Die Fachschule für Sozialpädagogik hat bei einem Festakt ihren Umzug von Nonnenweier nach Lahr gefeiert. Das Gebäude in Nonnenweier war zu klein geworden. Außerdem war die Anbindung an den ÖPNV ein Problem. Foto: Baublies

Fachschule für Sozialpädagogik ist wegen Raumnot nach Lahr umgezogen

Die evangelische Fachschule für Sozialpädagogik ist jetzt im Industriehof zu Hause. Der Neuanfang wurde am Freitag bei einem Festakt gefeiert. Am Nachmittag gab es für Interessierte einen Tag der offen Tür.

Lahr. Der Umzug von Nonnenweier auf das Gelände der ehemaligen "Roth-Händle" sei dringend notwendig gewesen und habe viel Zeit, Raum und Nachdenken gefordert, sagte Britta Schrape, die stellvertretende Schulleiterin, zur Begrüßung. Nach mehr als 150 Jahren sei es in Nonnenweier zu klein geworden. Außerdem sei die Anbindung an den ÖPNV ein Handikap gewesen – trotz der Bemühungen der Gemeinde Schwanau. Man habe sich daher aus der "Enge in die Weite" aufgemacht. Schrape vertrat die Leiterin Silke Seidel-Beck, die verletzungsbedingt der Feier fernbleiben musste.

Friederike Heidland, Geschäftsführerin der evangelischen Fachschulen aus Karlsruhe, zitierte aus Unterlagen des Landesarchivs, was sich die Gründerin der Einrichtung, Regine Jolberg, um 1840 über eine Ausbildung für den Beruf der Kindergärtnerinnen gedacht hatte.

Kriterien für eine gute Ausbildung

Für eine gute Ausbildung sei keine Mühe zu viel. Zudem müsse über einen richtigen Standort und Personal nachgedacht werden. Die Frauen sollten die Fähigkeiten vermittelt bekommen, Lesen, Schreiben und Geschichten erzählen zu lehren. Außerdem sollte es eine Bibliothek und eine "gemütliche Ecke geben". Alle Redner waren sich einig, dass mehr Platz, bessere Erreichbarkeit sowie "eine gute Bibliothek und Sofaecken" am neuen Standort vorhanden sind.

"Kinder wollen erzogen sein – boshaft kann man schon allein." Bürgermeister Guido Schöneboom zitierte damit sinngemäß Wilhelm Busch, der für fast alles einen reichen Zitatenschatz bieten dürfte. Man habe aufgrund des neuen Standorts Grund zum Feiern. Die Schule für Erzieherinnen und Erzieher sei eine Bereicherung der Lahrer Bildungslandschaft. Schöneboom lud die Einrichtung dazu ein, mit anderen Schulen in der der Stadt in den Dialog zu treten. Da Lahr überdurchschnittlich wachse und dem mit einigen Investitionen in Kindergärten Rechnung trage, freue sich eine "junge dynamische Stadtverwaltung" über künftige Erzieher und Erzieherinnen.

Wolf Wössner, der Architekt, der den rund 15 Millionen Euro teuren Um- und Anbau in den vergangenen zwei Jahren geleitet hatte, dankte neben den Lehrern auch den Nachbarn: Juan Llombart von der Handels- und Treuhand GmbH und Eckehard Ficht vom Zeit-Areal. Wössner war im Rückblick immer noch fasziniert, dass der Raumplan, den die Lehrer vor dem gefundenen Platz im Industriehof, gemacht hatten, genau hierher gepasst habe. An die Adresse der Stadt Lahr ging daher auch der Tipp: Hier könnte noch mehr Platz für andere Schulen sein.

INFO

Die Gründerin

Regine Jolberg stammt aus einer jüdischen Familie und gründete, zum Christentum konvertiert, in Leutesheim um 1840 ein "Mutterhaus für Kinderpflegerinnen". Die Übersiedlung nach Nonnenweier erfolgte 1851. Der Platz hatte in Leutesheim nicht mehr gereicht. In Nonnenweier sollte das Problem 160 Jahre später auftreten. Das Mädchen Regine wurde an einem christlichen Internat in Frankfurt erzogen. Sie war mit 29 Jahren zum zweiten Mal Witwe geworden. Sie musste den Tod zweier Kinder aus zweiter Ehe kurz nach deren Geburt überwinden und war dann alleinerziehende Mutter zweier Kinder aus erster Ehe.