55 Schüler nehmen zurzeit an den Lernbrücken im Max-Planck-Gymnasium teil, hier mit Lehrer Moritz Schwier. Foto: Schabel

Bildung: Schulen bereiten sich auf Neustart vor / Auch eine kurzfristige Schließung wird einkalkuliert

Lahr - Nach Monaten ohne regelmäßigen Präsenzunterricht sollen Kinder und Jugendliche ab Montag wieder normal in die Schule gehen. Dabei wird der Alltag an den Lahrer Bildungseinrichtungen auch nach den Ferien von der Pandemie bestimmt.

Das MPG muss wegen Bauarbeiten improvisieren 

Im Max-Planck-Gymnasium muss nicht nur wegen der neuen Corona-Schul-Verordnung, die am 14. September in Kraft tritt, improvisiert werden. Denn im MPG sind größere Sanierungsarbeiten im Gange, für die etwa das Sekretariat in den Kunstraum umgezogen ist. Auch Schulleiter Christoph Bohn hat ein Übergangsbüro bezogen, das statt einer Tür eine Plastikplane hat. Im Gespräch mit unserer Redaktion versichern der Rektor und sein Stellvertreter Dieter Faißt aber, dass der Schulbetrieb von den Arbeiten nicht gestört wird. Die Schüler würden ab Montag gute Bedingungen vorfinden.  

Max-Planck-Gymnasium: Nach den Ferien soll der aus Vor-Corona-Zeiten gewohnte Schulalltag so weit wie möglich wieder hergestellt werden, so die Vorgabe des Kultusministeriums. Auch die Abstandsregel soll zugunsten eines reibungslosen Unterrichts außer Kraft gesetzt werden, stattdessen soll es Gruppen in fester Zusammensetzung geben. Für das MPG heißt das, dass die Schüler wieder in ihren gewohnten Klassen unterrichtet werden.

In den letzten Wochen des alten Schuljahres waren die Klassen halbiert worden: Die Schüler hatten einen Tag Präsenzunterricht in der Schule, am nächsten Tag mussten sie allein zuhause lernen. Ein System, dem Bohn und Faißt durchaus etwas Positives abgewinnen können: In den kleineren Gruppen sei ein effektives Unterrichten möglich gewesen. Durch die Rückkehr zur alten Klassenstärke werde demgegenüber das Gemeinschaftsgefühl gestärkt.

Jungen und Mädchen haben gemeinsam Sportunterricht 

Geplant ist, dass die Schulklassen unter sich sind, damit im Infektionsfall nur eine Klasse zu Hause bleiben muss und nicht die ganze Schule. Im MPG war zum Beispiel der Sportunterricht der sechsten bis zehnten Jahrgangsstufen bisher nach Geschlechtern getrennt. Jungen und Mädchen blieben beim klassenübergreifenden Sport jeweils unter sich. Das ändert sich, nach den Ferien haben die Jungen und Mädchen einer Klasse gemeinsam Sportunterricht.

Wie jedes Jahr zum Ende der Sommerferien müssen Bohn und Faißt zurzeit das neue Schuljahr vorbereiten. In Pandemie-Zeiten kommen noch ganz neue Aufgaben hinzu, zum Beispiel die Organisation der Lernbrücken in den letzten beiden Ferienwochen, die am MPG von 55 Schülern besucht werden. Sie holen Lernstoff nach, der bei ihnen wegen der Pandemie zu kurz gekommen war.

Der Schulhof wird in Sektoren aufgeteilt

Bohn und Faißt überlegen zurzeit aber auch, wie sie den MPG-Hof in vier Sektoren aufteilen können – damit sich die Schüler in der großen Pause nicht zu nahe kommen. Fest steht, dass es am MPG erstmals zwei große Pausen geben wird (um 9.15 und um 11 Uhr), wobei dann jeweils vier Jahrgangsstufen gemeinsam auf den Hof gelassen werden. Schüler, die auch nachmittags Unterricht haben, müssen sich im neuen Schuljahr indes ein zusätzliches Vesper mitnehmen, da die MPG-Mensa geschlossen sein wird. Schließlich sollen größere Menschenansammlungen ja vermieden werden.

Nach den Sommerferien werden die 740 Schüler und 75 Lehrer des MPG die aus dem alten Schuljahr bekannte Einbahnregelung wieder vorfinden. Der Bio-Anbau wird etwa von Jungen durch die Jungen-Toilette und von Mädchen durch die Mädchen-Toilette betreten. Der vorherige Eingang dient als gemeinsamer Ausgang.  

Scheffel-Gymnasium: "Bei uns haben die neuen Fünftklässler einen persönlichen Brief mit Foto von ihrem Klassenleiterteam erhalten. Denn der Kennenlernnachmittag, den wir sonst immer im Sommer veranstalten, konnte dieses Jahr nicht stattfinden", berichtet Antje Bohnsack, kommissarische Schulleiterin. Alle anderen Klassen beginnen am Montag – mit einem etwas anderen Programm als in den Vorjahren. "Bewegungsarmut, das ist unser großes Manko", bedauert Bohnsack, "deshalb werden die Klassen am ersten Tag zeitlich versetzt auf dem Pausenhof abgeholt."

Anschließend werde es im Klassenverband eine Präsentation zu den Hygieneschutzmaßnahmen geben. "Die Präsentation entwickeln wir gerade mit unserer neuen Hygienebeauftragten. Sie hat den notwendigen Corona-Blick", so Bohnsack. Sollte die Schule kurzfristig geschlossen werden müssen, seien Kollegium und Schüler darauf vorbereitet. Die Schulungen für die E-Learning-Plattform hätten bereits am Ende des alten Schuljahres begonnen. Dabei wurden Lehrer und Schüler ausgewählt und als Ansprechpartner für Kollegium und Schüler eingesetzt.  

Clara-Schumann-Gymnasium: "Liebgewonnene Traditionen zum Schuljahresanfang können dieses Jahr leider nicht stattfinden", beklagt Rektor Joachim Rohrer. "Normalerweise gäbe es eine feierliche Veranstaltung mit Musik in unserer Alten Turnhalle, das wäre unter den aktuellen Umständen aber eher kontraproduktiv." Stattdessen starten alle Klassen direkt in ihren Klassenräumen.

Um die Schüler trotzdem nach den Sommerferien willkommen zu heißen, wird sich Rohrer per Lautsprecherdurchsage in die Klassenzimmer einschalten – "man muss eben ein bisschen improvisieren". Einen Mund- und Nasenschutz müssen die Kinder mitbringen. Für die Lehrer stehe im Lehrerzimmer bereits ein ganzer Stapel Einweg-Masken bereit – "eher zum Ausweichen, falls die eigene Stoffmaske aus Versehen zuhause liegen geblieben ist", so der Rektor.

Jeder Lehrer erhält drei Schutzmasken

Drei Masken stehen jedem Lehrer zur Verfügung. "Bei 50 Kollegen kommen wir da bis zu den Weihnachtsferien auf rund 10 000 Masken", so Rohrer. "Da muss man sich schon fragen, ob man diesen Müllballen produzieren möchte." Deshalb sei er für waschbare Masken.

August-Ruf-Bildungszentrum Ettenheim: Vier neue fünfte Klassen starten am Dienstag am BIZ ins neue Schuljahr. Jeder Fünftklässler darf für den Start in den neuen Lebensabschnitt nur eine Begleitperson mitbringen, teilt Schulleiterin Beate Ritter mit. Die fünften Klassen werden der Reihe nach in der Mensa begrüßt.

Auch die Einschulungsfeier für die Erstklässler am 19. September wird nach Klassen gestaffelt, des Infektionsschutzes wegen. Ritter betont auf Nachfrage das Gemeinschaftsgefühl an der Schule. "Dank der Möglichkeit von Videositzungen können wir klassen- und jahrgangsübergreifend mit den Schülern kommunizieren", so die Rektorin. Gerade in Krisensituationen ginge es darum, zusammenzuhalten.  

Werkreal- und Realschule Friesenheim: "Aus den vielen Fragezeichen, die es dieses Jahr gibt, versuchen wir das Beste zu machen", erklärt Schulleiterin Angelika Philipzen. "Falls es wieder Fernunterricht geben sollte, sind wir mit 100 neuen Endgeräten gewappnet. Die Schüler können diese über ein Online-Leihsystem borgen", so die Schulleiterin.

Jedoch könnten Arbeitsgemeinschaften wie "Italienisch Kochen", "Geocaching", "Chor" und "Mountainbiking", die bei den Schülern auf große Resonanz stießen, aufgrund des Infektionsschutzes nur für Ganztags- schüler stattfinden – und das nur klassen- und nicht jahrgangsübergreifend. In den Abschlussklassen werden die Kernfächer von zwei Lehrern gleichzeitig unterrichtet. So sollen Lernlücken geschlossen und Leistungsschwächere gefördert werden.

Ihren Veranstaltungskalender mit jährlichem Frühlingskonzert und einer Kunstausstellung hat die Schule zunächst einmal beibehalten. Hierfür möchte Philipzen corona-konforme Maßnahmen entwickeln. Ihr zufolge könnte der Schulalltag sehr "leblos" werden, wenn diese traditionellen Veranstaltungen wegfallen würden.

So wurde die Maskenpflicht eingehalten 

Ab der fünften Klasse  gilt in weiterführenden Schulen  weiterhin eine Maskenpflicht außerhalb des Unterrichts, also etwa  auf dem Hof oder für den Gang zur   Toilette, nicht aber im Unterricht. Wer möchte, kann sich und andere jedoch mit einer Maske vor einer möglichen Ansteckung im Klassenzimmer schützen.  Die von uns befragten Schulleiter haben angegeben, dass die Maskendisziplin an ihren Schulen hoch war – fast alle   hätten sich daran gehalten.