Seit April 2019 sind Bodycams im Gebiet des Polizeipräsidiums Offenburg im Einsatz, mit der Wirkung der Kameras ist man durchaus zufrieden. Das Bild zeigt eine gestellte Szene bei der Vorstellung der Bodycams vor eineinhalb Jahren. (Archivfoto) Foto: Baublies

Polizei: Jede Streife ist mit Körperkamera ausgestattet / Gewerkschaft: "unabdingbar"

Ortenau - Seit rund eineinhalb Jahren sind Bodycams auch in der Ortenau im Einsatz, jede Polizeistreife ist mit einer Kamera ausgestattet. Genaue Zahlen zur Nutzung gibt es nicht, Präsidium und Gewerkschaft sind bislang aber zufrieden mit der Wirkung.

In der Nacht vom 1. auf den 2. Oktober kam es in Lahr zu mehreren Auseinandersetzungen mit teilweise bis zu 50 Beteiligten. "Erst nach klaren Ansprachen durch die eingesetzten Polizeibeamten und dem Einsatz der Bodycam entfernten sich die betroffenen Personen nach und nach von der Örtlichkeit", heißt es dazu in der Polizeimeldung.

Seit April 2019 sind die Bodycams genannten Kameras, die die Beamten am Körper tragen, im Einsatz. Sie sollen wie im Beispiel zum einen deeskalierend wirken, zum anderen aber auch dem Schutz der Polizisten dienen.

Jede Streife mit Bodycam ausgestattet: Mittlerweile ist jede Polizeistreife im Gebiet des Offenburger Präsidiums mit einer Bodycam ausgerüstet, wie Präsidiumssprecher Yannik Hilger auf LZ-Nachfrage berichtet.

"Auch die Beamten der Polizeihundeführerstaffel wurden damit ausgestattet." Die Bodycams filmen in zwei unterschiedlichen Aufnahme-Modi (siehe Info).

Wie oft gefilmt wird, ist nicht bekannt: Genaue Zahlen, wie oft die Beamten im Einsatz tatsächlich filmen, kann man beim Polizeipräsidium nicht nennen. Ebenfalls nicht zu erfahren ist, wie oft die aufgenommenen Filmsequenzen in Ermittlungsverfahren als Beweismittel genutzt werden. "Vom Grundsatz fließen jedoch die Erkenntnisse aus den Aufnahmen und die Aufnahmen selbst in das Ermittlungsverfahren ein, da sie in diesen Fällen Beweismittel sind", sagt Hilger.

Tragen der Bodycam hilft oft schon: Ein wichtiger Aspekt der Bodycams ist die Abschreckung und Gewaltprävention, Hilger betont den "präventiven Charakter der Maßnahme". Schon die Androhung des Kamera-Einsatzes sei "eine Stufe in der Strategie beim Einschreiten".

Doch auch das offene Tragen der Kamera sei "eine wirksame Stufe vor der Androhung und kann schon alleine damit zur Deeskalation beitragen", erklärt der Polizeisprecher.

Gewerkschaft begrüßt Bodycam-Einsatz: Andreas Bix, Offenburger Kreisvorsitzender der Polizeigewerkschaft, bezeichnet die Bodycams als "Erfolgskonzept". "Sie sind für den Schutz der Beamten unabdingbar", sagt er.

Der ein oder andere überlege sich nun genau, ob er einen Polizisten beleidigt oder gar körperlich angreift, so Bix. Dass der Landtag zudem Ende September beschlossen habe, dass Bodycams unter bestimmten Voraussetzungen auch in Wohnungen und Diskotheken eingesetzt werden dürfen, "können wir als Polizeigewerkschaft nur begrüßen", so Bix.

Positive Rückmeldungen von Beamten: 319 Mal wurden im Jahr 2019 Polizisten des Präsidiums Offenburg beleidigt, 331 Fälle von Gewalt gegen Beamte stehen in der Statistik. Beide Zahlen haben im Vergleich zu 2018 zugenommen.

"Wie sich die Zahlen ohne die Einführung der Bodycams entwickelt hätten, kann derzeit nicht abschließend beurteilt werden", sagt Polizeisprecher Hilger.

Subjektiv gesehen ist man jedoch durchaus zufrieden mit der Einführung, Bodycams zeigen "in vielen Fällen die gewünschte Wirkung", so Hilger und bezieht sich dabei auf eine erste Untersuchung des Innenministeriums. Auch Gewerkschafter Bix berichtet von positiven Rückmeldungen der Kollegen.

Info

Bevor Polizisten die Bodycams im Einsatz aktivieren, müssen sie das ankündigen. Gefilmt wird allerdings schon vorher. Im sogenannten "Pre-Recording" (deutsch: Vor-Aufnahme) wird zwar durchgehend gefilmt, die Aufnahme aber nach maximal 60 Sekunden überschrieben.

Erst wenn die eigentliche Aufnahme gestartet wird, werden die Bilder fest gespeichert. Die vorher aufgenommene "Pre-Recording"-Sequenz wird in diesem Fall auch gespeichert.