Alexey Chernov bei seinem Gastspiel im Lahrer Pflugsaal Foto: Haberer Foto: Lahrer Zeitung

Konzert: Alexey Chernov überzeugt bei "Weltklassik am Klavier"

Lahr. Der russische Pianist Alexey Chernov hat in Lahr mit einem überzeugenden Konzert debütiert. Sein Gastspiel im Rahmen der Reihe "Weltklassik am Klavier" setzte nicht nur hinter die Toccata g-Moll von Johann Sebastian Bach ein dickes Ausrufezeihen.

Der Einstieg war fulminant, die Darbietung ein wunderbarer Balanceakt zwischen barocker Eleganz und Virtuosität. Chernov, Jahrgang 1982, hat in Moskau und London studiert und mittlerweile bei mehr als 30 Klavierwettbewerben Preise gewonnen. Aus Bachs Toccata holt er deutlich mehr heraus als viele andere. Streng und doch elegant, ungemein präzise im Anschlag, beseelt von einer romantischen Auffassung, umgesetzt in einer frischen und kraftvollen Klavierarbeit. Chernov wirkt dabei hochkonzentriert, lässt immer wieder erkennen, wie sehr er die Musik verinnerlicht. Bei Beethovens Sonate Nr. 16 dann eine Gegenbewegung. Im Zentrum steht nicht Beethovens Suche nach einer neuen Form. Chernov arbeitet die heitere Aura heraus, die innere Leichtigkeit der Komposition heraus. Der Pianist, der sich längst auch einen Namen als Komponist gemacht hat, jongliert mit den Zutaten, den Stimmungen der Sonate. Er bringt sie bemerkenswert ausgereift zum Klingen, sorgt dafür, dass die Tonkaskaden immer unter Zug stehen. Das sehr gut besuchte Konzert im Pflugsaal entlässt das Publikum bereits spürbar beeindruckt in die Pause.

Im zweiten Teil gab es Tschaikowskys "Jahreszeiten". Das sind zwölf Charakterstücke, die längst nicht nur den Jahreszyklus reflektieren. Vom russischen Winter am Kamin geht es mitten hinein in den Karneval, von den Boten des Frühlings in den Sommer und zur Zeit der Ernte, vom Herbstlied in die Weihnachtszeit. Das war musikalischer Ausdruck auf höchsten Niveau, interpretiert von einem Meister seines Fachs und dargeboten im Kontext einer Konzertreihe, die mittlerweile fast 50 Standorte in Deutschland erobert hat.