Mit ihrer auffälligen Farbgebung sind die Mitfahrbänkle nicht zu übersehen. Foto: Schabel

Zwischen Lahr und Schuttertal setzt sich kaum noch jemand auf die Bänkchen. Mitfahren nicht verboten.

Schuttertal - Stark genutzt wurden die Mitfahrbänkle der Gemeinde Schuttertal auch vor der Pandemie noch nicht. Mitten in der Gewöhnungsphase an dieses neue Mobilitätsangebot kam dann die Pandemie dazwischen.

Matthias Litterst ist seit dem 1. August Bürgermeister. Er habe seither noch niemanden auf einem örtlichen Mitfahrbänkle sitzen sehen, sagt er im Gespräch mit unserer Redaktion. "Seit wir die Pandemie haben, funktioniert es nicht mehr, das ist unstrittig", stellt der Rathauschef fest. Jemanden mitzunehmen sei allerdings nicht verboten, sagt Litterst mit Hinweis auf die aktuelle Corona-Verordnung.

Die Rechtslage: Für Fahrten mit dem privaten Fahrzeug im öffentlichen Raum gilt dasselbe wie für Zusammenkünfte. So dürfen theoretisch 20 Personen in einem Auto fahren, sofern das Fahrzeug über so viele eingetragene Sitzplätze verfügt, selbst dann, wenn der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann. Alle Insassen sollten aber eine Maske tragen. "Die Corona-Verordnung regelt, dass im öffentlichen Raum ein Mindestabstand von eineinhalb Metern eingehalten werden muss, sofern nicht durch Schutzmaßnahmen ein ausreichender Infektionsschutz gewährleistet ist. Das heißt, dass die Mitnahme von Mitfahrern unter diesen Voraussetzungen grundsätzlich möglich ist", teilt auch das Landratsamt auf Nachfrage mit.

Entsprechend gibt es an den 23 Mitfahrbänkle-Haltestellen zwischen Schweighausen und Lahr (Schlüssel) auch keine Warn- oder gar Verbotshinweise. Die Mitfahrbänkle stehen weiter da, könnten theoretisch genutzt werden – nur setzt sich halt niemand mehr drauf. Ein verständliches Verhalten in Zeiten einer Pandemie, findet Litterst.

Mit großen Ambitionen gestartet: Dabei waren die Mitfahrbänkle mit großen Ambitionen aufgestellt worden, als unkompliziertes und umwelt-schonendes "Fortbewegungsmittel" zwischen Schuttertal und Lahr. An Autofahrern, die bereit waren, Menschen ohne fahrbaren Untersatz mitzunehmen, hat es auch nicht gefehlt. Bis zum Sommer 2019 ließen sich 350 Fahrer aus Schuttertal bei der Gemeinde registrieren und klebten sich dann auch einen Aufkleber auf die Windschutz- scheibe – als Signal, dass man bei ihnen sorgenfrei einsteigen kann. Auch 40 Seelbacher meldeten sich an. Es lief insgesamt vielversprechend an, bei der Gemeinde Schuttertal gingen mehrere Anfragen aus anderen Kommunen ein, die ebenfalls ein Mitfahrbänkle planten.  

Nachfrage ausbaufähig: Das Angebot – registrierte Autofahrer – war also da, doch die Nachfrage war auch schon vor Corona nicht allzu groß. Die Schuttertäler schienen mit den Mitfahrbänkle noch zu fremdeln. Selbst wer regelmäßig mit dem Auto zwischen Lahr und Schweighausen unterwegs war, sah fast immer leere Bänkchen am Straßenrand. Seit Ausbruch der Pandemie ist die Nachfrage nun komplett zum Erliegen gekommen.

Wie geht’s weiter? Die Mitfahrbänkle sind ein Projekt, das der damalige Bürgermeister Carsten Gabbert vorangetrieben hatte. Sein Nachfolger findet "die Grundidee gut". Litterst sagt, man werde sich "mittelfristig Gedanken machen, wie das Angebot attraktiver werden kann". Näheres stehe noch nicht fest.

So läuft das Mitfahrbänkle in Schwanau

Seit Oktober 2018 gibt es Mitfahrbänkle in Schwanau – drei in Nonnenweier, eins in Ottenheim, eins in Allmannsweier. Hier besteht dasselbe Problem wie in Schuttertal, das Interesse an einer Mitfahrgelegenheit bei Fremden hat seit Ausbruch der Pandemie stark nachgelassen. "Deutlich weniger bis null" – so die Antwort von Bürgermeister Wolfgang Brucker, wie sehr die Mitfahrbänkle gefragt sind. Deshalb seien die Pläne, auch in Wittenweier so ein Bänkchen aufzustellen, nicht realisiert worden. Doch man halte generell an dem Projekt fest, so Brucker.