Foto: Ditfurth

Der Lockdown trifft den Europa-Park hart / Müssen Angestellte wieder in Kurzarbeit?

Rust - Der Europa-Park, seine Wasserwelt, sämtliche Park-Hotels, das Camp-Resort, die Hotelgastronomie und die neue Attraktion "Yullbe" – ab Montag ist alles geschlossen. Der neue Lockdown trifft das Unternehmen sehr hart, sagt Roland Mack der LZ.

Park wollte in diesem Jahr erstmals keine Pause zwischen Sommer- und Wintersaison machen

Das Ganze sei besonders bitter, weil Hotels, Gastronomie, Freizeitparks und Erlebnisbäder keine Treiber des Infektionsgeschehens gewesen seien, teilte der Gründer des Freizeitparks am Donnerstag mit. "Für uns kommt die Entscheidung auch überraschend, weil wir uns auf die Zusicherung der Politik verlassen haben, es werde keinen erneuten Lockdown geben."

Bekanntermaßen musste der Europa-Park bereits im Frühjahr seinen Start in die Sommersaison mehrfach verschieben. Dazu kamen strenge Auflagen mit einer Besucherobergrenze von 15 000. Die Rede ist von mehr als 100 Millionen Euro Verlust durch den ersten Lockdown – nun der zweite. Mack spricht von "gravierenden" Auswirkungen. "Wirtschaftlich können wir das als mittelständisches Unternehmen nur durchstehen, weil wir über Jahrzehnte gut gewirtschaftet haben. Allerdings schmelzen unsere Rücklagen dramatisch", so der Seniorchef.

Um die bisherigen Einbußen zu kompensieren, wollte der Park in diesem Jahr erstmals keine Pause zwischen Sommer- und Wintersaison machen. Diesem Vorhaben hat der Beschluss von Bund und Ländern einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Weitere öffentliche Hilfen sind unerlässlich

Der Europa-Park und Rulantica sind bis einschließlich Sonntag geöffnet, dann gehen bis Ende November die Lichter aus. Immerhin: Technische Probleme bereitet die Schließung von heute auf morgen nicht, wie Engelbert Gabriel aus der Park-Geschäftsleitung erklärt: "Wir kennen die Arbeitsschritte, die in der Nebensaison anfallen, bereits." Wie es mit den Mitarbeitern weitergeht, ist indes ungewiss. Der Park hatte im März rund 2000 Angestellte in Kurzarbeit geschickt. Mittlerweile sind laut Gabriel alle zurück. Und nun? "Befinden wir uns gerade in der Abstimmung."

Im Park regiert die Hoffnung, "dass die Regierung erkennt, dass das Weihnachtsgeschäft für alle betroffenen Branchen existenzsichernd sein kann und wir unsere Besucher ab dem 1. Dezember wieder begrüßen können", sagt Gabriel. Roland Mack sieht das genauso: "Wir setzen darauf, dass diese Schließung sich wirklich nur auf diesen begrenzten Zeitraum beschränkt." Dafür spreche, dass sich das Hygienekonzept in den vergangenen Monaten bewährt habe.

Der Park-Chef sorgt sich derweil nicht nur um sein Unternehmen, sondern fürchtet, "dass viele Hotel und Restaurants weitere Schließungen nicht verkraften werden". Mack nimmt die Politik in die Pflicht, die bereits finanzielle Unterstützung zugesagt hat: "Weitere öffentliche Hilfen sind unerlässlich, um diese so wichtige Branche zu retten. Wenn aus pandemiebedingten Gründen geschlossen wird, muss auch der Ausgleich des Schadens garantiert werden."

Park plant keine höheren Preise

Nach konstanten Erhöhungen der Eintrittspreise um durchschnittlich fünf Prozent während der vergangenen fünf Jahre wird der Europa-Park 2021 keine Preiserhöhung vornehmen. Aufgrund der aktuellen Lage würde man das als unangebracht empfinden, gab das Unternehmen jetzt gegenüber dem Internetportal Parkerlebnis.de bekannt.

Erwachsene ab zwölf Jahren zahlen damit weiter 55 Euro, für Kinder zwischen vier und elf Jahren sowie für Senioren ab 60 Jahren wird der Zugang zum Freizeitpark unverändert 47 Euro kosten.

Muss der Teil-Lockdown jetzt wirklich sein?

Öffentliches Leben wird heruntergefahren, um  Corona-Kurve abzuflachen 

Pro von LZ-Redakteur Felix Bender

Eins vorweg: Die Auswirkungen des erneuten Lockdowns auf unser Leben sind   besch... euert! Wir wollen uns mit Freunden treffen, spontan ins Kino gehen und am Sonntag auf oder neben dem Sportplatz stehen. All das wird uns genommen. Wieder einmal. Doch gibt es eine Alternative? Sollen wir munter zuschauen, wie sich die Infektionszahlen jeden Tag selbst überholen, bis unser Gesundheitssystem in die Knie geht?

Noch sind genügend Intensivbetten in den Krankenhäusern frei, um schwere Corona-Fälle zu behandeln. Das muss so bleiben. Hier in der Ortenau haben die Verantwortlichen im Frühjahr bewiesen, dass sie Krisenmanagement können. Mit Besonnenheit, ohne Panikmache. Indes, die Bremse, die Bund und Länder gezogen haben, quietscht bereits bedenklich.

Es ist zu hoffen, dass die Akteure vor Ort  –  allen voran das Gesundheitsamt – die Fahrt ins Covid-Verderben noch stoppen können. Deshalb lautet das Motto für uns alle: Zähne zusammenbeißen statt lamentieren. Zweifellos sind die Einschränkungen für die betroffenen Branchen bitter.  Es geht um Existenzen, zum wiederholten Mal. Doch der Bumerang der Pandemie ist längst in der Luft: Jeder Tag des Weiter-so hätte die Wucht des Einschlags vervielfacht.

Contra von LZ-Redakteur Herbert Schabel

Schüler sitzen vormittags im Klassenzimmer nebeneinander, dürfen aber nachmittags im Freien nicht zusammen Fußball spielen. Der Pendlerzug am Morgen ist dicht besetzt, abends werden die Menschen  aber nicht ins Kino gelassen, obwohl der Abstand zum Nebenmann dort größer ist. Vor einem Monat hat eine Hochzeit in Lahr zu mehr als 70 Corona-Infektionen geführt, doch Wirten, die sich penibel an alle Regeln gehalten haben, wird jetzt die Luft abgedreht: Der Lockdown ist zutiefst ungerecht.

Gasthäuser, die schon im ersten Lockdown ums Überleben zittern mussten, haben inzwischen erfolgreiche Hygienekonzepte umgesetzt – dennoch müssen sie jetzt wieder als erste  leiden. Es  gibt auch  keinen  Beweis,  dass Kultur und Sport Brutstätten für Corona sind.

Die neuen Maßnahmen folgen eben nicht wissenschaftlichen Überlegungen, sondern politischem Opportunismus: Verbote gibt’s dort, wo  der Protest überschaubar bleibt oder sich durch Steuergelder besänftigen  lässt. Das ist inkonsequent und hilft wohl auch nicht gegen Corona: Wer sich an die Regeln halten will, darf nun nicht mehr mit Winterjacke im Zelt seines Lieblingsrestaurants speisen  – und wer auf  die Regeln pfeift, feiert mit seinen Freunden in der eigenen Wohnung.