Jeder Sterbefall erfordert eine individuelle Herangehensweise, sagt Janik Rottenecker, angehender Bestattungsmeister. Foto: Sadowski Foto: Lahrer Zeitung

Tod: Janik Rottenecker vom Bestattungsbetrieb Bolz hilft Angehörigen bei ihrer Trauer

Beisetzungen sind der würdevolle Abschied von einer geliebten Person. Das Lahrer Bestattungsinstitut Bolz hilft seit dem Jahr 1949 Angehörigen durch diese schwere Zeit. Ein Einblick in den Alltag.

Lahr. Mit seinen 23 Jahren gehört Janik Rottenecker noch zu den jungen Leuten. Zu denen, die man mit dem Beruf in einem Bestattungsunternehmen nicht zwangsläufig in Verbindung bringen würde. Doch dieses Gefühl ist schon auf den zweiten Blick verflogen.

Trotz seiner 23 Jahre wirkt der angehende Bestattungsmeister sehr bedacht. Sein Alter spielte eigentlich nie eine Rolle, sagt er im Gespräch mit der Lahrer Zeitung. Er habe Kompetenz, das spüren die Leute, sagt er selbstbewusst. Daher werde er von den Menschen auch sehr gut angenommen. Das ist auch wichtig in seinem Job, geht es bei Beisetzungen und Trauerfeiern auch um einen pietätvollen Abschied der Angehörigen von dem Verstorbenen.

Auch während Corona für Kunden da

Janik Rottenecker arbeitet seit drei Jahren in dem 1949 gegründeten Bestattungsinstitut Bolz in der Friedhofstraße in Lahr, gemeinsam mit seinen Eltern Marina und Ralph Rottenecker. Für gewöhnlich melden sich Angehörige bei dem angehenden Bestattungsmeister und seinen Kollegen und informieren ihn zunächst über den Trauerfall. Daran habe sich auch während Corona eigentlich nichts geändert. Einzig während des Lockdowns habe man eine zeitlang telefonische Gespräche führen müssen. Inzwischen könne das aber wieder mit Maske gemacht werden.

Nach der Mitteilung des Sterbefalls hat der Angehörige die gesetzliche Möglichkeit, die verstorbene Person für maximal 36 Stunden bei sich zu behalten und sich wie gewünscht von ihr zu verabschieden. Im nächsten Schritt wird ein Gesprächstermin mit den Angehörigen vereinbart und der Leichnam auf den Friedhof in eine Kühlräumlichkeit überführt.

Im persönlichen Beratungstermin lässt der angehende Bestattungsmeister alles auf sich zukommen. "Wir möchten die Menschen nicht in eine bestimmte Richtung drängen", erklärt Rottenecker. Vielmehr mache er sich ein Bild von dem Verstorbenen: Ist er einer Krankheit erlegen oder kam der Tod überraschend? Gab es innerhalb der Familie im Vorfeld Gespräche über die Art der Beisetzung? Wie soll die Dekoration aussehen? Welcher Pfarrer soll sprechen?

Anhand solcher Fragen werde jeder Fall individuell bewertet. Auch, weil eben in jedem Trauerfall ein komplett anderes Umfeld mit vielen Charakteren vorhanden sei. So möchten etwa manche Trauernde die Urne des Verstorbenen mit nach Hause nehmen. Das sei aber, so Rottenecker, vom deutschen Gesetzgeber nicht erlaubt. Also müsse er das seinen Kunden erklären. Manch einer habe dafür Verständnis, manch einer wiederum nicht.

Der 23-Jährige würde sich eine Lockerung der Gesetzeslage wünschen. Er schlägt vor, Angehörigen einen Zeitraum von einem Jahr zum Abschiednehmen zu gewähren. Danach muss die Urne auf dem Friedhof beigesetzt werden – entsprechend des "deutschen Friedhofszwangs" (siehe Info).

Die angebotenen Dienstleistungen im Bestattungsinstitut sind vielfältig. "Wir machen das alles, was wir dürfen und können", erklärt der 23-Jährige. Ziel sei es, den Angehörigen so viel abzunehmen wie nur möglich. Das bedeute, Versicherungen abzumelden oder die Sterbeurkunden zu besorgen. Da es eben aber verschiedene Persönlichkeiten gibt, komme es regelmäßig vor, dass Angehörige auch mithelfen. "Manche brauchen dann eine Aufgabe, um sich von der Trauer abzulenken", erklärt der angehende Bestattungsmeister. Andere wiederum möchten sich alles abnehmen lassen und sich um nichts kümmern.

In der Regel dauert die Organisation und Abwicklung einer Erdbestattung fünf bis sieben Tage, die einer Feuerbestattung zehn Tage.

Naturbeisetzungen sind immer stärker gefragt

So individuell seine Kunden sind, so verschieden seien mittlerweile auch die Bestattungsformen. Gab es früher nur Erd- und Feuerbestattung, so werden heute zusätzlich etwa Natur- oder auch Seebestattungen gewünscht. "Ich finde das sehr, sehr positiv", sagt Rottenecker. Dadurch könne jeder Trauernde seinem Angehörigen einen würdevollen und pietätvollen Abschied bieten.

Immer stärker im Kommen sei die Natur- oder auch Baumbeisetzung wie etwa im Täuferwald in Ichenheim. Bei dieser werden die Verstorbenen in sogenannten Bestattungswäldern neben Bäumen beigesetzt. Der Grundgedanke der Bestattungsform sei, dass sich die Asche oder Urne innerhalb von etwa zwei Jahren auflöst und von den Wurzeln des Baums aufgenommen wird. Der blühende Baumwuchs werde dabei als "neues Leben" gesehen.

Auch wenn sich die Bestattungsformen verändert haben, so gibt es weiterhin viel zu tun. Rottenecker wünsche sich neben der Erlaubnis, die Urne eine bestimmte Zeit lang behalten zu dürfen, auch eine neue Regelung beim Umgang mit den Ascheresten. Denn diese dürfen laut Gesetzgeber nicht voneinander getrennt werden. Medaillons mit der Asche der Verstorbenen als Andenken seien so nicht möglich.

Diese Lockerung wäre ein weiterer Schritt für einen pietätvollen Abschied der Trauernden vom Verstorbenen.

In Deutschland herrscht Friedhofszwang: Das heißt, dass Verstorbene ihre letzte Ruhe in offiziellen Gräbern finden müssen. Nur das Bundesland Bremen erlaubt die Beisetzung im eigenen Garten. In der Schweiz darf die Asche zudem verstreut werden – in Deutschland nicht.