LZ-Redakteur David Bieber befragt Claus Vollmer unter anderem zu seiner politischen Karriere. Foto: Schmidt

Lahrs oberster Grüne: "Der richtige Moment ist gekommen"

Lahr -  Aus nach 35 Jahren im Lahrer Stadtrat: Der langjährige Fraktionsvorsitzende der Lahrer Grünen, Claus Vollmer, hat am Freitag angekündigt, sich aus der aktiven Lokalpolitik zurückzuziehen. Bei den Kommunalwahlen im kommenden Jahr trete er aus diversen Gründen nicht mehr zur Wahl an. Wir haben mit dem "alten Schlachtross", wie er sich selbst gerne bezeichnet, gesprochen.

Was waren die Gründe für Ihren Rückzug aus dem Stadtrat, Herr Vollmer?

Es ist keine spontane Entscheidung gewesen, das habe ich mir schon viele Jahre genau überlegt. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt gekommen – ohne, dass die Fraktion Probleme bekäme – nicht nicht aufzuhören, sondern einfach nicht mehr zu kandidieren. Außerdem werde ich 2019 70 Jahre alt, eine Verjüngung tut dem Stadtrat gut, schließlich lebt Politik auch vom Wechsel. Außerdem wird mit zunehmenden Alter die Gesundheit nicht unbedingt besser. Das gab den letzten Ausschlag für meine Entscheidung.

Wie geht es jetzt weiter mit den Grünen in Lahr?

Hervorragend. Die Grünen stehen nicht nur bundesweit oder im Land blendend da. Auch gerade in Lahr stelle ich fest, dass die Grünen immer attraktiver werden, mehr Zuspruch erhalten, weil für viele zunehmend spürbar ist, dass die Ziele, für die wir und auch ich eingetreten sind, nach und nach mehr Bedeutung in der Bevölkerung gewinnen. Ich denke an den heißen Sommer, den wir dieses Jahr hatten, und an den Diesel-Skandal, aber auch an unser Warnen vor der Klimaveränderung sowie unser Bestreben, diese Veränderung zu verlangsamen. Das alles ist und wird immer wichtiger und das sehen die Menschen auch so.  Daher kommen immer mehr  Menschen zu uns, gerade seit  Anfang dieses Jahres.

Sie haben die Neumitglieder angesprochen. Wer sind diese Neuen?

Eine bunte Mischung. Das ist das interessante, wie ich finde. Es sind nicht nur Familienmitglieder oder junge Menschen, sondern es ist ein Querschnitt der Gesellschaft. Da ist die 18-Jährige dabei, der Unternehmer oder der Sozialarbeiter. Diejenigen, die zu uns kommen, sind hoch motiviert und wollen etwas verändern. Und auch viele Frauen kommen zu uns. Es wird so sein, dass auf der nächsten Liste für die Kommunalwahlen mehr Frauen kandidieren als Männer.

Was waren Höhepunkte oder Tiefen Ihrer 35-jährigen Tätigkeit im Lahrer Stadtrat?

Für eine Bilanz ist es freilich noch zu früh, aber einen Zwischenstand kann ich verkünden. Ich stelle immer häufiger fest, dass die Ziele der Grünen in der Gesellschaft angekommen sind.  Früher, als ich Mitte der 80er-Jahre in den Rat kann, war der Umweltschutz kein Thema, die Älteren haben gar nicht kapiert, was wir da überhaupt wollten und wofür wir eintraten. Das war sicher eine sehr schwierige Zeit, die auch von starker Rivalität geprägt gewesen war. Das war persönlich nicht immer angenehm. Heute hat sich heute dies aber völlig geändert. Auch, weil die Stadt beschlossen hat, vermehrt auf die Ökologie zu setzen.

Wie geht es eigentlich bei Ihnen persönlich nach dem Ausscheiden aus der Politik weiter?

Ich werde aus allen politischen Gremien herausgehen. In allen anderen bleibe ich drin. Was ich dann nächstes Jahr mit meiner neu gewonnenen Zeit machen werde, lasse ich vollkommen offen. Da warte ich entspannt ab, was sich bei mir entwickelt. Und, was vom Schicksal an mich herangetragen wird.

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