8500 Fahrzeuge rollen täglich durch Kippenheimweiler, die neue Kreisstraße verspricht Abhilfe. Foto: Schabel

B 3-Umfahrung: Bürger in Kippenheimweiler sprechen sich für Bau aus / Bereits 150 Unterschriften

Kippenheimweiler - Während es im Ortschaftsrat regelmäßig Kritik gibt, positionieren sich Anwohner in Kippenheimweiler positiv zur geplanten B 3-Umfahrung. Tenor: "Wir wollen Entlastung vom Verkehr, wir wollen diese Straße." Schon mehr als 150 Unterschriften belegen das.

Das wäre ganz in unsrem Sinne

Dass sich der Lahrer Gemeinderat am Montag für den Bau einer neuen Kreisstraße zwischen Ringsheim und Lahr ausgesprochen hat, hat Daniel Sill mit Wohlwollen zur Kenntnis genommen. Auch mit der Trassenwahl ist er zufrieden. Sill wohnt in der Kaiserswaldstraße, der "Eingangstür" von der südlichen Ortenau in den gewerbegeprägten Lahrer Westen. "Laut dem Gutachten zur B 3-Umfahrung rollen täglich 8500 Fahrzeuge an unseren Häusern vorbei. Mit der neuen Straße soll sich diese Zahl um rund 6500 reduzieren. Das wäre ganz in unsrem Sinne."

Die offiziellen Töne, die bislang aus Kippenheimweiler laut wurden, klangen etwas anders. So zuletzt bei der Ortschaftsratssitzung am Dienstagabend. Der gesamtstädtische Beschluss pro Kreisstraße wurde teils scharf kritisiert (wir berichteten).

Mehrfach kamen aus Wylert in der Vergangenheit Plädoyers für die Variante 2 a, die auf Höhe des Dorfs parallel zur Bahn verlaufen würde. Der Lahrer Gemeinderat sprach sich indes für Variante 2 aus. Unter anderem weil diese die einzige Trasse ist, die laut den Planern alle Ortsdurchfahrten entlang der Strecke entlasten würde. Allerdings führt sie etwas näher an Kippenheimweiler vorbei als die 2 a.

Kippenheim ist nicht der einzige Profiteur

Für einige, die dadurch mehr Lärm im Dorf befürchten, war das in der Vergangenheit ein K.o.-Kriterium, für Sill nicht: Während der Wylerter Fokus in der Debatte meistens darauf lag, eine Mehrbelastung für das Dorf zu vermeiden, macht der 37-Jährige klar: "Wir kämpfen seit Jahren für eine Entlastung vom Verkehr." Ein Ziel, das mit der beschlossenen Streckenführung erreicht werde – für Sill die Hauptsache.

Er und seine Frau wollen die Belange der Anwohner "nach außen tragen und uns Gehör verschaffen". Vor knapp zwei Wochen zogen sie mit Unterschriftenlisten los. Ergebnis: Wie dem Ehepaar geht es offenbar vielen. Gut 150 Wylerter hätten bereits unterschrieben. "Dabei waren wir bislang hauptsächlich in der Kaiserswaldstraße, viele Nebenstraßen kommen noch."

Wenn die Liste voll ist, soll sie den Entscheidungsträgern übergeben werden. "Als Signal, dass auch wir in Kippenheimweiler diese Straße wollen", sagt Sill, der "nicht ausschließen" will, dass aus der Unterschriftenaktion eine Bürgerinitiative entsteht. Wie es sie in Kippenheim bekanntlich schon gibt.

Nicht zuletzt weil die Wylerter Nachbargemeinde laut für die neue Kreisstraße trommelt, wird das Projekt in der Öffentlichkeit oft als "Kippenheimer Umfahrung" wahrgenommen. Sill sieht das anders. "Natürlich sind sie dort mit 22 000 Fahrzeugen täglich am stärksten betroffen.

Aber es darf nicht der Eindruck entstehen, dass Kippenheim der einzige Profiteur der neuen Straße wäre." Nicht umsonst sei im Gutachten von einem "regionalen Konsens" die Rede. Um dem Gemeinschaftsgedanken Nachdruck zu verleihen, haben die Sills auf höherer politischer Ebene angeklopft, bei den Bundestagsab-geordneten Peter Weiß (CDU) und Johannes Fechner (SPD). Bei dem einen waren sie schon, mit dem anderen sind sie verabredet.

Gibt der Kreistag seinen Segen für den Bau der Straße (siehe Info), ist es den Wylertern wichtig, dass die geplanten zwei Abschnitte zügig nacheinander umgesetzt werden. "Der erste Teil bis zum Sulzer Kreuz soll zwar nicht zu unserem Nachteil sein, aber eine richtige Entlastung bekommen wir erst mit dem Anschluss an die B 415", sagt Sill.

Deshalb hofft er auch, dass die Pläne zu Variante 5 in der Schublade bleiben. Diese haben sowohl der Lahrer Gemeinderat als auch der Kreis als "Rückfall-Option" auserkoren, falls Variante 2 doch nicht realisierbar wäre. Die 5er-Variante führt von Süden her kommend durchs Kippenheimer Gewerbegebiet zurück auf die B 3. "Damit bliebe für Kippenheimweiler im besten Fall alles beim Alten – und das wollen wir definitiv nicht", sagt Sill.

So geht's weiter

Der Kreistag entscheidet bei seiner Sitzung am Dienstag, 3. November, über den Bau der Kreisstraße zwischen Ringsheim und Lahr. Erhält das Vorhaben grünes Licht, werden ab dem Doppelhaushalt 2021/22 die Kosten für den ersten Bauabschnitt von 36 Millionen Euro bereitgestellt.