Walter Schmidt wog in seiner aktiven Zeit in den 1970-Jahren 135 Kilo bei einer Größe von 1,92 Metern.         Foto: Archiv IG Sport Lahr Foto: Lahrer Zeitung

Geburtstag: Walter Schmidt wird 70 Jahre alt / Beim Hammerwerfen in Lahr schrieb er Sportgeschichte

Walter Schmidt dürfte der erfolgreichste Lahrer Sportler sein – er stellte in den 1970er-Jahren zwei Weltrekorde im Hammerwerfen auf, einen davon am Altvater in Lahr. Am Dienstag hat er in Frankfurt seinen 70. Geburtstag gefeiert.

Lahr (dbi/sl). Schmidt ist am 7. August 1948 in Lahr geboren, hat am Max-Planck-Gymnasiums Abitur gemacht und war Leichtathlet des TV Lahr. In seiner Heimatstadt hat er auch Sportgeschichte geschrieben, woran sich Lahrs "Mister Leichtathletik" Dieter Binner, damals Veranstaltungsleiter des Events am Altvater, erinnert: "Der TV Lahr feierte sein 125-jähriges Bestehen. Zu den Jubiläumsfeierlichkeiten gehörte auch ein Leichtathletiksportfest im Stadion Klostermatte. In das Wettkampfprogramm hatte ich auch das Hammerwerfen aufgenommen, hatte unser Verein doch mit dem damals 23-jährigen Walter Schmidt den neben Uwe Beyer besten Hammerwerfer Deutschlands in seinen Reihen. Auf der Klostermatte gab es für Hammerwerfen keinen Abwurfring und kein Schutzgitter, das gab es alles auf dem Werferplatz beim Athletenheim auf dem Altvater.

Dahin pilgerten nach Beendigung der Wettkämpfe auf der Klostermatte viele Zuschauer. Um 18.30 Uhr begann dort der Wettkampf, sieben Werfer stellten sich der Konkurrenz. Der erste Versuch von Walter Schmidt war schon sehr weit, 74,80 Meter, neue persönliche und Jahresweltbestleistung, der zweite Rang in der Weltrangliste.

Den alten Weltrekord um 1,50 Meter verbessert

Vor dem zweiten Versuch konzentrierte er sich etwas länger. Nach drei Drehungen begleitete ein lauter Schrei die 7,257 Kilogramm schwere Eisenkugel aus Wolframmetall. Die meisten ahnten, was der Lahrer jetzt erreicht hatte. Nach Ablesen der Weite am 100-Meter-Stahlbandmaß verkündete ich lautstark (ein Mikrofon gab es nicht) den neuen Weltrekord mit sensationellen 76,40 Metern. Um sage und schreibe 1,50 Meter hatte er den bis dahin offiziell geführten Weltrekord von Uwe Beyer verbessert."

1974 und 1975 wurde Schmidts Weite von drei anderen Hammerwerfern verbessert, aber der Lahrer holte sich den Weltrekord am 14. August 1975 in Frankfurt wieder zurück, schleuderte die 7,257 Kilo schwere Eisenkugel auf 79,30 Meter. Auch dieser Weltrekord hielt drei Jahre.

Schmidt war ein Modellathlet, bei einer Größe von 1,92 Metern hatte er ein Wettkampfgewicht von 135 Kilogramm. Bei der Leichtathletik-Europameisterschaft 1971 in Helsinki wurde er Fünfter. An den olympischen Spielen in München konnte er wegen einer Rückenverletzung nicht teilnehmen. Bei den olympischen Spielen 1976 in Montreal wurde er mit 74,72 Metern ebenfalls Fünfter. Danach ist er von der Stadt Lahr und dem damaligem OB Philipp Brucker bei einem Empfang im Rathaus geehrt worden.

Nach seinem Studium in den 1970-er Jahren in Darmstadt lebt Walter Schmidt seit nun fast vier Jahrzehnten in Frankfurt-Bonames. Er war Studienrat am Freiherr-von-Stein-Gymnasium in Frankfurt, wo er Geografie, Sport und Gemeinschaftskunde unterrichtete. Als seine Mutter noch lebte, war er noch öfters in Lahr.

Walter Schmidt hat im reifen Alter seine langjährige Lebensgefährtin geheiratet, mit der er nun seinen Ruhestand genießt.

Walter Schmidt hat 1976 in einem Fernseinterview zugegeben, gedopt zu haben. Er rechtfertigte sich damit, dass er sonst mit internationalen Konkurrenten, die ebenfalls verbotene Substanzen nahmen, nicht hätte mithalten können. Beim Neujahrsumtrunk des TV Lahr 2018 referierte Sportwissenschaftler Andreas Singler über das Thema Doping, kam dabei auch auf Schmidt zu sprechen. Er sagte über den gebürtigen Lahrer: "Ich möchte ihn und seine Leistung nicht diskreditieren." Im Gegenteil, er rechne es Schmidt hoch an, dass er den Konsum von Anabolika zugegeben und darüber gesprochen habe. "Damit hat er sehr geholfen, Probleme zu verstehen", sagte Singler.