Hans Weide (links) zeigte dem Theaterensemble die Original-Schauplätze des Anti-AKW-Protests in Wyhl, über den er ein Buch verfasst hat. Es dient als Vorlage für ein Theaterstück, das Anfang Oktober im Stiftsschaffneikeller aufgeführt wird. Foto: Mühl Foto: Lahrer Zeitung

Besuch: Theaterensemble sieht sich bei Wyhl um / Hans-Weide-Vorlage wird aufgeführt

Lahr. Anfang Oktober feiert im Stiftsschaffneikeller das auf Hans Weides gleichnamigem Roman beruhende Theaterstück "Rote Sonne – dunkle Nacht" Premiere. Zur Recherche absolvierte das Ensemble eine Exkursion zu Original-Schauplätzen.

Mehr als 40 Jahre liegt der Widerstand gegen das geplante AKW Wyhl zurück, der den Beginn der Anti-Atom-Bewegung begründete. Der Name Hans Weide wird mit dem Wyhl-Thema ewig verbunden bleiben. Seine Befehlsverweigerung, als Polizei-Einsatzleiter im Februar 1975 das von Atomkraft-Gegnern besetzte Baugelände zu räumen, war eine der entscheidenden Stationen damals.

"Wyhl hat mein Leben nachhaltig geprägt", sagt Weide, der viele Erlebnisse und Eindrücke in seinem 2016 veröffentlichten Roman "Rote Sonne – dunkle Nacht" verarbeitet hat, der fiktionale und reale Elemente vereint. Anfang Oktober feiert ein auf Motiven des Romans basierendes Stück in Lahr Premiere. Zuvor haben das Ensemble mit Regisseur Christopher Kern in Begleitung Hans Weides die Original-Schauplätze des AKW-Protests besucht. Für die Darsteller sollte es darum gehen, Hintergrundwissen zu gewinnen, um sich so besser in ihre Rollen versetzen zu können. Besucht wurden unter anderem die Nato-Rampe samt am Rhein liegenden Gelände und das damalige Lager der AKW-Gegner – dort sind noch die Reste des Eingangstors zum damaligen Rundhaus zu sehen. Ein Gedenkstein, der 25 Jahre nach der Besetzung gesetzt wurde, erinnert ebenfalls an die Vorkommnisse. Auf ihm ist unter anderem die Protestlosung zu lesen: "Nai hämmer gsait."

Weide erläuterte lebhaft, wie die Polizei den Lagerplatz überraschend stürmen konnte, weil das Warnsystem der Platzbesetzer (bestehend aus einer Telefonkette und Kirchenglocken) nicht optimal funktionierte. Besetzt worden war das Areal, weil Rodungsarbeiten bei den Protestierern gar nicht gut ankamen. Dass der Platz gegen passiven Widerstand mit aller Autorität und dem Einsatz von Wasserwerfern geräumt wurde, schürte den Widerstand nur noch mehr – unter anderem mit einer Großkundgebung, an der rund 35 000 Menschen teilnahmen.

Dass das Areal erneut eingenommen werden konnte, war der Planung des Fischers Balthasar Ehret zu verdanken, so Weide: 150 Personen näherten sich von Norden her einer nur schwach geschützten Stelle und wurden im weiteren Verlauf von Teilnehmern der Kundgebung unterstützt. Weide zeigte beim Rundgang Stellen, wo die Besetzer aufs Areal gelangten.

Der AKW-Protest zieht am Kaiserstuhl bis heute Für und Wider nach sich. Das zeigte sich etwa in Form verschiedener Autoaufkleber ("Atomkraft – Nein, danke" versus "Lieber Atomstrom als Flüchtlingsstrom") auf dem Weg nach Weisweil. Kurt Schmidt, Leiter des örtlichen Dokumentationszentrums, zeigte den Besuchern Fahnen aus der alten Zeit. Das Thema Wyhl ist bis heute aktuell, konnte Schmidt anhand von zahlreichen Anfragen verdeutlichen. Immer wieder sei der Widerstand Thema von Diplomarbeiten, etwa aus Japan oder den USA.

Die Besucher aus Lahr nahmen viele neue Eindrücke und für das Theaterstück wertvolle Inspiration mit nach Hause.