Die Schüler zogen am Freitag lautstark durch die Marktstraße und machten mit Rufen und Plakaten auf ihr Anliegen aufmerksam. Fotos: Röckelein Foto: Lahrer Zeitung

Rund 300 Schüler demonstrieren. Politiker lassen sich trotz Einladung nicht blicken.

Lahr - Mit Gummistiefeln und Regenjacken ausgestattet, haben rund 300 Jugendliche in Lahr bei "Fridays for Future" für einen Wandel in der Klimapolitik demonstriert. Sanktionen für die Schüler, die dem Unterricht fernblieben, sind nicht auszuschließen.

Trotz regnerischem Wetter zogen die Jugendlichen und einige wenige Erwachsene – bewaffnet mit Regenschirmen – am Freitag durch Lahr. Halt machten sie am Max-Planck-Gymnasium und der Friedrichschule, wo sie die Schüler aufforderten, sie sollen sich "solidarisieren und mitstreiken". An beiden Schulen applaudierten ihnen Schüler auch begeistert zu, keiner mochte sich dem Zug aber anschließen.

Mit Rufen wie "Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns den Atem klaut", führte die Demonstration auch über Teile der B  415, die von der Polizei zeitweise gesperrt werden musste. Knapp eine Stunde zog die Schar lautstark durch die Stadt, drehte manch genervtem Autofahrer die Plakate zu und machte auf sich aufmerksam. Einige Menschen applaudierten von Balkonen und aus Wohnungsfenstern.

Unter die Jugendlichen hatten sich auch ein paar ältere Menschen gemischt. "Auch mit Ü 30 darf man noch demonstrieren" hieß es auf einem Plakat. "Wir finden das gut und unterstützen das", erklärte Uli Sand von der IG ÖPNV.

Lautstark zog die Gruppe durch die Markstraße und forderte Passanten auf, mitzulaufen. "Bürger lasst das Glotzen sein, reiht euch in die Demo ein". Anschließen wollte sich aber auch hier niemand.

Danach versammelten sich die Demonstranten wieder am Rathausplatz. An diesem Tag werde weltweit in mehr als 100 Ländern für das Klima gestreikt, erklärte Sebastian Schwärzel, Schüler des Scheffel-Gymnasiums. "Unsere Anwesenheit richtet sich nicht gegen unsere Schulpflicht, sie richtet sich gegen die systematische Zerstörung unseres Planeten." Auch Mia Heindl, Sprecherin der Lahrer Schüler, fand deutliche Worte: "Wir sind die erste Generation, die die Folgen des Klimawandels zu spüren bekommt, und die letzte, die den Klimawandel verhindern kann. Euer Schulabschluss wartet, das Klima nicht", wandte sie sich an die jungen Demonstranten.

Nachhilfe als Strafe für die Schulschwänzer

Bereits bei der letzten Kundgebung der Umweltbewegung Mitte Februar, an der rund 250 Menschen teilnahmen, hatten Schulleiter mit Sanktionen, wie im schlimmsten Falle einen Eintrag im Zeugnis, gedroht.

Zumindest am Max-Planck-Gymnasium ist es zu keinen ernsteren Konsequenzen gekommen. "Wir mussten Nachhilfe geben und beim Tag der offenen Tür aushelfen", erklärt Lukas Rothmann, der die Demo auch angemeldet hat. Es sei aber nicht auszuschließen, dass die Sanktionen bei öfteren Fehlzeiten verschärft werden, fügt Laura Däuber, ebenfalls vom Max-Planck-Gymnasium, an.

Zu der Demo waren auch Landtagsabgeordnete eingeladen worden. Sandra Boser (Grüne) sowie Gabi Rolland (SPD) hätten ursprünglich zugesagt, sagt Enrico Schandl. Aufgetaucht sind sie aber nicht. "Wenn trotz Einladung kein Landtagsabgeordneter auftritt, muss man sich fragen, wie viel Interesse sie wirklich an der Jugend und der Umwelt haben. Das ist schon ein trauriges Bild", sagte Sebastian Schwärzel entrüstet.

"Es wird auch künftig Reaktionen von uns geben", erklärte Schüler Sebastian Schwärzel, "die Demonstrationen waren nur der Anfang". Bereits am heutigen Samstag sei in Offenburg eine größere Demonstration für den Klimaschutz geplant. Auch in Lahr soll es in naher Zukunft eine Samstagsdemonstration geben, so Schwärzel. "Dann könnt ihr auch eure Eltern und Nachbarn mitnehmen."