Die Preisträger des Murre-Wettbewerbs (von links): Daniel Gutmann, Jürgen Sutter, Beate Reiner, Gottfried Schweickhardt, Kathrin Ruesch und Catharina Müller. Foto: Haberer

Wettbewerb: Mediathek vergibt sechs Auszeichnungen / "Corona-Sonderpreis" für Gottfried Schweickhardt

Lahr - Die diesjährigen Preisträger des Mundartwettbewerbs "Lahrer Murre" sind am Montag gekürt worden. 31 Autoren hatten Beiträge eingereicht, sechs von ihnen wurden geehrt. Aus aktuellen Anlass wurde auch ein Corona-Sonderpreis vergeben.

Corona und der Lockdown scheinen die Lust am Fabulieren zu fördern, wie Guido Schöneboom, der als Schirmherr fungierende Kulturbürgermeister der Stadt, in seinem Grußwort zur Vergabe der "Lahrer Murre" betonte. Mit 31 Einreichungen wurde das Teilnehmerfeld des vergangenen Jahres nicht nur deutlich übertroffen. Es wurde auch ein Beitrag des Seelbachers Gottfried Schweickhardt gewürdigt, der für seinen Text "Oba, warum gibt’s des Corona-Virus", einen hoffentlich einmaligen Sonderpreis erhalten hat.

Im März hat er die Fabel für Enkelin Mathilde geschrieben und dann im Frühsommer ins Alemannische übersetzt und eingereicht. Das Virus fungierte als literarischer Impulsgeber, der Lockdown als Ansporn, dichterisch aktiv zu werden.

Bei Daniel Sutter, einem in Darmstadt lebenden Freiburger, haben wohl auch die eigenen Erfahrungen im "Home-Office" zur dichterischen Initiative beigetragen. In seinem gleichnamigen Wettbewerbsbeitrag trifft die Mundart auf einen technischen Sprachgebrauch und auf viele aus der Computersprache entlehnten Begriffe und Wendungen.

Die Jury, der wieder Ludwig Hillenbrand, Ulrike Derndinger und Stefan Pflaum angehörten, hat Jürgen Sutter dafür mit dem zweiten Preis der Sparte Prosa bedacht. Der erste Preis der Kategorie wurde an Daniel Gutman vergeben, einen Autor aus dem Münstertal, der in Bischofsheim bei Mainz lebt. Seine Kurzgeschichte "De Firwehrgürtel" erzählt von zwei Buben, die einen jungen Hund abrichten und dabei auch zu drastischen Erziehungsmethoden greifen, obwohl ihre Freundin Lina immer den Feuerwehrgürtel des Vaters gefürchtet hat.

Gleich drei Preise wurden am Montag in der Sparte Lyrik vergeben. Den zweiten Preis teilten sich Catarina Müller aus Freiburg, die ein modernes Liebesgedicht voll zarter Poesie eingereicht hat und Beate Reiner aus Furtwangen. Ihr Gedicht "Farbtupfer" ist ein Spiel mit lustvoll zusammengesetzten Wortmonstern, die sie bei der Preisverleihung in Form rhythmisierter Sprachkapriolen aneinanderreihte. Der erste Preis in der Sparte Lyrik ging nicht zum ersten Mal an Kathrin Ruesch aus Buggingen und den Beitrag "Zwischetraum".

Poesie und Sprachwitz, Gedanken zu menschlicher Nähe und kritische Distanz zu gesellschaftlichen Mechanismen – die Junge Autorin aus dem Markgräfler Land zählt längst zu den herausragenden Akteuren der Mundartszene am Oberrhein.