Was darf es zu essen sein?: Der Dschinn (links) bietet Aladin allerhand Nahrhaftes. Foto: Haberer Foto: Lahrer Zeitung

Theater: Kinder hatten viel zu lachen / Kaum Bezug zum Original

Lahr. Das Schlosstheater Neuwied, die Landesbühne Rheinland-Pfalz, hat das Märchen "Aladin und die Wunderlampe" aufwändig inszeniert. Die in Lahr in der Reihe "Potzblitz! – Kultur für Kids" gezeigte Aufführung schießt aber über das Ziel hinaus. Die Poesie von "1001 Nacht" wird dem Zeitgeist geopfert.

Auch wenn die rund 350 Kinder im Lahrer Parktheater am Samstagnachmittag eine Menge Spaß und reichlich zu lachen hatten, die Landesbühne Rheinland-Pfalz hat bei ihrer Inszenierung des orientalischen Märchens schlichtweg eine Spur zu dick aufgetragen: Lampengeister, die mit imaginären Autos über die Bühne brausen, mit dem Flugzeug geflogen kommen und kokettieren, überspannen den Bogen ebenso wie eine Märcheninszenierung, die an vielen Stellen immer wieder schrill überzeichnet auf den Putz haut. Sie biedert sich dem Zeitgeist an und befördert die allgegenwärtige Reizüberflutung.

Verwunschener Charme wird mit Tempo und Klamauk übertüncht

Das Kindertheater wird so zu einem mit schmissigen Songs aufgepeppten Pop-Event, die Poesie des Märchens aus "1001 Nacht", der verwunschene Charme der Erzählungen aus dem Orient wird mit viel Tempo und reichlich Klamauk übertüncht.

Die unter der Regie von Oliver Grabus auf die Bühne gebrachte Aufführung hätte durchaus auch ganz anders wirken können. Die liebevoll gestaltete Kulisse ist traumhaft. Das Ensemble mit Marvin George (Aladin), Christian Steinborn (Lampengeist), Meera Varghese (Prinzessin), Torsten Peter Schnick (Sultan), Nicole Behnke (Aladins Mutter) und Nikolas Knauf (Zauberer) besitzt reichlich Bühnenerfahrung, eine ausgezeichnete Sprachkultur. Sie hätten ihren Mann sicherlich auch in einer etwas langsameren und behäbigeren, dafür aber deutlich poetischeren Inszenierung gestanden. Die Aufführung hätte dann vielleicht einen Beitrag zur kulturellen Förderung der Kinder im Saal geleistet, anstatt sie einfach nur mit multiplen Reizen für einen kurzen Moment in den Bann zu schlagen.