Kufan Kamal Sleiman mit der Integrationsbeauftragten der Stadt Lahr, Charlotte WolffFoto: Stadt Lahr Foto: Lahrer Zeitung

Integration: Ehemaliger jesidischer Flüchtling engagiert sich im Dolmetscherpool

Lahr (red/tk). Der ehrenamtliche Dolmetscherpool der Stadt Lahr will helfen, Sprachbarrieren in öffentlichen Einrichtungen zu überwinden und Menschen mit Migrationshintergrund zu unterstützen. Mehr als 50 Personen, die gemeinsam 20 Sprachen sprechen, engagieren sich für das Projekt, das 2013 ins Leben gerufen wurde.

Der Pool ist weiterhin auf der Suche nach neuen ehrenamtlichen Dolmetschern, insbesondere für die Sprachen Somali, Farsi und Dari, Bulgarisch, Türkisch, Ungarisch, Serbokroatisch, Thai, Vietnamesisch, Sorani (Kurdisch), Ibo, Tamil, und Tigrinya. Alle, die sowohl Deutsch als auch eine andere Sprache sehr gut beherrschen, sind eingeladen, sich bei der Integrationsbeauftragten der Stadt Lahr, Charlotte Wolff, unter Telefon 07821/3 27 11 44 oder per E-Mail an dolmetscherpool@lahr.de zu melden.

Einer der Ehrenamtlichen ist der 24-jährige Kufan Kamal Sleiman aus dem Irak. Als Jeside ist er im Juni 2015 aus dem Nord-Irak geflüchtet. Heute spricht er fließend Deutsch, macht eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann und engagiert sich für seine Mitmenschen. "Ich habe selbst gesehen, wie wertvoll es ist, beim Arzt oder auch im Job-Center Hilfe zu bekommen und helfe gerne", wird Sliman in einer Mitteilung der Stadt Lahr zitiert.

Sleimans Kindheit war schwierig, schon als Neunjähriger hat er gearbeitet, als 14-Jähriger ging er tagsüber in die Schule und nachts zur Arbeit, sonst hätte der Familie das Geld zum Notwendigsten gefehlt. Als der IS im Jahr 2014 weite Teile des Nord-Iraks besetzte, entschloss er sich zur Flucht.

Angekommen ist der junge Mann in Passau. In den ersten zwei Monaten in Deutschland, die er im Norden verbrachte, verständigte sich der junge Mann noch auf Englisch. Danach hat er sich immer mehr in die deutsche Sprache eingefunden. "Die Sprache ist der Schlüssel zum Erfolg", betont Sleiman, fast akzentfrei. "Man darf nicht einfach nur im Zimmer sitzen", sagt er.

Bereits in den Flüchtlingsunterkünften hat er angefangen, für andere zu übersetzen, und engagierte sich ehrenamtlich als Hausmeister. Nach etwa einem Jahr in Deutschland wurde sein Asylantrag genehmigt. Eine Zusage zu einem Vollzeitjob, den Sleiman in einer Fast-Food-Kette fand, ermöglichte es ihm, zu seinen Eltern nach Friesenheim zu ziehen.

Trotz fehlendem Deutsch-Kurs ist er zur Prüfung gegangen und hat seitdem das Zertifikat "Sprachniveau B1 und Beruf" in der Tasche. Mittlerweile hat er eine Ausbildung als Kaufmann im Einzelhandel angefangen und ist ein Vorzeigeschüler. Sein Ziel ist es, irgendwann selbstständig zu sein.

Die deutsche Staatsbürgerschaft möchte Sleiman annehmen, den erforderlichen Einbürgerungstest hat er schon mit Bravour bestanden. Auch wenn es mit dem badischen Dialekt nicht immer ganz so einfach ist. Anfangs überlegte Sleiman, ob es im Deutschen möglicherweise gar acht Wochentage gibt, denn den "Zischdig" (badisch für Dienstag) konnte er erst nicht einordnen, erzählt der Dolmetscher lachend.

Wer an der Schulung teilnehmen möchte, kann sich bei Charlotte Wolff unter Tel. 07821 / 327 1144 oder per E-Mail dolmetscherpool@lahr.de melden. Dort gibt es auch weitere Informationen zu dem Projekt.