Heiß begehrt waren die von den Schergässlern am vergangenen Samstag angebotenen Schlachtplatten. Foto: Vögele Foto: Lahrer Zeitung

Vereinsleben: Schergässler geben ihren Gästen Fleischspezialitäten mit nach Hause

Reichenbach (av). "Außergewöhnliche Zeiten erfordern außergewöhnliche Maßnahmen": Getreu dieser alten Volksweisheit handelte die Reichenbacher Fasentzunft "Schergässler" am vergangenen Samstag. Alles dürfe doch nicht durch die Corona-Beschränkungen den Gereutertalbach hinunter schwimmen. Denn neben vielen Veranstaltungen jeglicher Art stand auch das beliebte Schlachtfest auf der Kippe.

Doch die findigen Schergässler machten aus der Not eine Tugend: Zwar ist es nicht möglich, in geselliger Runde das traditionelle Schlachtfest im Nörgler zu feiern. Doch die kulinarischen Genüsse sollten den Freunden der Richebacher Fasent nicht vorenthalten werden.

So hatten sie noch einmal "Schwein gehabt" – im wahrsten Sinn des Wortes. Die Fasentzunft hatte zum 19. Mal zu diesem herbstlichen Ereignis eingeladen. In aller Früh waren Jürgen und Matthias Wieseke mit einigen Ehrenzunfträten bei der Arbeit, viele Helferhände wurden gebraucht: zum Schlachten und als Küchenpersonal. Es galt, Zwiebeln und Knoblauch zu schneiden, Kartoffeln zu schälen und alles vorzubereiten. Da in den Räumen kein Publikumsverkehr herrschte, konnten die Hygienevorschriften mühelos eingehalten werden.

Dank dieser tatkräftigen Mithilfe konnten nach traditioneller Art die Schlachtplatten mit üppigen kräftigen Speisen wie Metzelsuppe, Kesselfleisch, Blut- und Leberwurst, Kartoffelpüree und Sauerkraut angeboten werden. Zur Mittagszeit reihten sich die Interessenten geduldig in die vorgeschriebene Reihe, um den nötigen Abstand einzuhalten und gesittet auf die Ausgabe der deftigen Schlachtplatten zu warten.

Zu früheren Zeiten fanden im Spätherbst nahezu in jedem Haus und Hof des Dorfes – wie überall im Schwarzwald – Hausschlachtungen statt, um für den langen Winter mit "Schweinerem" gerüstet zu sein. Viele erinnerten sich an die unzähligen Vorbereitungen, das Einkaufen seltener Gewürze wie Koriander oder Majoran, die Aufregung, wenn der Haus-metzger anrückte und beim Schlachten Kinder manche Tränen vergossen, es sich aber dennoch hinterher bei der "Metzelsuppe" gütlich taten.

Heute sind diese deftigen Schlachtfeste mit ihrem geschäftigen Treiben und ihren Spezialitäten kaum noch zu finden. Oberzunftmeister Thomas Fischer dankte allen, die zum Gelingen des Schlachtfests und vor allem auch für die keine Wünsche offen lassende Güte der Spezialitäten beigetragen hatten.