Stolz auf das Projekt: Die Schüler der Klasse 10a, die Projektleiterin Margarete Rocholl (vorne links), Rektor Günter Ugi (Zweite Reihe, links) und Thorsten Mietzner (Dritte Reihe, links) Foto: Baublies Foto: Lahrer Zeitung

Schüler der Friedrichschule haben die Schrift "Stolpersteine in Lahr" verfasst / Kurzbiografien der Opfer

Von Endrik Baublies

Lahr. Stolpersteine gibt es in der Stadt seit dem Jahr 2004. Schüler der Klasse 10a, Jahrgang 2013/14 der Friedrichschule, haben jetzt ein Buch "Stolpersteine in Lahr" veröffentlicht.

Derzeit gibt es in der Stadt mehr als 20 Stolpersteine, die Orte markieren, wo Mitbürger lebten, die Opfer der Verfolgungen im Dritten Reich geworden sind. Das Buch erzählt aber mehr. Hildegard Katterman engagierte sich als Lehrerin in der Stadt in den 50er- und 60er-Jahren für eine offensive Beschäftigung mit dem Nationalsozialismus. Damals eckte sie damit an. Im Buch "Stolpersteine in Lahr" wird auch an diese Frau und ihr Engagement erinnert.

Am Donnerstagabend stellten alle Autoren, Herausgeber und Pädagogen das Buch in der Schule vor vielen Gästen vor. Thomas Erling, einer der Autoren, erzählte vom "hautnahen Erleben". Schüler hatten sich mit dem Ehepaar Uri und Atara Rosenfelder sowie mit Giora Ullmann an den Stolpersteinen getroffen, die an die Opfer in der Familie erinnern. Erling ergänzte hier den Eindruck und ein Motiv aller Autoren, dass das Buch das Gedenken an die Opfer bewahren sollte.

Margarete Rocholl, die anlässlich der Vorstellung des Buches aus Paris zurück in die Schule gekommen war, ergänzte die Motivation so: "Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist." Rocholl hatte zusammen mit der Klassenlehrerin Nicole Beyer die Schüler bei der einjährigen Arbeit, den Recherchen und dem Verfassen der Texte unterstützt. Sie zitierte den ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker, der am 8. Mai 1985 im Deutschen Bundestag in Bonn folgenden Satz gesagt hatte: "Wer aber vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart." Rocholl ergänzte, dass das Buch daher den Zweck habe, "auf keinen Fall zu vergessen, was passiert ist".

Bürgermeister Guido Schöneboom dankte allen Autoren für deren "engagierte Arbeit". Er war beeindruckt, dass Schüler, die heute hier in Frieden aufgewachsen sind, die Geschehnisse der Jahre 1933 bis 1945 in Lahr aufarbeiten würden. Dafür sprach er der gesamten Klasse "Respekt und Anerkennung für die Arbeit" aus. Eine weitere Besonderheit, die der Beigeordnete anmerkte, ist, dass einige der Schüler – oder deren Eltern – selbst einen Migrationshintergrund haben. Zu einer anderen Zeit hätten sie Opfer der Verbrechen im Dritten Reich werden können.

Das Buch enthält Kurzbiografien zu allen Menschen, an die Stolpersteine in Lahr erinnern. Die Schüler haben dazu mit Gunter Demnig, dem Initiator der Stolpersteine, gesprochen. Gardy Ruder, die an den ersten Stolpersteinen in Lahr beteiligt war, erzählt die Geschichte dieser Erinnerung. Thorsten Mietzner, der neben dem Vorsitz im Historischen Verein als Historiker im Stadtarchiv tätig ist, hat das Kapitel geschrieben: "Wer zählt die Opfer, wer nennt die Namen?".

INFO

Stolpersteine

Das Buch "Stolpersteine in Lahr" hat der Historische Verein für Mittelbaden, Regionalgruppe Geroldsecker Land herausgegeben. Autoren sind die Schüler der Klasse 10a, Jahrgang 2013/14 der Friedrichschule. Das Buch ist im Verlag Regionalkultur erschienen.