Zur Kinderbetreuung in Lahrer Kitas hat der Gesamtelternbeirat die OB-Kandidaten befragt. Foto: Archiv Foto: Lahrer Zeitung

Wahl: Gesamtelternbeirat der Kindertagesstätten befragt Christine Buchheit, Jürgen Durke, Markus Ibert, Lukas Oßwald und Guido Schöneboom

Lahr (red/sm). Der Vorstand des Gesamtelternbeirats der Kindertagesstätten in Lahr hat den Kandidaten zur Oberbürgermeister-Wahl sechs Fragen gestellt. "Dabei haben wir versucht, die Fragen zu stellen, die den Eltern aktuell am Herzen liegen und noch nicht konkret beantwortet worden sind", so der Vorstand. In den Fragen geht es um allgemeine Kita-Qualität, Sicherheit und das Fachpersonal, die die Kinder betreut.

1. Was können Sie sich vorstellen um den Beruf der „Erzieherin“ attraktiver zu machen?

2. Wo sehen Sie Gründe für den Fachkräftemangel dieser Berufssparte und wie wollen Sie gegen den Fachkräftemangel in diesem Bereich vorgehen?

3. Wie sehen Sie die Entwicklung der Gebühren? Was denken kann unternommen werden, dass diese bei gleicher Qualität stabil bleiben?

4. Wie werden Sie die Verkehrssicherheit vor Kindertagesstätten und Schulen erhöhen?

5. Wie denken Sie über die kurzfristige Vorverlegung des Einschulungs-Stichtags auf den 30. Juni für das kommende Schuljahr? Wie kann mit den Folgen umgegangen werden (belegte Plätze / Kosten durch bereits durchgeführte Einschulungsuntersuchungen etc.)?

6. Haben Sie Ideen, wie Eltern sich in Kindertagesstätten mehr an Aktionen beteiligen? Wie kann man diese wieder als helfende Hände gewinnen?

Einigkeit erzielt werden konnte in den Punkten der besseren Bezahlung, besseren Weiterbildungsmöglichkeiten und in einer besseren Anerkennung des Berufsbilds der pädagogische Fachkraft.

Christine Buchheit betont , dass bei krankheitsbedingten Ausfällen "ausreichend Springerinnen und Springer zur Verfügung stehen" müssen, "damit das vorhandene Personal nicht überstrapaziert wird", berichtet der Vorstand des Gesamtelternbeirats.

Guido Schöneboom werbe damit, dass die Stadt Lahr als Arbeitgeber "bereits zum zweiten Mal als familienfreundlicher Arbeitgeber zertifiziert" worden ist.

Neben einer "Reduzierung der Wochenarbeitszeit" und einer "flexiblen Arbeitszeitregelung" ist für Jürgen Durke genauso wichtig, das Umfeld der Fachkräfte mit "unentgeltlichen Nebenleistungen", wie etwa kostenlosen "Früchten und Getränken" im Arbeitsalltag zu stärken, so der Vorstand.

Markus Ibert setzt laut Vorstand seinen Schwerpunkt bei einer Optimierung und Verschlankung der Abläufe (Dokumentationspflichten, Abrechnungen usw.) in den Einrichtungen, um den Erziehern "damit mehr Zeit für ihre eigentliche sehr wichtige Arbeit" zu geben. Auch möchte er als OB direkt über "wichtige Entwicklungen, Aufgabenstellungen, gesetzliche Rahmenbedingungen und die Finanzierungsanforderungen von den Betroffenen informiert werden".

"Bei der zweiten Frage haben wir die OB-Kandidaten gefragt, worin sie die Gründe für den Fachkräftemangel in dieser Berufssparte sehen und wie sie als Oberbürgermeister der Stadt Lahr dagegen halten möchten", so der Gesamtelternbeirat. "Natürlich steht diese Frage in großem Zusammenhang mit der ersten Frage. Aus diesem Grund verweisen die Kandidaten auf ihre dortigen Antworten und sehen einen großen Punkt in der allgemeinen Steigerung der Attraktivität des Berufsbildes im Allgemeinen.

"Bund und Länder sind gefragt hier Akzente zu setzen", sagt Guido Schöneboom. Er fügt hinzu, dass die Verwaltung der Stadt Lahr aktuell darüber diskutiert, "fachfremde Aufgaben" von einer Verwaltungskraft in den Einrichtungen übernehmen zu lassen, damit könnten Leitung und Erzieher mehr pädagogisch arbeiten".

Lukas Oßwald sieht die Not " speziell in Lahr" im Bereich des "bezahlbaren Wohnens". Für ihn suchen Erzieherin oder Erzieher eine Arbeit dort, wo sich eine bezahlbare Wohnung findet.

Als einen anspruchsvollen Beruf, der Belastungen und Verantwortung mit sich bringt, beschreibt Jürgen Durke die Arbeit der Erzieher und spricht sich dafür aus, dass der Beruf verstärkt für männliche Auszubildende beworben werden sollte. Damit werde das Bewerberfeld natürlich größer, aber er schreibt auch, dass "viele junge Männer" diesen Ausbildungsberuf nicht für sich geeignet sehen. Für ihn ist klar: "Attraktive Ausbildungsförderungen und -angebote müssen geschaffen werden."

Markus Ibert führt bei der Beantwortung der Frage. worauf der aktuelle Fachkräftemangel beruht, auf, dass die Bundespolitik durch den Rechtsanspruch auf einen Krippen- /Kitaplatz dieses Resultat gefördert habe. Die Bundesregierung habe nicht konsequent darauf reagiert, dass Fachkräfte vorhanden sein müssen, um diesen Rechtsanspruch erfüllen zu können. Er werde als OB "den berechtigten Anliegen der Erzieherinnen Gehör schenken" und sich dafür einsetzen, dass dieser " wunderbare Beruf eine höhere Wertschätzung und Anerkennung bekommt. Wichtig sei eine Arbeitsentlastung. Eine Erhöhung des Personalschlüssels müsse sehr genau geprüft werden.

Für Christine Buchheit ist es für Lahr ein großer Pluspunkt, die Fachschule für Sozialpädagogik direkt im Lahrer Stadtgebiet zu haben, um "direkt Nachwuchs von der Ausbildung zu übernehmen". Als weitere Option fügt sie hinzu, "ältere Kolleginnen und Kollegen zu reaktivieren". Damit könnte man Fachkräfte, die bereits in Rente sind, unter anaderem mit stundenweisen Angeboten gewinnen. Eine weitere Idee ist es, "Teilzeitkolleginnen und -kollegen zu ermutigen, ihre Stundenzahl aufzustocken".

Ein sehr großes Thema bei den Eltern ist natürlich immer die Frage nach der Höhe der aktuellen Gebühren, so der Vorstand weiter. Zuletzt wurden diese zum 1. Januar 2018 angehoben. Mit Lukas Oßwald soll es keine Erhöhung der Gebühren geben. Er habe als Stadtrat immer gegen diese Gebührenerhöhungen gestimmt. Auch er möchte eine gebührenfreie Kindertagesstätte, denn "dort ist das Geld, welches im Stegmattensee buchstäblich bis heute versickert, viel besser aufgehoben".

"Gebührenentwicklung darf keinen Einfluss auf die Qualität haben" – damit beginnt Jürgen Durke und fügt hinzu: "Bei fehlenden Geldern müssen die Kommunen unterstützend eingreifen". Er betont wie Lukas Oßwald und Guido Schöneboom, dass eine Gebührenfreiheit geschaffen werden sollte: "In Berlin ist man dazu übergegangen." Solange es keine Gebührenfreiheit gibt, ist es für ihn wichtig, dass "die Zahlungen von Menschen mit unteren Einkommen weiterhin vom Amt für Soziales und Versorgung übernommen werden".

Für Markus Ibert ist es ein Fakt, dass die "anzustrebende bessere Qualität" und der Wettbewerb um Fachkräfte die Kosten für die Stadt Lahr steigen lassen. Das könne damit gedeckt werden, wenn der städtische Haushalt eine gute wirtschaftliche Entwicklung erfährt. Christine Buchheit sage, eine Staffelung der Gebühren nach dem Einkommen der Eltern müsse geprüft werden, denn "Kindergärten übernehmen wichtige Aufgaben bei der Integration der Jüngsten". Guido Schöneboom weist auf die Initiative der SPD in Baden-Württemberg hin, die ein Volksbegehren gestartet habe, damit die Gebühren von Kindertagesstätten komplett entfallen. Laut Schöneboom hätte der Fokus darauf mit dem Gute-Kita-Gesetz gesetzt werden können, "was aber nicht geschehen ist– schade".

Für die Verkehrssicherheit vor Kindertagesstätten und Schulen sehen alle Kandidaten eine Reduzierung der Höchstgeschwindigkeit auf mindestens 30 Stundenkilometer als dringend notwendig.

Für Jürgen Durke ist dieses Thema "enorm wichtig" Er möchte neben der allgemeinen Geschwindigkeitsreduzierung auf 30 Stundenkilometer mit ergänzenden Schildern für mehr Achtsamkeit werben. Sicherheitsgeländer an den Gehwegen würden helfen, dass nicht nur Kinder, sondern auch Autofahrer die Gefahrenzone besser erkennen.

Regelmäßige Kontrollen sind Markus Ibert wichtig, zusätzlich sollten sichere Parkplätze für Räder und Autos vor Kindergärten und Schulen geschaffen werden.

Christine Buchheit möchte die Aufklärungsarbeit von Seiten der Kindertageseinrichtungen ausbauen und Eltern ermutigen, mit den Kindern zu Fuß zum Kindergarten zu gehen. Bauliche Absperrungen und polizeiliche Kontrollen seien wichtig – gerade vor Schulen, um für ausreichend Sicherheit zu sorgen. Ein kurzfristiges und besonderes Augenmerk sollten die Einrichtungen Bottenbrunnenstraße und "Kleine Strolche" erfahren, sodass die Einrichtungen während des Baustellenverkehrs von Familien gefahrlos erreicht werden können. Die Geroldseckerschule müsse für Kinder fußläufig erreichbar bleiben. Vor allem dürften Kinder nicht durch Lastwagenverkehr in Lebensgefahr geraten.

Aus der Sicht von Guido Schöneboom hat die Stadt und die Verwaltung einen entscheidenden Beitrag zu mehr Verkehrssicherheit damit geleistet, dass die Verkehrsschule im Bürgerpark gebaut worden ist und einen sehr großen Zuspruch erhält. Schöneboom hebt die regelmäßigen Verkehrsschauen hervor, die die Stadt an neuralgischen Punkten, an Kitas oder Schulen wie auch an Übergängen zur Erreichbarkeit der Einrichtungen ausübt. Er fügt hinzu, dass sich bei Bedarf die Elternvertretungen mit der zuständigen Straßenverkehrsbehörde zusammensetzen kann, um darüber zu sprechen, ob alle Wege, Straßen zu der Einrichtung ausreichend geschützt sind.

Eine Einführung von Tempo 30 in der Stadt und in allen Wohngebieten sowie eine autofreie Innenstadt sind Lukas Oßwald sehr wichtig. Vor Kindertagesstätten sollte sogar Schritttempo gefahren werden.

Rund um das Thema der Verlegung des Stichtags zur Einschulung in Baden- Württemberg und der damit einhergehende erhöhte Platzanspruch ging die fünfte Frage. Die Landesregierung habe hier wohl bereits in Aussicht gestellt, dass die Vorlegung in Stufen erfolgen soll. Als einen "richtigen und wichtigen pädagogischen Schritt" sieht Markus Ibert die Entscheidung des Kultusministerium unter Susanne Eisenmann (CDU). Aus seiner Sicht ist das Stufenmodell gut geeignet, um die Stadt Lahr schrittweise an die Neuerung anzupassen und für ausreichend Kita-Plätze zu sorgen. Er hofft sehr, dass die Landespolitik die Kommunen nicht kurzfristig vor räumliche und erzieherische Problem stellt.

Dass das Stufenmodell kommt, ist sich Christine Buchheit sicher, "denn alles andere wäre eine übergroße Belastung". Für sie hat die Stadt Lahr dies gleich zu Beginn deutlich zum Ausdruck gebracht". Wichtig für sie ist, dass die Kinder die durch die anstehende Regelung nun erst ein Jahr später eingeschult werden, in ihrem vertrauten Kindergarten bleiben können. Trotzdem müssten ausreichend Plätze für die Kinder geschaffen werden, die neu in den Kindergarten kommen.

In eine große Bedrängnis würde es die Stadt Lahr bringen, wenn der Vorschlag der aktuellen Landesregierung zur Vorverlegung des Stichtages auf einmal erfolgen würde, sagt Guido Schöneboom. Er sehe dabei nicht nur die finanziellen Mittel als Problem, sondern genauso die Bereitstellung von genügend Plätzen. Auch er glaubt, dass die Umsetzung als Stufen-Modell die prekäre Lage etwas abfedern könnte, aber trotzdem weitere 40 Plätze im Jahr 2020 fehlen würden.

Für Lukas Oßwald wird damit die Lage der Eltern, die einen Kita-Platz suchen, noch schlechter. Trotz Rechtsanspruch und schwierigem Klageweg müsse das Angebot erhöht werden.

Bei der Staffelung der Vorverlegung, so Jürgen Durke, wäre es "gut machbar". Für ihn hat die Umstellung sogar etwas Positives , "da die Erhöhung der Platzanzahl mehr Dringlichkeit gewinnt". Dazu komme, dass die durch die in der Übergangszeit geschaffenen Kindergartenplätze für die Zeit nach der Umstellung dann genügend Plätze vorhalten könnten.

Die letzte Frage, drehte sich um die Eltern: Wie können mehr Eltern gewonnen werden, sich an mehr Aktionen zu beteiligen und im Kindergarten unterstützend zu helfen. Einen Ausbau oder die Einrichtung von Eltern-Cafés sieht Christine Buchheit als Chance. Hilfreich wäre es zum Beispiel auch. um Eltern mit Migrationshintergrund besser ansprechen zu können. Für sie wäre es denkbar, Mitmachaktionen als "positives After work-Erlebnis" zu gestalten, damit berufstätige Eltern besser abgeholt werden könnten. Wenn die Arbeitsbedingungen für die Erzieherinnen und Erzieher verbessert werden und so Druck von ihnen genommen wird, könnte sie sich vorstellen, dass die Angestellten entsprechende Konzepte selbst entwickeln und die Zeit und Mühe investieren , die notwendig ist, um Eltern zur Mitarbeit zu motivieren.

In der Übernahme von kleineren Aufgaben oder konkreten Projekte sieht Guido Schöneboom eine Möglichkeit für eine bessere Elternbindung an die Einrichtung. Ebenso wäre es für ihn denkbar, dass, wenn sich die Einrichtung nach außen öffnet, das Team auf die Eltern zugeht und in die Planungen einbezieht, eine bessere Beziehung entstehen könnte – "im Interesse der Kinder".

Lukas Oßwald meint, dass die Eltern beruflich immer mehr eingespannt sind, um ihren Lebensunterhalt zu verdiene. Er möchte sich noch mehr mit dem Thema auseinandersetzen und will sich mit Eltern und Erzieherinnen treffen, um mehr darüber zu erfahren.

Damit die Eltern motiviert werden, " müssen die Aktionen einen Mehrwert für die ganze Familie darstellen", sagt Jürgen Durke. Denn wenn sich die Familie beteiligt und einen schönen Familientag erleben kann, bringt das für ihn die entsprechenden Vorteile. Als Beispiel nennt er die "Kinder-Eltern-Tage auf dem Langenhard". So lassen sich gleichzeitig "spielerisch Lern- und Praxisinhalt vermitteln". Möglich wären für Durke auch, vertragliche Pflichtstunden zur Mithilfe der Eltern festzulegen.

Für einen Erfahrungsaustausch möchte sich Markus Ibert einsetzen, indem er als

Oberbürgermeister Termine mit der Bürgerschaft installiert. Im Allgemeinen sieht er dieses Thema als gesamtgesellschaftliches Phänomen und Problem. Er legt nahe, dass die Einrichtungen selbst sicherlich gute Ideen haben, wie man die Eltern durch persönliche Gespräche oder Umfragen einbindet und motiviert, mitzuhelfen.