Die "Bigband W" feierte ihren 30. Geburtstag im Schlachthof. Mit dabei war auch Sängerin Isabel Haist. Foto: Baublies

Experimentell, zeitlos und einfach gut - "Bigband W" feiert ihr 30-jähriges Bestehen mit einem gelungenen Auftritt

Lahr - Im April 1988 hatte der Komponist und Arrangeur Carlo Bäder jazz-begeisterte Musiker auf dem Langenhard zum einem Workshop eingeladen. Daraus entstand die "Bigband W", die am Samstag im Schlachthof ihren 30. Geburtstag gefeiert hat.

"Timbavati" ist eine Komposition des 2007 verstorbenen Bäder, bei der die 20-köpfige Band unter der Leitung von Hanjo Gießler zeigte, wie vielseitig die Arrangements sind und welchen Spaß die wunderbar ausufernden Soli machen können. Gießler erklärte, dass Bäder "Timbavati" nach einem Besuch im Krüger-Nationalpark geschaffen hatte. Saxofon, Trompete, Gitarre, Bass und Keyboards imitierten das Geschrei von Schimpansen, das Gebrüll von Löwen oder eine Elefantenstampede ganz wunderbar.

"No One Like You" ist ebenfalls eine Komposition Bäders, die einen ganz anderen Stil zeigte. "Niemand ist so wie Du" (in der Übersetzung) zeigte die Qualitäten des Komponisten Bäder auf. Das Stück war ein gelungenes und sehr harmonisches Zusammenspiel des gesamten Ensembles, das zuvor gezeigt hatte, wie viel Individualität jeder einzelne hat. Das zeigte die Band auch schon beim Intro, dem "Lahr drive", den Bäder mit Blick auf den Schutterlindenberg entworfen hatte. "Bei mir bist du scheen" ist ein US-Amerikanisches Stück aus einem Musical, das als "Bei mir bistu shein" in den 1930-er Jahren in Brooklyn entstand. Der erste Auftritt der Sängerin Isabel Haist war ebenso ganz und gar "shein", gerade durch die Mischung von Jiddisch und Englisch. Der zeitlose Evergreen bestach durch die schmeichelnde Stimme Haists, wie auch durch die verschiedenen Stimmen der Instrumente.

Bigband trifft auf Jimi Hendrix

An einer anderen Stelle ging es "zurück in die Zukunft". Die Idee, ein fast unbekanntes Stück des Gitarristen Jimi Hendrix für eine Bigband zu arrangieren, hat – wenn das gelingt – viel für sich. Es lag beim Konzert im Schlachthof also nicht nur an der glänzenden Sologitarre von Peter Mall, sondern auch am Arrangement der Bläser, das "1983" ein tolles Arrangement gewesen ist. Das Trio der "Jimi-Hendrix-Experience" hatte 1968 auf dem Album "Electric Ladyland" einen Blick in die Zukunft des Jahres 1983 geworfen. Gießler kommentierte die Idee so. Man könne Songs, dank den Freiheiten des Jazz, aus dem Jahr 1968 heute immer noch ganz neu arrangieren. Die Wandlungsfähigkeit der Sängerin zeigte das zuckersüß arrangierte "Sweet Georgia Brown" als einen spannenden Gegensatz zum eher martialisch arrangierten "Killer Joe".

Eine handfeste Überraschung war "Hush", ein Song von Joe South, mit dem die Band Deep Purple in der ersten Besetzung Aufmerksamkeit bekam. 1968 gab es noch keine Bühnenkämpfe zwischen dem Organisten Jon Lord und dem Gitarristen Ritchie Blackmore. Die Orgel dominierte damals "Hush". Uwe Schwerer, als Gastsolist am Saxofon, hatte also eine nicht einfache Aufgabe, das Wummern einer Hammondorgel auf das Saxofon zu übertragen. Auch dieses Experiment gelang der Bigband bei einem tollen Konzertabend, der viele Überraschungen für die Besucher bereithielt.

Info: Auf der LGS

Am 24. Juni tritt die "Bigband W" bei der Landesgartenschau auf der Bühne im Seepark auf. Das Konzert steht unter dem Motto "Flower and Power". Damit sind aber nicht die blühenden Blumen in Lahr gemeint. Das Konzert hat als Thema die Musik der 1960-er und 1970-er Jahre. Der "Flower Power"-Stil fing an mit Bands wie "It‘s a beautiful Day" in Kalifornien oder dem Musical "Hair" aus dem Jahr 1968 auf dem Broadway. "Blood Sweat & Tears" schufen damals eine Synthese aus Jazz und Rock.