Kehrt in ihre Heimat im Odenwald zurück: Marie-Louise Scheuble. Foto: Breuer

Marie-Louise Scheuble verlässt Luther- und Paulusgemeinde. "Gestört hat mich einiges"

Lahr - Irritierte Blicke und Bedauern hat es beim Neujahrsempfang in Mietersheim gegeben: Dass Pfarrerin Marie-Louise Scheuble Lahr nach noch nicht einmal elf Monaten wieder verlässt, hat viele überrascht.

Im April ist Marie-Louise Scheuble an der Luther- und der Paulusgemeinde als Nachfolgerin des Pfarrer-Ehepaars Kündiger, das an den Bodensee gezogen ist, vorgestellt worden. Dass sie Lahr verlasse, sagte die junge Pfarrerin auf Anfrage der Lahrer Zeitung, habe viele verschiedene Gründe. Wobei sie nicht auf alle näher eingehen will. Aber als einen der Hauptgründe bezeichnet sie die Umstrukturierung der evangelischen Kirche in der Weststadt. Was in der Oststadt mit dem Zusammenschluss der Kirchen zur Kreuzgemeinde bereits vollzogen ist, steht nun auch im Westen an. "Dafür braucht es jemanden, der mehr Erfahrung hat und alles steuern kann", sagte die Pfarrerin.

Umstrukturierung in der Weststadt als ein Grund

Aber da war wohl noch mehr. "Gestört hat mich einiges", so Scheuble im Gespräch mit unserer Zeitung. Doch auf Details wollte sie nicht eingehen. "Kirche macht Gemeinschaft aus. Das habe ich hier sehr stark gemerkt. Aber auch, dass ich zwar vieles anstoßen konnte, aber nicht alles alleine machen kann." Es habe eben nicht in allen Bereichen und auf allen Ebenen funktioniert. "Das Pfarrerehepaar Kündiger hat sehr große Stiefel zurückgelassen. Aber die waren auch zu zweit und hatten Erfahrung." Da sei es für eine Pfarrerin auf Probe nicht leicht, das Amt weiterzuführen.

Von Lahr nehme sie aber auch sehr viel Positives mit, erzählt sie. "Ich habe vieles schätzen gelernt. Besonders die Arbeit im Kindergarten hat mir sehr viel Freude bereitet. Es ist toll, wenn die Kinder mit großen Augen zuhören und in einer freien Fragerunde auch mal ganz neugierig fragen, ob eine Pfarrerin im Talar schlafe." Auch der Austausch mit den Kollegen sei immer sehr angenehm und positiv gewesen. Vor allem beim Lahrer Tisch.

Beerdigungen, so traurig der Anlass auch sei, hätten ihr auch viel gegeben, blickt Scheuble zurück. Seelsorge, was ein Hauptmerkmal der Arbeit sei, und das Begleiten kämen im Alltag oft zu kurz, betont sie.

Ob sie nun den Beruf aufgebe? "Nein. Ich mache auf jeden Fall weiter", betont Scheuble. Ein Jahr Probedienst hat die Pfarrerin noch vor sich. Den wird sie in der Nähe ihrer Heimat im Odenwald ableisten. Die evangelische Kirchengemeinde verabschiedet sich von Marie-Louise Scheuble mit zwei Gottesdiensten morgen, Sonntag, ab 9 Uhr in der Paulusgemeinde in Mietersheim und am Sonntag, 28. Januar, ab 10.15 Uhr in der Martinskirche.

Info: Zur Person

Marie-Louise Scheuble wurde 1988 in Eberbach am Neckar geboren und ist dort aufgewachsen. Sie hat sich schon früh für Theologie interessiert und im Konfirmationsunterricht erste Kontakte geknüpft. Nach dem Abitur hat sie, wie sie sagt, ihrer Neugier nachgegeben und Theologie in Heidelberg und Basel studiert. Die ersten beiden Vikariatsjahre hat sie in Kürnbach-Bauerbach verbracht, bevor sie als Pfarrerin auf Probe nach Lahr versetzt wurde.