Marco Baumelt leitet die neue Verbundschule, in der rund 850 Schüler unterrichtet werden – hier die Klasse 5c. Foto: Schabel Foto: Lahrer Zeitung

Bildung: Die bisherige Otto-Hahn- und Theodor-Heuss-Schule bilden jetzt eine Einheit

Bis vor Kurzem hießen sie noch Otto-Hahn-Realschule (OHR) und Theodor-Heuss-Werkrealschule (THW). Das ist nun Vergangenheit. Aus zwei Schulen ist eine geworden. Die neue Verbundschule soll das Lernen für die Schüler erleichtern.

Lahr. "Das Schulschild von der THW wurde schon abgebaut. Da hat sich jetzt einiges verändert. Wir sind jetzt eine Verbundschule", erklärt ein Schüler, der nach dem Unterricht seine Klassenkameraden vor dem Gebäude der ehemaligen THW trifft.

500 Meter Luftlinie entfernt, im Gebäude der ehemaligen OHR, sitzt Schulleiter Marco Baumelt an einem runden Tisch, er ist stolz: "Wir sind jetzt die größte Schule in Lahr." Bevor Baumelt am 1. August die Leitung der neuen Verbundschule übernahm, war er Konrektor an der OHR gewesen. Der bisherige OHR-Rektor Christian Reinbold ist in den Ruhestand gegangen, der bisherige THW-Rektor Thomas Bührer bewirbt sich für eine Konrektor-Stelle an der neuen Schule.

Seit Anfang der Vorwoche werden hier nun 850 Schüler unterrichtet. Die Mehrheit kommt von der ehemaligen Realschule. Dieses ungleiche Verhältnis komme unter anderem daher, dass es an der THW in den letzten Jahren Schwierigkeiten gegeben habe, fünfte und sechste Klassen zu bilden. "Seit Eltern frei entscheiden können, welche weiterführende Schule ihr Kind nach der Grundschule besuchen soll, schicken immer mehr Eltern ihre Kinder auf Realschulen", so Baumelt. Sie wollten die beste Bildungsoption für ihr Kind.

In den vergangenen Jahren bedeutete das viele Neuanmeldungen für Stufe fünf an der OHR. Ein Segen für die Schule, sollte man meinen. Theoretisch. Praktisch sei diese Situation für die OHR nicht unbedingt einfach gewesen. Denn auch Schüler, die eher für das Unterrichtsniveau der Werkrealschule geeignet gewesen wären, kamen an die OHR. "Das hat Spannungen erzeugt. Denn in ein- und derselben Klasse gab es Schüler, die problemlos mit dem Realschulniveau mithalten konnten. Andere, die eher für die Werkrealschule geeignet gewesen wären, kamen überhaupt nicht mit, trotz Förderkonzept", erklärt Baumelt. In den letzten drei bis vier Jahren seien 40 Prozent der neuen Fünftklässler nicht für die Realschule geeignet gewesen.

Besonders frustrierend sei das Ganze für diese oft lernschwächeren Schüler gewesen. "Da sie an einer Realschule waren, wurden sie in den Orientierungsstufen – fünfte und sechste Klasse – nach Realschulniveau bewertet. Ein zweijähriger Leidensweg mit schlechten Noten, Frust und immer weniger Lust auf Schule." Erst in der siebten Klasse durften die Lehrer eine sogenannte Binnendifferenzierung betreiben. Das bedeutete, dass innerhalb einer Klasse unterschiedliche Aufgaben verteilt wurden – je nach Leistungsstärke oder -schwäche. Baumelt: "So viele unterschiedliche Niveaus zu bedienen, war eine große Herausforderung für die Lehrer. Sie hatten das Gefühl, dem Bildungskonzept nicht mehr gerecht zu werden."

In der neuen Verbundschule soll sich das nun ändern. "Die Schüler können jetzt besser begleitet und beraten werden", berichtet Baumelt und weist auf persönlichen Gespräche bei der Anmeldung der Fünftklässler hin. "Bei dieser individuellen Beratung waren der Schüler, die Familie und jeweils ein Lehrer aus der Werkrealschule und aus der Realschule anwesend." 90 Prozent der Eltern seien dieses Jahr der Empfehlung der Verbundschule gefolgt. "Dieses Jahr starten wir mit sechs fünften Klassen – drei mit Werkrealschulniveau und drei mit Realschulniveau."

Gut an einer Verbundschule sei auch, dass die Schüler hausintern – ohne die Schule und ihr Umfeld wechseln zu müssen – in eine leistungsstärkere Klasse wechseln können. Denn Werkrealschul- und Realschulniveau würden ab sofort "Tür an Tür" geboten. Erwerben können die Schüler an der Verbundschule entweder einen Werkrealschul-, einen Realschul- oder einen Hauptschulabschluss.

"Hinsichtlich der räumlichen Aufteilung ist geplant, dass die Schüler von Klasse fünf bis acht am Standort der ehemaligen OHR bleiben. Hintergrund ist das Ganztagsangebot. Der Pausenhof ist kindgerecht, hier haben wir auch eine Mensa und Ganztagsräume mit Spielen und Sofas", sagt Baumelt.

Ab der neunten Klasse soll der Fokus stärker auf die Berufsorientierung gesetzt werden. Um den Übergang zu den älteren Jahrgängen zu betonen, findet der Unterricht dann im Gebäude der ehemaligen THW statt. "Da sind die älteren Schüler dann unter sich, vermutlich mit ähnlichen Hoffnungen und Problemen ", so Baumelt. Dort solle auch ein Berufswahlzentrum eingerichtet werden. Den Schülern werde ein professionelles Team – bestehend aus Lehrern und Mitarbeitern der Bundesagentur für Arbeit – zur Verfügung stehen.

"Ob unser Konzept gelingt, wird die Zukunft zeigen", sagt Baumelt. Für ihn seien die sechs neuen Eingangsklassen ein Zeichen dafür, dass der Verbund aus THW und OHR die richtige Entscheidung gewesen ist.

Wie soll die neue Schule heißen? Die Lehrer haben abgestimmt und sich für "Verbundschule Lahr" entschieden. Dieser Name muss allerdings noch vom Gemeinderat bestätigt werden. Zwei weitere Namen stehen laut Baumelt zur Wahl: "Schule an den Brücken" oder "Friedensschule".