich in der Garage nur anschauen. Dort hält er sich derzeit oft auf, so auch während des Telefonats mit der LZ. "Da ich jetzt viel Zeit habe, mache ich viele Umbauarbeiten in der Garage", sagt er mit einem Schmunzeln in der Stimme. An den insgesamt sechs Motorräder – vier fürs Speedway und zwei für die Langbahn – gibt’s dagegen eher wenig zu tüfteln. Die Maschinen wären genauso wie ihr Fahrer startklar.

Wann Dilger seine Hochleistungsarbeitsgeräte wieder aus der Garage holen darf, ist derzeit ungewiss. "Eine genaue Prognose ist schwierig", sagt der Sulzer, der mit insgesamt drei Teams in der polnischen und deutschen Liga an den Start geht. Mit Meisterschaften und Liga-Rennen standen ursprünglich rund 45 Rennen in seinem Kalender. Wie viele es am Ende wirklich werden, ist noch nicht klar. Denn bislang ist nicht bekannt, ob die ausgefallenen Rennen irgendwann nachgeholt werden können. Geisterrennen ohne Zuschauer wird es dabei aber wohl nicht geben, glaubt Dilger. "Wir leben von den Zuschauern. Ohne sie wird es sich kein Verein leisten können", so der Sulzer.

Im Nebenjob ist er im Versicherungsbüro tätig

Als professionellen Fahrer trifft ihn die Krise natürlich auch im finanziellen Bereich. "Ich lebe auch von den Prämien bei den Rennen, die fehlen natürlich auch", sagt er. Er habe aber auch einige treue Sponsoren, zudem arbeitet er in Teilzeit in einem Versicherungsbüro. Denn der Motorsport ist ein "Saisongeschäft", die Versicherungsbranche ist quasi ein zweites Standbein.

Dilgers Leidenschaft ist aber das Speedway-Fahren. Mit zarten Alter von fünf Jahren hat er angefangen, seit er 19 ist betreibt er den Sport professionell. "Ich komm nicht davon weg, ich brauche das Adrenalin", sagt er lachend. Auch Verletzungen konnten ihn nicht aufhalten, neben der Schulter-OP muss er eigentlich noch wegen eines Kreuzbandrisses aus der vergangenen Saison unters Messer. Eine zweite Operation vor der neuen Runde hätte er aber zeitlich nicht geschafft, um rechtzeitig fit zu werden. Beeinträchtigungen wegen seines Knies spürt er jedoch nicht, nur Joggen ist nicht möglich.

Daher wird er auch in den nächsten Wochen viel Zeit auf dem Mountainbike und im heimischen Fitnessstudio verbringen. Bei hoher Intensität bekommt er dort vielleicht zumindest einen kleinen Adrenalinkick.