Lahr - Die Schulen haben geschlossen, für Lehrer, Schüler und Eltern ist das keine leichte Situation. Nicht alle Eltern können im Homeoffice arbeiten, die Großeltern fallen als Betreuer oft aus, da sie zur Corona-Risikogruppe gehören.

Püfungstermine in den Mai verschoben

Das Lernpensum muss trotzdem bewältigt werden, auch wenn die Prüfungstermine auf die Zeit nach dem 18. Mai verschoben wurden. Die Lahrer Zeitung hat Schulleiter zu der Problematik befragt und es zeigt sich, dass sich die verwendeten Lernmaterialien und die Kommunikationswege unterscheiden.  

Die Verlegung der Abiturprüfungen: Zu der Verlegung aller schulischen Abschlussprüfungen, also auch des Abiturs, auf die Zeit nach dem 18. Mai sagt Joachim Rohrer, Schulleiter des Clara-Schumann-Gymnasiums: "Zur Zeit kann niemand sagen, wann die Schulen wieder geöffnet werden können. Wichtig ist es, dass sich die Kultusministerkonferenz verständigt hat, nachdem einige Länder vorgeprescht waren."

Es sei wichtig, dass die Prüfungen stattfinden. Die Abiturienten in Rheinland-Pfalz hätten ihre Prüfungen geschrieben, in Hessen seien die Prüfungen nahezu abgeschlossen. Würden andere Bundesländer ohne Prüfungen die Durchschnittsnoten der vergangenen zwei Jahren als Abiturnoten nehmen, entstünden Ungerechtigkeiten. Andererseits dürfe es auch nicht sein, dass die Abiturienten im Juli oder August keinen Abschluss hätten.

 Lernplattform und Papier: Daniel Janka, Schulleiter des Geroldsecker Bildungszentrums in Seelbach, beschreibt die digitale Kommunikation zwischen Lehrern und Schülern: Die Lehrer stellen Aufgaben zu den Hauptfächern auf eine Plattform, beim Geroldsecker Bildungszentrum läuft das über Google-Drive. Die Plattform haben an der Schule bisher nur Lehrer genutzt, nun hat jede Klasse dort einen Ordner, in dem Aufgaben und Lehrmaterial zu finden sind. Damit kommen die älteren Schüler gut zurecht.

Manche Lehrer setzen für sier zu bestimmten Zeiten Probearbeiten an, eine Prüfung wird simuliert. Die Schüler drucken die Aufgaben aus, lösen sie auf Papier, fotografieren mit dem Handy ihre Lösungen ab und schicken sie per E-Mail an die Lehrer.

Die Grundschüler bekommen ihr Material in Papierform und einen Wochenplan nach Hause. "Natürlich ist das eine eine große Herausforderung für die Kinder", sagt Janka. In manchen Familien werde ein Lernplan aufgestellt, manche Kinder entscheiden frei für sich.  

Vier verschiedene Kommunikationsformen: Sabine Rühtz, Leiterin des Scheffel-Gymnasiums, verweist auf vier verschiedene Möglichkeiten der Kommunikation zwischen Lehrern und Schülern. Das sind die Lernplattform Moodle, die Schulcloud, Video- und Audiokonferenzen sowie die Kommunikation per E-Mail.

"Jeder Lehrer hat für sich entschieden, welche Kommunikationswege für ihn selbst, sein Fach und seine Schüler am sinnvollsten sind", so Rühtz. Diese Möglichkeiten sind auch der Homepage der Schule zu entnehmen. "In Anbetracht der Tatsache, dass vor allem große landesweite Plattformen wie zum Beispiel Moodle noch nicht ganz zuverlässig sind, bin ich froh, dass wir auch über E–Mail mit den Schülern kommunizieren können."

In der Oberstufe sei es am Scheffel-Gymnasium schon länger üblich, dass Lehrer bei Abwesenheit Aufgaben für die Schüler in Moodle eingestellt haben. "Wir hoffen, dass die Schülerinnen und Schüler sich den Tag so strukturieren, dass sie auch zum Lernen und Bearbeiten der Aufgaben kommen", sagt die Schulleiterin.

Rückmeldungen und Austausch wichtig

Für die Abiturienten sei es jetzt besonders schwierig. "Sie sind es zwar schon eher als die jüngeren Schüler gewohnt, selbstständig zu arbeiten, aber sie brauchen gerade in der Zeit kurz vor den Abiturprüfungen häufige Rückmeldungen der Lehrer und das am besten im direkten Austausch", so Rühtz.

"Ich hoffe, dass die Abiturprüfungen stattfinden, wann auch immer, weil es für unsere Abiturienten immer eine Möglichkeit ist, ihre Durchschnittsnote zu verbessern. Sie sind auf die schriftlichen Prüfungen normalerweise immer gut vorbereitet. Wie man die Prüfung organisiert, muss dann landesweit geklärt werden, das hängt auch davon ab, ob noch ein Kontaktverbot besteht." 

Einige Familien haben keine digitalen Endgeräte: Thomas Bührer, Rektor der Theodor-Heuss-Schule, Werkrealschule betont, dass der Montag vor der Schulschließung noch einmal intensiv genutzt wurde, um den Schülern umfangreiche "Aufgabenpäckchen" in Papierform nach Hause mitzugeben. "Dies war dringend geboten, da einige Familien Zuhause über keine digitalen, beziehungsweise mobilen Endgeräte verfügen", schildert er die Situation.

"Der Austausch im Kollegium und mit der Schulleitung, den Eltern, vor allem aber mit den Schülern, insbesondere der Abschlussklassen ist auf digitalem Weg relativ gut vernetzt, beispielsweise per E-Mail oder ›Schulcloud‹", sagt der Schulleiter. Die Lehrer arbeiten vom Homeoffice aus und fungieren dort als Ansprechpartner für alle am Schulleben Beteiligten.

Info: Das sagt die Kultusministerin

Die baden-württembergische Kultusministerin Susanne Eisenmann hat den Beginn aller zentralen schulischen Abschlussprüfungen in Baden-Württemberg laut einer Mitteilung vom vorgesehenen Termin nach den Osterferien auf die Zeit ab dem 18. Mai verlegt. "Mit dem Terminplan wollen wir ermöglichen, dass die Schülerinnen und Schüler genügend Zeit für die Vorbereitung haben. Oberstes Ziel ist, dass alle faire Bedingungen für ihre Abschlussprüfungen bekommen", sagt Kultusministerin Eisenmann.

"Wir müssen davon ausgehen, dass die Schülerinnen und Schüler aufgrund der Schulschließungen ohne eine Verschiebung der anberaumten Prüfungstermine nicht über die nötigen Voraussetzungen für die Prüfung verfügen", so die Ministerin und fährt fort: "Mit einem neuen Terminplan wollen wir ermöglichen, dass die betroffenen Schülerinnen und Schüler genügend Zeit für die Vorbereitung auf die Prüfungen haben. Unser grundlegendes Ziel ist, dass alle Schülerinnen und Schüler faire Bedingungen für ihre Abschlussprüfungen bekommen."