Zum Info-Abend in der MPG-Aula waren etwa 420 Besucher gekommen. Foto: Schabel

Beim Info-Abend melden sich zahlreiche Kritiker der neuen Straße zu Wort. Hitzige Atmosphäre.

Lahr - Die B 415-Umfahrung von Kuhbach und Reichenbach könnte theoretisch so um das Jahr 2031 herum gebaut werden, haben die Experten des Regierungspräsidiums beim Info-Abend mitgeteilt. Doch ob es tatsächlich so kommt, ist weiter völlig offen.

Bildergalerie: So sieht die geplante Ortsumgehung B 415 aus

Die Straßen- und Landschaftsplaner waren gekommen, "um in einen offenen Dialog einzutreten", zu hören, wie die Bürger über die Umfahrung denken und welche Trassenvorschläge sie haben. Am Ende dürften die fünf Vertreter der Freiburger Behörde überrascht über das Stimmungsbild gewesen sein: Die Wortmeldungen gegen den Bau der Umfahrung waren zahlreicher, der Beifall für die Kritiker des Projekts stärker. Es wirkte, als ob die Gegner der neuen Straße in der mit rund 420 Besuchern rappelvollen Aula des Max-Planck-Gymnasiums die Mehrheit stellten. Kurz vor Schluss meldete sich deshalb ein Bürger von Kuhbach zu Wort, um den entstandenen Eindruck zu korrigieren. Zu den Planern gewandt, sagte er: "An der Hauptstraße wohnen viele alte Leute, die heute nicht kommen konnten. Die wollen alle die Umfahrung." Ein anderer Befürworter der Schutterparallele kritisierte die Kritiker, betonte, dass sie lauter, aber nicht zahlreicher seien.

Wie lief der Abend?

Auf Stellwänden wurden leicht modifizierte, 16 Jahre alte Trassenvarianten gezeigt. Gemeinsam ist ihnen, dass sie in Kuhbach-Breitmatten von der B 415 abbiegen und dann auf halbem Weg zwischen Reichenbach und Seelbach wieder auf die Bundesstraße einmünden. Um die Stellwände bildeten sich kleine Gruppen, die Besucher diskutierten, manche schüttelten den Kopf. Allerdings betonten die Vertreter des Regierungspräsidiums – darunter die Straßenplaner Jürgen Kaiser und Dennis Müller sowie Landschaftsplanerin Ilona Holschbach –, dass die vorgestellten Trassen nicht mehr als Diskussionsgrundlagen seien. Man sei erst ganz am Beginn eines längeren Prozesses. Im Frühjahr werde der Verkehr in Kuhbach gezählt, danach werde alles Erdenkliche geprüft, ehe das Regierungspräsidium sich für eine Trasse entscheide und sie bis 2021 ausarbeite. Daraufhin werde sie dem Bundesverkehrsministerium zur Genehmigung vorgelegt. Weitere zehn Jahre seien dann realistisch, bis die Umfahrung gebaut wird, so Referatsleiter Kaiser.

Oder es kommt alles ganz anders. Nach dem gut zweistündigen offiziellen Teil stellten die Behördenvertreter in kleiner Runde klar, dass sie womöglich die Empfehlung aussprechen werden, keine Umfahrung zu bauen – nämlich dann, wenn die Widerstände zu groß erscheinen, sei es, weil die Natur zu sehr darunter leiden würde oder die neue Straße von den Bürgern gar nicht gewünscht wird.

Was meinte der OB?

Wolfgang G. Müller übernahm die Begrüßung, rekapitulierte die lange Vorgeschichte und räumte ein, überrascht gewesen zu sein, als die Schutterparallele wieder im vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans auftauchte. Jetzt gehe es darum, eine Trasse zu finden, "die umweltverträglich, finanzierbar und machbar ist". Auch das Schlusswort kam vom Rathauschef. Unter dem Eindruck, dass es im Saal Widerstand gegen die Umfahrung gab, sagte er, dass man bei der Stadt alternative Möglichkeiten einbeziehe, etwa ein Nachtfahrverbot oder eine Temporeduzierung. Das Statement sollte die Gemüter derjenigen beruhigen, die eine Umfahrung fordern, wurde von manchem von ihnen aber so verstanden, dass der OB nicht auf ihrer Seite steht.

Was sagten die Besucher?

Befürworter der Umfahrung gaben emotionale Statements ab. Ein Anwohner der Kuhbacher Hauptstraße berichtete, dass der Lkw-Lärm dort wirke, "als würde ein Hubschrauber auf dem Dach landen". Über die Kritiker der Umfahrung sagte er: "Die, die schön wohnen, sind dagegen."

Die Gegner fragten immer wieder nach den Auswirkungen der Straße auf das Naherholungsgebiet am Waldrand und erhielten stets ähnliche Antworten der Behördenvertreter: Man sei "noch in der Grundlagenprüfung". Es werde aber alles sorgfältig untersucht. Außerdem äußerten Kritiker der Umfahrung die Sorge, dass eine neue, schnellere Straße zusätzlichen Verkehr anziehen werde. Darunter müssten dann auch die Menschen in Lahr leiden, so die Befürchtung.

Ein Problem hatte Holschbach bei ihrem Vortrag selbst zur Sprache gebracht: Die Schuttertaltrasse würde mitten durch einen Hochwasser-Rückhalteraum führen. Werde sie gebaut, müsse man dafür sorgen, dass mögliche Hochwasserfluten anderswo hinfließen können.

Wie geht’s weiter?

Nach einer teils hitzigen Fragerunde, in der Befürworter und Kritiker sich gegenseitig Vorwürfe machten, standen etliche Besucher noch in Kleingruppen zusammen und diskutierten. Andere nutzten die Gelegenheit, auf Karteikarten ihre Meinung zu den Trassen zu schreiben. Auf den Karten, die an die Stellwände geheftet wurden, war etwa zu lesen: "Umweltpolitisch sehr schwach", "Alle Varianten sind Flickschusterei" oder schlicht: "Wahnsinn!".

Die Behördenvertreter sicherten zu, die schriftlichen und mündlichen Kommentare zu berücksichtigen. Außerdem kündigten sie an, bei einer weiteren Info-Veranstaltung in diesem Jahr den aktuellen Planungsstand zu präsentieren. Anregungen nehmen sie unter E-Mail OULahr@rpf.bwl.de entgegen.