Reichenbach - Die vierte Reichenbacher Heimatbrief ist erschienen. Er berichtet über den Wandel der Fronmatte vom Bereich der Kleingärten und eines Biotops zum ersten größten Wohngebiet nach dem Krieg. Zur 875-Jahr-Feier erschien 2014 das Reichenbacher Heimatbuch. Die Autoren sammeln seither Beiträge aus Vergangenheit und Gegenwart, um Wissenswertes dem Vergessen zu entreißen.

In dem neuen Heimatbrief, der im Lauf dieser Woche ausgeliefert wird, beschreibt Edgar Baßler, einer der Autoren des Reichenbacher Heimatbuchs, detailliert und kenntnisreich, warum und wie sich dieses Gebiet zwischen Schutter und altem Dorf so grundlegend verändert hat.

Viele ältere Mitbürger erinnern sich noch, wie auf diesem gemeindeeigenen Gelände, das seit Menschengedenken Fronmatte, also "Herrenmatte" hieß, viele Reichen-bacher Familien ihre Kleingärten bepflanzten, die vor allem in den schwierigen Kriegs- und Nachkriegszeiten überlebenswichtig waren. Natürlich kam es immer wieder vor, dass Leute dort ernten wollten, wo sie nicht gesät hatten, und manches Obst oder Gemüse wurde stibitzt, sodass der Feldhüter in den Sommer- und Herbstmonaten alle Hände voll zu tun hatte. Zur Schutter hin waren diese Kleingärten durch einen breiten Schilfgürtel getrennt, den man heute als Biotop bezeichnen würde. Nach dem mühevollen Arbeiten in den Gärten oder kleinen Feldern schenkte ein Sprung in die Schutter erfrischende Erholung, denn das "Freibad" für die Reichenbacher lag ja nur einen Katzensprung entfernt. Allerdings galten strenge Regeln: Die Badezeiten waren nach Geschlechtern getrennt, doch hielten sich nicht allzu viele an diese gemeindebehördliche Anordnung.

Die Geschichte der Fronmatte, wie sie Edgar Baßler minuziös auflistet, handelt nicht von der Schönheit eines Gartens oder vom Nutzen eines Biotops. Seine Ausführungen schildern das krasse Gegenteil. Sie beschreiben den Verlust von beidem und versucht zu verstehen, warum in diesem Fall Gärten und Biotop an Bedeutung verloren und einem Baugebiet Platz gemacht haben, der schließlich die gesamte Fronmatte umschloss. So bietet dieser Aufsatz eine hervorragende Gelegenheit, eine Zeit kennen- und verstehen zu lernen, die gerade mal 70 Jahre zurückliegt und die aufzeigt, wie rasant die Entwicklungen und Veränderungen auch in Reichenbach vor sich gingen.

Heimatbrief

Die Bezieher des Reichenbacher Mitteilungsblatts erhalten den vierten Heimatbrief im Laufe der Woche kostenlos zugestellt. Er ist auch bei der Ortsverwaltung Reichenbach, bei der Firma Elektro-Billian, im Gebäude der Volksbank oder bei Albert Beck und den Vorstandsmitgliedern erhältlich.