Gemeinderat: Gutscheinsystem soll Geburtshelferinnen unterstützen / Einkommen häufig unter Mindestlohn

Lahr. Viel Arbeit, mäßiger Ertrag: Hebammen haben es nicht leicht, vor allem seit die Haftpflichtprämien für die freiberuflichen Geburtshelferinnen stark gestiegen sind. Der Gemeinderat hat nun beschlossen, ihnen zu helfen: Werdende Mütter, die ihren Wohnsitz in Lahr haben, erhalten einen Gutschen über 50 Euro, zweckgebunden für die Vor- und Nachsorge nach einer Entbindung. Die Gutscheine geben sie an die Hebammen weiter, die sie dann bei der Stadtverwaltung einlösen können.

Das Ganze ist befristet auf die Jahre 2019, 2010 und 2021, danach soll Bilanz gezogen werden, um zu sehen, ob diese Form der Hilfe wirksam ist und fortgeführt werden soll. Der Gemeinderat hat einstimmig beschlossen, dafür bis 2021 pro Jahr 20 000 Euro im Haushalt bereitzustellen.

Die Unterstützung dafür kam aus allen Fraktionen. Ilona Rompel (CDU) sagte etwa, diese Entscheidung sei "zumindest ein kleiner Beitrag, um die Situation der Hebammen zu verbessern". Für eine generelle Verbesserung brauche es "politischen Druck auf Bundesebene". Hintergrund: Freie Hebammen, die Geburten betreuen, müssen mittlerweile hohe Haftpflichtprämien von rund 500 Euro im Jahr bezahlen, um sich gegen die Folgekosten möglicher, aber extrem seltener Fehler abzusichern. Andererseits würden ihre Einkommen häufig unter dem Mindestlohn liegen, teilt die Stadt in ihrer Verwaltungsvorlage mit. Deshalb würden auch in der hiesigen Region immer mehr Hebammen wegen finanzieller Not aus dem Beruf aussteigen.

"Hebammen werden seit Jahren im Stich gelassen", kommentierte Eberhard Roth (Freie Wähler). Für Miriam Waldmann (Grüne) ist die schwierige Situation der Geburtshelferinnen sogar ein Zeichen für fehlende Gleichberechtigung. Die Politik würde "auf das gute Herz der Frauen setzen", aber zu wenig für diesen Beruf tun.

Freiberufliche Hebammen seien für Geburten und Wochenbettpflege über Wochen in Bereitschaft und müssten für die angemeldeten Frauen rund um die Uhr erreichbar sein, so die Stadt. Die Kosten für die Rufbereitschaft würden von den Krankenkassen jedoch nicht übernommen. Hier soll das nun im Gemeinderat beschlossene Gutscheinsystem Abhilfe schaffen. Gehe man von etwa 400 Kindern pro Jahr aus, die in Lahr von Hebammen betreut werden, liege die Maximalbelastung für die Stadt bei 20 000 Euro jährlich, hat man in der Verwaltung errechnet.

Hintergrund für den nun gefassten Beschluss ist eine Initiative von Hebammen aus der Region, die OB Wolfgang G. Müller und den Ersten Bürgermeister Guido Schöneboom um Unterstützung gebeten hatten.