Was hängt denn da? Hufeisennasen-Fledermäuse haben, wie ihre Verwandten die Wimperfledermäuse, wahrscheinlich vor einigen Jahrzehnten ebenfalls in Lahr gehaust.                                           Foto: Weigel Foto: Lahrer Zeitung

Natur: Etwa 600 Tiere Flugsäuger nutzen die Friedhofskapelle als Brutstätte / Ausstellung in der Villa Jamm im Stadtpark

Lahr (red/jr). Eine der landesweit größten Wochenstuben der Wimperfledermaus mit etwa 600 Tieren befindet sich auf dem Lahrer Bergfriedhof. Doch kaum jemand bekommt die flinken Jäger richtig zu Gesicht, schreibt die Stadt.

In Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Fledermausschutz und dem Landschaftserhaltungsverband Ortenaukreis hat der Freundeskreis Lahrer Stadtpark eine Ausstellung erarbeitet, die nun in der Villa Jamm zu sehen ist. Sie zeigt welche Bedeutung die kleinen Flugsäuger in unserem Naturhaushalt haben und beleuchtet ihre Lebensweise. Teil der Ausstellung ist auch eine Videodokumentation speziell über die Fledermäuse auf dem Bergfriedhof. Die Ausstellung ist jeweils von Donnerstag bis Sonntag von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Mehr als 20 Fledermausarten leben in Südbaden, darunter solche, die kaum anderswo in Deutschland zu finden sind, so die Mitteilung weiter. Eine echte Besonderheit sei aber das Vorkommen der Wimperfledermaus, deren Hauptvorkommen innerhalb der Bundesrepublik in Südbaden liegt.

Die größte deutsche Kolonie dieser Art bewohne seit vielen Jahren den Dachboden der Kapelle auf dem Lahrer Bergfriedhof. 800 Wimperfledermaus-Weibchen kommen jedes Jahr in Lahr zusammen, um in der Zeit von April bis August ihre Jungen aufzuziehen. Fledermauskolonien wie die am Bergfriedhof können nur da entstehen, wo das Umland genug Futter bereitstellt. Der Aktionsradius der Wimperfledermaus-Kolonie ist, ähnlich wie der der meisten Fledermäuse, einige Kilometer weit. In diesem Radius habe jede Fledermaus ihre individuellen Jagdreviere, die sie jede Nacht aufsucht, so die Stadt.

Wahrscheinlich haben vor einigen Jahrzehnten auf dem Dachboden am Bergfriedhof auch Hufeisennasen-Fledermäuse gelebt, denn sie haben ähnliche Ansprüche und leben daher sehr regelmäßig im selben Quartier wie Wimperfledermäuse. Allerdings sei diese Art in der Mitte des letzten Jahrhunderts in Baden, genauso wie fast überall sonst in Deutschland, ausgestorben. Dabei war die kleine Hufeisennase bis dahin eine der häufigsten Arten Süddeutschlands. Ihr rascher und dramatischer Zusammenbruch sei Folge des Einsatzes der Pestizide DDT und Lindan in Land- und Forstwirtschaft sowie in Form von Holzschutzmitteln auf Dachböden gewesen. Auch fast alle übrigen Fledermausarten litten stark darunter, Hufeisennasen traf es aber am härtesten. Nach dem Verbot dieser Substanzen im Jahr 1973 dauerte es lange, bis sie allmählich aus den Nahrungsnetzen wieder verschwanden.

Weil nun seit einigen Jahren die noch vorhandenen Restvorkommen, beispielsweise im Elsass wieder anwachsen, gibt es durchaus Grund zur Hoffnung, dass Hufeisennasen den Weg zurück nach Lahr finden und bald wieder eine Wohngemeinschaft mit den Wimperfledermäusen bilden, so die Mitteilung abschließend.