Jetzt steht fest, dass Angelika Klüh in den Gemeinderat einzieht. Foto: privat Foto: Lahrer Zeitung

Gemeinderat: In Seelbach sind zahlreiche Stimmen nicht ins Ergebnis eingeflossen

Bei der Gemeinderatswahl in Seelbach ist ein schwerer Fehler passiert; viele Stimmen sind nicht im Gesamtergebnis mitgezählt worden. So steht jetzt erst nachträglich fest, dass Angelika Klüh an der Stelle von Stephanie Finkbeiner in den Rat einzieht.

Seelbach. Siegfried Kohlmann, Leiter des Haupt- und Personalamts, hat Finkbeiner diese Nachricht am Dienstag in einem persönlichen Gespräch mitgeteilt, verbunden mit der Bitte um Entschuldigung. Am selben Tag sagte er Klüh, dass sie nach Auswertung aller Stimmen nun doch dem neuen Gemeinderat angehören wird. Nachdem die beiden am meisten betroffenen Personen von dem Fauxpas erfahren hatten, informierte die Gemeindeverwaltung auch die Presse.

Nach dem alten Ergebnis hatte Finkbeiner 930 Stimmen und Klüh 921. Das korrekte Wahlergebnis lautet jetzt jedoch: Angelika Klüh 989 Stimmen, Stephanie Finkbeiner 969. Beide hatten auf der CDU-Liste kandidiert. Klüh ist von Beruf Apothekerin und zieht nun erstmals in den Seelbacher Gemeinderat ein. Auch für Finkbeiner wäre es das erste Mal gewesen, dass sie ein Mandat im Gemeinderat erhält.

Was ist schiefgelaufen?

Wahlkoordinator Kohlmann ging auf Nachfrage unserer Zeitung am Mittwoch offen mit dem Malheur um und sagte: "Letztlich trage ich die Verantwortung." Passiert ist der eigentliche Fehler aber nicht in der Wahlzentrale in Seelbach, in der er am Wahlabend Dienst tat, sondern im Haus am Alten Bantlehof in Wittelbach. Die im dortigen Wahllokal abgegebenen Stimmen waren zwar ordnungsgemäß ausgezählt worden – doch bei der Ergebnisübermittlung in die Wahlzentrale ist dann etwas schiefgelaufen.

Der Wahlbezirk Wittelbach ist nicht an das interne Netz der Gemeindeverwaltung angeschlossen, weshalb das dortige Ergebnis per Datenträger nach Seelbach gebracht werden musste. Die dafür zuständige Person zog die Dateien auf einen Stick, setzte sich ins Auto und fuhr damit nach Seelbach. Allerdings waren nicht alle Ergebnisdateien auf den Datenträger kopiert worden. Das Resultat aus Wittelbach kam also nur unvollständig in der Wahlzentrale an.

Wie ist der Fehler bemerkt worden?

Das unvollständig gemeldete Ergebnis aus Wittelbach hatte eine Auffälligkeit – die vergleichsweise niedrige Wahlbeteiligung, da ja etliche Stimmen nicht in das Resultat eingeflossen waren. Am Wahlabend war das nicht bemerkt worden, später aber begann Kohlmann nachzurecherchieren und stellte den Fehler fest, den er selbst "peinlich" nennt. Trotzdem nimmt der Amtsleiter den Wahlhelfer, dem der Fauxpas unterlaufen ist, in Schutz. "Das sind Menschen, die ehrenamtlich arbeiten, und Fehler passieren eben", so Kohlmann. Pech sei es gewesen, dass Wittelbach nicht an das Intra-Net der Verwaltung angeschlossen sei. Aus den anderen Wahlbezirken sei das Wahlergebnis über das interne Netz korrekt übermittelt worden.

Wie geht’s weiter?

Der Gemeindewahlausschuss hat das neue Ergebnis der Gemeinderatswahl bereits festgestellt, das so mittlerweile auch schon dem Landratsamt gemeldet worden ist. Betroffen ist nur die Gemeinderatswahl, bei der Wahl des Ortschaftsrats in Wittelbach hat es keine Unregelmäßigkeiten gegeben.

Welche Konsequenzen hat das neue Ergebnis?

Die Mehrheitsverhältnisse im Rat bleiben gleich, Freie Bürgerliste (FBL) und CDU haben nach wie vor jeweils fünf Sitze, die SPD vier. Die FBL ist auch nach wie vor die stärkste Kraft. Am direktesten sind deshalb Stephanie Finkbeiner und Angelika Klüh von dem neuen Resultat betroffen. Doch auch für die anderen Kandidaten ergeben sich Änderungen, da sie schlicht mehr Stimmen erhalten haben, als zunächst angegeben. So darf sich zum Beispiel Werner Göhrig (CDU) über ein deutlich besseres persönliches Resultat freuen als ursprünglich angenommen – den Wittelbacher haben in Wittelbach eben viele Menschen gewählt. Und nun werden ihren Stimmen auch mitgerechnet.

Im SPD-internen Ranking gibt’s durch das neue Ergebnis eine Änderung. So steht jetzt fest, dass Wolfgang Himmelsbach bei den Sozialdemokraten die meisten Stimmen erhalten hat – laut dem ursprünglichen Resultat hatte Himmelsbach hinter Martina Schweiß gelegen.

Auch Karsten Hinrichsen (SPD) dürfte das neue Wahlergebnis aufhorchen lassen – laut den zunächst genannten Zahlen hatte er den Einzug in den Gemeinderat klar verfehlt, doch mit Auswertung sämtlicher Stimmen von Wittelbach schneidet er sehr viel besser ab. Nicht ganz verwunderlich, Hinrichsen ist Wittelbacher und genießt das Vertrauen seiner Mitbürger. Jetzt steht fest, dass ihm lediglich sechs Stimmen zum Einzug in den Rat gefehlt haben.