Ousman Bojang (am Ball) traf in der ersten Halbzeit zum zwischenzeitlichen 1:1. Gegen die Ex-Kollegen von Gabriel Gallus (links, in Blau) reichte Bojangs Tor jedoch nicht aus. Das Pokalfinale im Freiburger Schwarzwaldstadion bleibt dem SC Lahr damit verwehrt.Fotos: Künstle Foto: Lahrer Zeitung

Fußball: Oberligist SV Oberachern nutzt Chancen besser und gewinnt 3:1 / Starke zweite Halbzeit der Gastgeber wird nicht belohnt

Lahr - Das Pokalfinale im Freiburger Schwarzwald-Stadion bleibt dem SC Lahr verwehrt. Beim 1:3 gegen den SV Oberachern war der Sportclub zwar ebenbürtig, allerdings nutzte der Oberligist seine Chancen besser und durfte so am Ende jubeln.

Halbfinale ist kein gewöhnliches Spiel 

Verbandspokal, Halbfinale der Saison 2019/20: SC Lahr – SV Oberachern 1:3 (1:2). Dass es kein gewöhnliches Spiel ist, dass der SC Lahr hier bestreiten wird, merkten die Besucher des Stadions an der Dammenmühle am Samstagabend bereits am Eingang. Statt auf schnellstem Wege, wurden die Zuschauer über einen kleinen Umweg auf das Sportgelände geführt. Auch innen war einiges anders: Zuschauer mussten Abstand halten, an vielen Stellen sorgten Ordner für einen geregelten Ablauf, ein Einbahnstraßensystem, das mit Neonfarbe auf den Boden gesprüht wurde, sollte zudem die Laufwege der Besucher im Sinne des Hygienekonzepts regeln.

Zurückhaltender Beginn

Auf dem Feld, wo der Verbandsligist aus Lahr den Oberligisten SV Oberachern empfing, war von Einbahnstraßenfußball allerdings nichts zu sehen. Am Anfang jedoch taten sich die Gastgeber schwer, der SVO hatte etwas mehr vom Spiel. "Ein bisschen ängstlich" befand später Petro Müller, Sportlicher Leiter beim SC, sei die Mannschaft zu Beginn aufgetreten. Der höherklassige Gast hatte am Anfang deutlich mehr Ballbesitz. Richtig zwingend wurde es jedoch zunächst auf keiner der beiden Seiten, mehr als Halbchancen gab es in den ersten 20 Minuten nicht.

Rückstand als Wachmacher

Das änderte sich, als Oberacherns Stürmer Nico Huber aus dem linken Halbfeld den Ball auf gut Glück in den Lahrer Strafraum drosch. SCL-Keeper Jona Leptig foulte beim Versuch den Ball zu erlaufen Gedeon Mulenda und Schiedsrichter Felix Ehing zeigte auf den Punkt: Huber versenkte eiskalt.

Ausgleich mit etwas Glück

Die Gastgeber brauchten in der Folge kurz, um den Rückstand zu verdauen und kamen ab Minute 25 deutlich besser ins Spiel. Vielleicht auch noch mal wachgerüttelt durch das vermeintliche 2:0, das aufgrund eines Foulspiels jedoch nicht gegeben wurde (32.). Fünf Minuten danach durften dann diejenigen unter den rund 350 Zuschauern – insgesamt waren inklusive der beiden Teams sowie Ordnern und Helfern 500 Personen im Stadion – jubeln, die es mit dem SC Lahr halten. Nach einem Freistoß von rechts kam der eigentlich schon geklärte Ball auf der linken Seite zu Sören Zehnle. Dessen Schuss aus 20 Metern verunglückte und landete von Gabriel Gallus’ Fuß bei Ousman Bojang, der aus kurzer Distanz zum umjubelten Ausgleich traf.

2:1 fällt vor der Halbzeit

Allerdings gelang es nicht, diesen in die Pause zu retten. Denn bereits in der 41. Minute war Emanuele Giardini zur Stelle, als sich Huber an der rechten Strafraumkante gegen mehrere Verteidiger durchsetzte und an den ersten Pfosten flankte. Es war ein Gegentreffer, der vermeidbar gewesen wäre. "Zur Not hätten wir Nico Huber vor dem Sechszehner foulen müssen", sagte auch Gallus.

Frank Müller orakelt

So aber ging es mit einem Rückstand in die Pause, die aufgrund des Hygienekonzepts im Freien verbracht wurde. Der Lahrer Trainer Oliver Dewes zog sich mit seiner Elf in den Schatten zurück, wo er sie auf die zweite Hälfte einstellte. Oben, unter dem Tribünendach, versuchte sich derweil Frank Müller als Orakel. "Wollt ihr wissen, wie es ausgeht?", fragte der Vorsitzende des SC Lahr die Pressevertreter. "2:2 nach 120 Minuten – und dann kommen wir weiter", zeigte er sich ganz entspannt und gut gelaunt.

In Hälfte zwei offensiver

Weniger entspannt dürfe in der zweiten Halbzeit Gäste-Trainer Mark Lerandy gewesen sein. Denn sein Gegenüber Dewes schien in der Pause die richtigen Wort gefunden zu haben, von Beginn an spielte der SC Lahr mutig nach vorne und machte sich drauf und dran, die Vorhersage ihres Vorsitzenden zu erfüllen. Einzig im letzten Spielfelddrittel wollte es nicht so richtig klappen. Mal kam der finale Pass nicht an, mal war der Abschluss zu harmlos.

Chancen nicht genutzt

Die wohl beste Chance zum Ausgleich hatte Gabriel Gallus, der teilweise von zwei bis drei seiner Oberacherner Ex-Kollegen beschattet wurde. Nach Flanke von Hakan Ilhan köpfe der Lahrer Neuzugang den Ball aus fünf Metern knapp über das Tor. Zwei Minuten zuvor hatte auch Yannic Priéto den Ausgleich auf dem Fuß, wurde jedoch im letzten Moment beim Abschluss gestört. Diesen zwei Chancen trauerte Gallus nach dem Spiel hinterher. "Hätten wir das 2:2 gemacht, hätten wir gewonnen", war er überzeugt.

Huber mit dem Doppelpack

Doch wie so oft im Fußball, rächten sich die ausgelassenen Möglichkeiten. In der 74. Minute wurde SVO-Torjäger Huber mit einem langen Ball in die Spitze geschickt, ließ Abwehr und Keeper keine Chance und traf zum 3:1 aus Gästesicht. Zwar hatten die Hausherren auch in der Folge noch mehrere Chancen, am Ende aber sollte es nicht sein. "Da war mehr drin – man darf aber auch nicht vergessen, gegen wen wir gespielt haben", bilanzierte Petro Müller nach der Partie und attestierte der Lahrer Mannschaft eine "gute Leistung". "Spieltechnisch waren wir auf Augenhöhe", befand er.

Kein Klassenunterschied

Dem widersprach auch Oberacherns Coach Lerandy bei der Pressekonferenz nicht. "Ich denke die zweite Halbzeit geht an euch, die erste an uns", sagte er in Richtung von Frank Müller und Oliver Dewes. Am Ende des Tages sei sein Team aber die Idee besser gewesen, so Lerandy. Dewes sah das ähnlich. "Man hat keinen Klassenunterschied gesehen. Aber cleverer bedeutet manchmal auch besser", sagte er, wohlwissend, dass mit einer besseren Chancenverwertung mehr drin gewesen wäre. "Aber Sätze, die mit ›wenn‹ anfangen, sind immer doof."

Dewes: Haben viel erreicht

Und auch, wenn bei den Lahrern nach Spielschluss Enttäuschung das vorherrschende Gefühl war, so zollte Dewes seiner Mannschaft großen Respekt für die gesamte Pokalsaison. "Wir haben viel erreicht", sagte er. Viel Zeit, um die Wunden zu lecken, bleibt dem SC Lahr ohnehin nicht. Bereits am Mittwoch steht in der Pokalsaison 2020/21 die erste Hauptrunde in Würmersheim an. "Dann heißt es, einen neuen Anlauf zu nehmen", blickte Petro Müller nach vorne. Auch für Oberachern steht am Mittwoch die nächste Pokalpartie an. Das Highlight jedoch wird das Finale im Freiburger Schwarzwald-Stadion am 22. August gegen den Ligakonkurrenten Rielasingen-Arlen. Die Daumen der Lahrer werden an diesem Tag für den SVO gedrückt, versprach Frank Müller bei der Pressekonferenz.

Finale dann nur im TV

Das bestätigte auch der Lahrer Neuzugang Hakan Ilhan. "Wenn ich an dem Tag nichts zu tun habe, sitze ich da vor der Glotze – bei uns läuft eh immer Fußball", sagte er mit einem Schmunzeln. Zu diesem Zeitpunkt, rund 45 Minuten nach Spielschluss, war bei ihm und seinen Teamkollegen auch die erste große Enttäuschung überwunden und der Blick ging wieder nach vorne.
Lahr: Leptig – Bürkle, Gallus, Bojang, Priéto (68. Häußermann), Kerellaj (56. Gueddin), Sö. Zehnle (62. Bologna), Grösser, Moog (62. Si. Zehnle), Monga, H. Ilhan.
Oberachern: Schmittheissler – Fritz, Sheron, Zwick, Busam (55. Ludwig), Giardini, Huber, Leberer, Tritz, Mulenda (75. Awell), Schmid (46. Ambri, 81. Asam).
Tore: 0:1 Huber (FE/22.), 1:1 Bojang (37.), 1:2 Giardini (41.), 1:3 Huber (74.).
Zuschauer: 350