Heute nicht mehr vorstellbar, doch in den 1950er-Jahren Realität: Ein Dampfzug fährt durch die Kaiserstraße. Foto: Archiv Klein Foto: Lahrer Zeitung

Vortrag: Norbert Klein stellt Historie des Dampfzugs vor, der zwischen Dinglingen und Schuttertal verkehrte

Durch die Lahrer Innenstadt fuhr einst die Eisenbahn. Von diesen Zeiten hat Norbert Klein in einem sehr gut besuchten Vortrag im Haus zum Pflug erzählt.

Lahr. Die Geschichte der Eisenbahn im Oberrheingraben begann bereits 1838, also nur drei Jahre nach der Eröffnung der legendären ersten deutschen Bahnstrecke von Nürnberg nach Fürth im Jahr 1835. Die badische Regierung beschloss den Bau einer Eisenbahntrasse von Mannheim nach Basel. Laut Klein, Vorsitzender der Regionalgruppe Geroldsecker Land im Historischen Verein Mittelbaden, sollte die Strecke gradlinig in der Ebene verlaufen, die aufstrebende Industrie- stadt Lahr sollte also nicht direkt an die Strecke angeschlossen werden.

Der erste Zug fuhr 1845 nur in den Bahnhof der damals selbständigen Gemeinde Dinglingen ein. Erst das dritte Gesuch der Stadt Lahr, eine Stichbahn zu bauen, wurde 1863 von der Regierung genehmigt. Ergebnis: Die Stadt dürfe eine Trasse nach Dinglingen verlegen – aber auf eigene Kosten. Klein vermutete, dass zwischen der Stadtverwaltung und der badischen Regierung kein so gutes Einvernehmen geherrscht haben muss. Lahr war im 18. Jahrhundert immerhin der zweitwichtigste Industriestandort Badens nach Mannheim.

Die Stadt gründete eine Aktiengesellschaft, die den Bau der Trasse von der Stadt zum großen Bahnhof der Rheintalbahn bewerkstelligen sollte. Die erste Stichbahn fuhr dann 1865. Haltepunkt war die damalige Luisenstraße, heute ungefähr der Kreisverkehr an der Lotzbeckstraße/Goethe-straße. Die Lahrer Eisenbahngesellschaft (LEG) hatte zwei Lokomotiven namens "Schönberg" und "Schwan". Ein Kuriosum stellte Klein am Rande vor. Ein abgelehntes Gesuch der Stadt vor 1863 hatte den Inhalt, einen Teil des Schutterlindenbergs zu untertunneln.

Die Stadt plante einen Tunnel durch den Schutterlindenberg

Ab 1912 gab es den prächtigen Stadtbahnhof, heute der Friedrich-Ebert-Platz. Schnell folgten Pläne, dass es eine Bahn ins Ried und in das damals noch recht abgelegene Schuttertal geben sollte. Ab 1871 gehörten das Elsass und Lothringen zum neugegründeten Deutschen Reich. Die Elsässer hatten ihrerseits bereits viele Schienen verlegt. Eine direkte Bahntrasse über den Rhein zwischen Ottenheim und Erstein wurde allerdings nur geplant und nie gebaut. Dafür folgten Anschlussstrecken durch das Ried an den jeweiligen Gemeinden entlang und direkt durch den Ort Meißenheim. Dort befand sich eine Gastwirtschaft unmittelbar an der Haltestelle – Voraussetzung, dass der Zug dort Halt machte. Die letzte Strecke, die gebaut wurde, war die Trasse nach Seelbach.

An der Wende vom 19. zu 20. Jahrhundert konnte man somit auf Schienen vom Schuttertal nach Kehl fahren und später sogar direkt nach Straßburg.

Die Bahn überlebte das Ende des Ersten Weltkriegs, auch wenn damals der Rhein wieder Grenze nach Frankreich wurde. Und trotz einiger Bombardements gab es die Bahn zwischen Seelbach und dem Ried sowie nach Offenburg genauso wie die Stichbahn Lahr – Dinglingen auch noch nach dem Zweiten Weltkrieg.

Das Ende des Zugverkehrs kam mit dem Aufkommen des Automobils, wobei die MEG (Vorläufer der SWEG) und andere Gesellschaften keinen geringen Anteil hatten. Die ersten Busse wurden in den 1930-Jahren eingesetzt. Die Fahrzeuge waren mobiler und kostengünstiger in der Anschaffung.

Im März 1952 wurde der Schienenverkehr zwischen Dinglingen und Seelbach eingestellt, im Oktober 1959 folgte dann noch der Betrieb zwischen Dinglingen und Altenheim. Das erste Mal war das Bähnle 1894 durch Lahr gefahren.

Den heute noch bekannten Namen "Entenköpfer" hat die Schmalspurbahn einst nicht in Lahr erhalten. Hier hieß der Dampfzug "Bähnle" oder später mit den Dieseltriebwagen einfach "Tram". Der Name Entenköpfer wurde eher im Ried und in anderen Regionen verwendet. Den Kosenamen verdankte die Bahn der Tatsache, dass sie eine Gefahr für frei herumlaufendes Federvieh darstellte.