Vier Kriminelle sprengten den Bankautomat in Sulz. Foto: Archiv: Braun

Plädoyers im Prozess. Wo ist der Vierte?

Lahr/Offenburg - Für die Automaten-Knacker von Sulz fordert der Staatsanwalt jahrelange Haftstrafen. Ein Urteil soll am kommenden Donnerstag fallen. Inzwischen ist auch einer der zwei Komplizen in Italien aufgetaucht. Seine Auslieferung steht offenbar kurz bevor.

In Handschellen und unter den Augen zweier Justizvollzugsbeamter wird der Angeklagte Mario M. in den Gerichtssaal des Amtsgerichts Offenburg geleitet: Er und sein Sohn Giulio M. sollen mit zwei Komplizen den Bankautomat im Lahrer Ortsteil Sulz gesprengt haben. Am dritten von vier Verhandlungstagen haben Staatsanwalt und Anwälte am Mittwoch ihre Plädoyers gehalten.

> Wo sind die Komplizen? Sie waren auf der Flucht, doch einen hat die italienische Polizei nun gefasst: Es ist Guiseppe P., ein Cousin von Giulio M. Die deutsche Polizei habe einen europäischen Haftbefehl ausgestellt und die Auslieferung stehe kurz bevor. Das berichtete ein Kripo-Beamter im Zeugenstand. Theordore M., Bruder von Mario M., sei jedoch weiter auf freiem Fuß. Sein Aufenthaltsort: unbekannt.

> Wie hoch ist der Schaden? Die Höhe der angerichteten Schäden steht inzwischen auf den Euro genau fest: An den Bankautomaten in Waldkirch und Sulz sind Kosten von rund 45 426 Euro und 69 488 Euro entstanden. Erbeutet haben die Diebe in Sulz weitere 45 115 Euro. Zudem musste die Polizei 1478 Euro für neue Reifen ausgeben. Bei der Flucht hat das Quartett Krähenfüße aus dem Auto geworfen, um die Streifenwagen abzuschütteln.

> Was will der Staatsanwalt? Steffen Spinner fordert für den 42-jährigen Mario M. drei Jahre und neun Monate Haft. Zudem will er ihm den Führerschein entziehen. Der 20-jährige Sohn des Angeklagten Giulio M., soll nach dem Willen den Staatsanwalts zwei Jahre und neun Monate in Haft, allerdings nicht in der Zelle: Er muss sich zweimal pro Woche beim Polizeirevier melden. Von Vater und Sohn verlangt Spinner den vollständigen Ersatz der Beute, auch wenn sie den Raub nicht alleine begangen haben und der Betrag unter den Vieren aufgeteilt worden war. Was man den Kriminellen jedoch nicht nachsagen kann, sei schwerer Badendiebstahl, weil sie offenbar keine Folgetaten geplant und der Überfall auf den Sulzer Bankautomat anscheinend spontan war.  

> Was sagen die Anwälte? Der Rechtsbeistand Mario M.s fordert nur zwei Jahre – und diese Zeit sogar auf Bewährung. Die ständigen Termine bei der Polizei würden alle Bemühungen des 20-Jährigen für eine bessere Zukunft zunichte machen. Außerdem sei er reuig und geständig gewesen. Die Anwältin von Mario M. forderte gar: "Sechs Monate Untersuchungshaft sind ausreichend." Wenn es zu einer Bewährungsstrafe kommt, sollte diese ihrer Meinung nach nicht länger als zwei Jahre dauern.

Info: Verfolgungsjagd

Nach der Explosion des Geldautomaten in Sulz lieferten sich die vier Täter eine spektakuläre Verfolgungsjagd mit der Polizei. Mit eigens vorbereiteten Krähenfüßen schüttelten sie die Polizeifahrzeuge auf ihrer Flucht erfolgreich ab. Nachdem die Flüchtigen bei einer Polizeisperre über ein Nagelbrett fuhren, kamen sie noch bis kurz vor Burgheim und danach zu Fuß weiter. In der gleichen Nacht suchte auch ein Hubschrauber nach ihnen. Die Polizei fasste die Vier dennoch nicht und setzte eine Sonderkommission ein, die im Zuge ihrer Ermittlungen Telefone abhörte und Personen observieren ließ.