Solche Bilder wie hier in der Halbzeitpause des Verbandsliga-Spiels zwischen dem SC Lahr und Teningen wird es in nächster Zeit nicht geben. Bis Ende November ist der Spielbetrieb im Amateurfußball ausgesetzt, ob der Ball 2020 noch mal rollen wird, ist derzeit noch völlig offen.Foto: Künstle Foto: Lahrer Zeitung

Betrieb im Amateurfußball ruht mit sofortiger Wirkung bis Ende November. Die meisten rechnen aber damit, dass es erst 2021 weitergeht – der Modus ist noch offen

"Es zählt jeder Tag", sagt der SBFV-Präsident Thomas Schmidt. Daher hat der Fußballverband am Donnerstag die Reißleine gezogen und den Spielbetrieb bereits vor dem 2. November eingestellt. Von den Vereinen aus der Region kommt Verständnis.

Zum Thema Corona und den damit verbundenen Einschränkungen hält es Oliver Dewes ein wenig wie Liverpools Trainer Jürgen Klopp. "Politik, Coronavirus, warum ich? Ich trage eine Basecap und bin schlecht rasiert", sagte "Kloppo" Anfang März, als er bei einer Pressekonferenz auf das Coronavirus angesprochen wurde. Fast acht Monate später grassiert das Virus mehr denn je in Deutschland, seit Mittwoch ist klar, dass ab Montag, 2. November der Amateursport deutschlandweit verboten ist. "Ich bin da der vollkommen falsche Ansprechpartner", sagte Oliver Dewes, Trainer des Verbandsligisten SC Lahr, dazu am Donnerstagmorgen.

Sofortige Spielpause

Zu diesem Zeitpunkt war noch offen, ob das Spiel am Samstag gegen Auggen stattfinden wird. Gut eine Stunde kam dann die Absage durch den Verband. Die baden-württembergischen Landesverbände zogen am gestrigen Vormittag die sofortige Reißleine und setzten den Spielbetrieb bis einschließlich zur Oberliga mit sofortiger Wirkung aus. "Die Entscheidung erfolgt bewusst bereits vor der rechtlichen Umsetzung der Bund-Länder-Beschlüsse und aufgrund der sehr eindringlichen Appelle der Bundes- und Landesregierung", heißt es in der Pressemitteilung des Südbadischen Fußballverbands (SBFV).

"Wir nehmen das so hin, wie das die gut handelnden Personen entscheiden – wir können es ja nicht ändern", sagte Dewes dann zu den neuen Entwicklungen. "Es gibt wichtigere Themen als ein paar Hobbyfußballer – man muss jetzt erst mal die Ausbreitung des Virus in den Griff kriegen", so Dewes

Verständnis bei Vereinen

Auch bei anderen Trainern und Verantwortlichen der Region fand die Verbandsentscheidung eine breite Zustimmung, auch wenn natürlich gleichzeitig Enttäuschung über die erneute Zwangspause mitschwang. "Corona hat kein Wochenende. Die Entscheidung des Verbands, die Runde sofort zu pausieren und nicht noch den Spieltag zu spielen, ist daher auf jeden Fall richtig", sagte etwa Frank Müller, Vorsitzender des SC Lahr.

Blick in den Dezember

Auch Jan Herdrich, Trainer des FV Sulz, zeigte am Donnerstagmittag Verständnis für die Entscheidung des Verbands, bereits den Spieltag am Wochenende abzusagen. "Nach den Beschlüssen der Politik hätte es meiner Meinung nach keinen Sinn gemacht, zu spielen", sagt Herdrich. Wie die anderen Verantwortlichen machte sich auch der Sulzer bereits Gedanken, wie die Saison weitergehen kann. Denn bislang ist der Trainings- und Spielbetrieb nur im Monat November rechtlich untersagt. "Ob der Spielbetrieb im Kalenderjahr 2020 wieder aufgenommen werden kann, ist derzeit offen und hängt von den weiteren Entwicklungen ab", heißt es dazu vom Verband, der weiterhin bestrebt ist, "die Saison 2020/21 ordnungsgemäß zu Ende zu bringen. Inwiefern dies möglich sein wird, ist derzeit allerdings nicht abzusehen."

Erst wieder im Jahr 2021?

Somit bleibt den Vereinen derzeit nur die Gewissheit, dass im November nicht gespielt wird. "Ich hoffe, dass wir frühzeitig Signale bekommen, ob und wann es weitergehen kann", sagt dazu Petro Müller, Sportlicher Leiter beim SC Lahr. Ob diese Signale jedoch bereits grünes Licht für Fußball im Dezember geben werden, ist zu jetzigen Zeitpunkt völlig offen. "Ich denke es wäre sinnvoll, 2020 gar nicht mehr zu spielen und dann mit einer verkürzten Wintervorbereitung im neuen Jahr früher zu starten", findet zum Beispiel FVS-Coach Jan Herdrich.

Diesem Modell kann auch Ralf Arndt, Vorsitzender des SV Rust, etwas abgewinnen. "Wenn man im Dezember spielen darf, ist das natürlich wetterabhängig – wir haben zum Beispiel keinen Kunstrasen. Dann würde ich sagen, man verzichtet lieber auf den Dezember und legt dann den Fokus auf den Start im Februar", sagt Arndt. Ein solches Modell würde zwangsläufig einige Spieltage unter der Woche mit sich bringen. In einem solchen Fall müssten laut Rahmenterminkalender sieben Spieltage aus dem Jahr 2020 nachgeholt werden. "Ich gehe davon aus, dass wir dann wenig trainieren und viel spielen", sagt Arndt.

Reiner Heitz, Trainer beim Landesligisten FSV Altdorf, könnte sich mit einem solchen Plan anfreunden. "Aber wer sagt uns, was im Frühjahr ist?", betrachtet er die Situation mit einer gewissen Skepsis. Die Entscheidung von Politik und Verband könne er auf jeden Fall verstehen, auch wenn ihm der Fußball natürlich fehlen wird. "Jede Pause tut weh", sagt Heitz.

Dass Anfang Dezember wieder gespielt werden kann, hält er für unrealistisch. "Man kann nicht von Null auf 100 direkt wieder einsteigen", sagt der FSV-Coach. Das dürfte auch der Verband wissen, im Frühjahr war daher immer von einer 14-Tage-Frist die Rede, wenn es um eine mögliche Wiederaufnahme des Spielbetrieb ging. So gesehen ist ein Spielbetrieb im Dezember, in dem je nach Wetterlage nicht jeder Platz bespielbar ist, wohl ein unrealistisches Szenario.

Viele Nachholspiele

Klar ist jedoch noch wenig. "Jetzt ist eingetreten, was sich keiner gewünscht hat. Es war aufgrund der Entwicklung der Infektionszahlen aber zu befürchten, dass die Politik gravierende Entscheidungen treffen wird. Wir werden nun in Baden-Württemberg beraten, welche Konsequenzen dies für den Spielbetrieb hat", wird der für den Spielbetrieb zuständige SBFV-Vizepräsident Christian Dusch in einer Pressemitteilung zitiert. Denkbar wären bei einer längeren Zwangspause sicher auch neue Spielmodelle, wie etwa Play-offs oder Finalturniere, findet der Lahrer Vorsitzende Frank Müller.

Training in Eigenregie

Gut möglich scheint auf jeden Fall, dass sich die Teams vorzeitig in eine sehr lange Winterpause verabschieden müssen. Ganz ohne Sport wird es in dieser jedoch nicht gehen, schließlich wird die Saison irgendwann fortgesetzt, zumindest hoffen das alle. "Die Jungs werden sich fit halten, schon aus Eigeninteresse", hat der Lahrer Trainer Dewes keine Bedenken, dass seine Spieler während der Pause viel an Fitness einbüßen. Auch der Seelbacher Trainer Markus Höpfner glaubt, dass seine Spieler auch im November ausreichend Bewegung haben werden. "Ich habe ihnen direkt in die WhatsApp-Gruppe geschrieben, dass sie sich fit halten sollen und appelliere da auch an ihre Vernunft", so Höpfner, der mit seiner Elf am Wochenende so oder so spielfrei gehabt hätte. "Wir waren eigentlich froh um diese Pause. Dass sie jetzt so lange gehen wird, ist natürlich sehr schade", sagt er.