Die Ausstellungseröffnung am Mittwoch ist auf eine große Resonanz gestoßen. Foto: Haberer

Wilhelm Wickertsheimer in einem neuen Licht / Retrospektive ist bis zum 15. Januar zu sehen

Die eröffnete Retrospektive des "Lohrer Molersmanns" rückt das Werk von Wilhelm Wickertsheimer in ein neues Licht. Zu sehen sind im "Zeit-Areal" Impressionen der Heimat, die sehr viel Gespür für Stimmung und Licht offenbaren.

Lahr. "Heimatmaler oder einfach nur Maler der Heimat?" – die mit den Bildern von Wilhelm Wickertsheimer (1886 bis 1968) eng verknüpfte Frage nach der Wertigkeit seiner Kunst wurde bei der Vernissage am Mittwochabend offensiv angegangen. Er habe das gemalt was er gesehen hat, was ihn mit Freude und Respekt erfüllt hat, wie Stadtarchivarin Gabriele Bohnert in ihrer Laudatio auf den Lahrer Künstler betonte. Die Landschaft zwischen Oberrhein und Bodensee, die Weiler und Dörfer waren seine immer wiederkehrenden Motive, die er sicherlich auch romantisiert hat. Dass er damit den Zeitgeist der 1930er- und 1940er-Jahre getroffen hat und durch den Heimatbegriff jener Zeit vereinnahmt werden konnte, dürfte am Ende eher Zufall gewesen sein.

Wickertsheimer habe dabei aber nie verklärt. Selbst die im Ersten Weltkrieg während der Schlacht an der Somme in den Schützengräben entstandenen Aquarelle würden von der Landschaft erzählen und nicht von Ruhm und Heldentaten. Die negativ besetzte Interpretation des Begriffs "Heimatmaler" verbiete sich bei ihm auch aus künstlerischer Hinsicht. Sein malerisches Oeuvre zeige stilistische Feinheiten auf, seine Auseinandersetzung mit den vergessenen Winkeln transportiere immer auch sein bürgerschaftliches Engagement, sein Eintreten für den Erhalt historischer Bausubstanz. Bohnert erinnerte in dem Zusammenhang auch an die in den 1920er-Jahren entstandenen Entwürfe für eine farbenprächtige Innenraumgestaltung der Lahrer Christuskirche.

Streifzug durch die Region

Das Studium bei Hans Thoma habe ihn aber ebenso geprägt wie die Verehrung der Maler Ferdinand Hodler, Paul Cézanne und Vincent van Gogh. Aus ihr schöpfen seine Landschaftsbilder, die ungemein kraftvollen Winterszenen des begeisterten Skifahrers, die Berg- und Alpenpanoramen, seine Impressionen vom Bodensee. In der mit rund 120 Arbeiten bestückten Ausstellung nehmen sie neben den Ansichten von Lahr und der Umgebung eine zentrale Rolle ein. Die Retrospektive, die treffend den Titel "Heimatliebe" trägt, schöpft dabei ausschließlich aus dem von seinen Enkeln mit der Unterstützung von Adi und Doris Wild gesicherten Nachlass.

Die am Mittwoch mit großer Publikumsresonanz eröffnete Bilderschau lädt ein zu einem Streifzug durch die Region, bei der Wilhelm Wickertsheimer dem Ausstellungsbesucher als ausdrucksstarker Maler der Heimat gegenübertritt, als einer, der wunderbare Stimmungen zaubert und immer wieder berührt.

Die Ausstellung "Heimatliebe" ist bis zum 15. Januar im Lahrer "Zeit-Areal" zu sehen. Öffnungszeiten sind Montag bis Freitag von 8 bis 17 Uhr, zusätzlich am 22. und 23. Oktober von 14 bis 18 Uhr.