Lahr - Lahrs neuer Alt-OB Wolfgang G. Müller ist jetzt Ehrenbürger der Stadt. Rund 400 Bürger waren am Freitagabend zum Festakt in die LGS-Halle gekommen. Bei der Verleihung kündigte Müller an, sich weiter für das Wohl der Stadt einzusetzen.

Die gute Nachricht vorweg: Dem Alt-OB geht es einen Monat nach seiner Verabschiedung aus dem Amt "sehr gut, sogar ausgezeichnet!", wie er in seiner Dankesrede erklärte. Zahllose Male sei er die vergangenen Wochen gefragt worden, wie er sich fühle. Und bei der Ehrenbürgerfeier am Freitagabend in der LGS-Halle spürten die Besucher, dass Müller den Abschied aus dem Rathaus offenbar gut weggesteckt hat.  

> Wer regte die Ehrung an? Das kam aus Reihen des Gemeinderates, erklärte Walter Caroli in seiner Laudatio als dienstältester Stadtrat. Namentlich Eberhard Roth (Freie Wähler) wurde als treibende Kraft genannt, wie auch Erster Bürgermeister Guido Schöneboom, der die Anregung seitens der Verwaltung aufgegriffen und still und leise vorbereitet habe.  

> Hat Müller das verdient? Ja, fand Caroli, der Alt-OB habe "tausendmal verdient, was wir ihm überreichen". Er habe die zweitlängste Amtszeit aller OBs hinter sich gebracht und zahllose Projekte in Lahr vorangetrieben. Nicht zuletzt die Gartenschau und das "LR"-Kennzeichen. 25 Prozent neue Jobs in den letzten Jahren sei auch ein Verdienst von Müllers Arbeit gewesen. Rund 300 Millionen Euro wurden in den Müller-Jahren investiert und trotzdem Schulden abgebaut, würdigte Caroli. Nicht zuletzt seine Impulse für "ein gewachsenes Selbstbewusstsein einer aufstrebenden, erfolgreichen Stadt" dürfe sich Müller ans Revers hängen. Seine Arbeit sei "ein herausragender Beitrag zur Lahrer Stadtentwicklung" gewesen.  

> Gibt es diese Ehrung oft? Nein, in 200 Jahren seien nur 17 Personen zu Ehrenbürgern ernannt worden, so Caroli. Das zeuge von "Zurückhaltung und Respekt". Die Auszeichnung sei "keine automatische Beigabe an ausscheidende OBs". Eine Frau habe die Ehre noch nie erhalten.

> Wie fühlt sich das an? Müller freue sich "wie ein Schneekönig", hatte dieser Walter Caroli anvertraut. "Diese Ehrung ist für mich ein außerordentliches Ereignis", meinte Müller dann gestern Abend.

>  Was sagt OB Ibert? Sein Vorgänger habe Lahr "weltweit bekannt gemacht", das Wohl der Stadt sei ihm stets am Herzen gelegen.

>  Was hat Müller nun vor? Die neue Würde bedeute für ihn, sich weiterhin "uneigennützig in den Dienst der Stadt zu stellen oder stellen zu lassen", sagte Müller. Er wolle Engagement zeigen, "für den Zusammenhalt in unserer Staadt". Wie genau, ließ er offen, deutete aber an, dass OB Ibert und der Gemeinderat ihm Aufgaben übertragen könnten. Und zwar über seine weitergehenden Aufgaben an Kreis- und Regionalrat hinaus. Am Ende der Rede dann stehende Ovationen und langer Beifall für den Ehrenbürger.

Ehrenwürdig

>  Wer ist Ehrenbürger? Jetzt 17 Ehrenbürger listet Lahr in seiner Stadtgeschichte seit dem Jahr 1818 auf. Dies sind: Ludwig Freiherr von Liebenstein, Carl Ludwig II. von Lotzbeck, Philipp Jacob Bittmann, Friedrich Greiner, Karl August Gebhard, Friedrich Freiherr von Seldeneck, Ferdinand von Lotzbeck, August Winther, Otto von Bismarck, Ferdinand Sander, Gustav Altfelix, Paul Waeldin, Hans Benetz, Charles Laurent-Thouverey, Felix Wankel, Wolfgang G. Müller. Paul von Hindenburg und Adolf Hitler wurde die Ehrenbürgerwürde nach dem Zweiten Weltkrieg vom Gemeinderat wieder aberkannt.

 > Was bekommt man? Alt-OB Müller wurde von Bürgern vielfach gefragt, was ein Ehrenbürger denn für Vergünstigungen erhalte. Vielleicht Gratis-Parken in der Stadt? Keine Grundsteuer mehr zu zahlen? Gar eine Bauhof-Hilfe beim Rasenmähen? Diese humorigen Fragen schilderte Müller gestern. Doch nichts bekommt man als Ehrenbürger. Nur das Grab wird einst auf Stadtkosten gepflegt.