Werner Koczwara im "Schlachthof" Foto: Künstle

Werner Koczwara überzeugt mit "Einer flog übers Ordnungsamt"

Lahr. Werner Koczwara reizt die Lachmuskeln und das Zwerchfell, indem er aus Gerichtsakten und Urteilen zitiert. Sein Justizkabarett spürt mit einer philosophischen Grundhaltung den aberwitzigen Stilblüten und Kuriositäten nach, die den Amtsschimmel laut wiehern lassen.

Der 1957 in Schwäbisch Gmünd geborene Satiriker hat die Stilblüten für sein aktuelles Programm "Einer flog übers Ordnungsamt" akribisch recherchiert. Er schleudert dem Publikum nicht nur Zitate aus Urteilen und Justizakten entgegen, bei denen kräftig der Amtsschimmel wiehert und der gesunde Menschenverstand auf der Strecke bleibt. Er projektiert seine Fundstücke auch auf eine Leinwand, gibt dabei akribisch die dazugehörenden Aktenzeichen und Quellen an. "Es sind alles echte Fälle, Sie können die Zitate gerne abfotografieren und im Internet nachrecherchieren", empfiehlt er dem Publikum, das kaum aus dem Lachen herauskommt. Da klagt ein Urlauber vergeblich auf Minderung des Reisepreises, weil ihm in der Hotelsauna nackte Menschen begegnet sind.

In einem anderen Fall folgt das Amtsgericht Frankfurt der Argumentation eines Hotelgasts, der es als Reisemangel bewertet hat, dass ihm zum Abendessen gleich mehrfach Nudelsuppe mit Spiegeleiern serviert wurde. Geradezu aberwitzig wird es, wenn Koczwara minutiös einen auf lateinisch geführten Prozess aus dem 17. Jahrhundert nachzeichnet. Da wurde doch tatsächlich die Exkommunizierung von Feldmäusen angedroht, wenn diese nicht unverzüglich einen von ihnen verwüsteten Acker räumen. Der Anwalt der Tiere konnte aber einen Teilerfolg erzielen, indem er für die Frauen und Kinder der Nager einen dreitägigen Aufschub erwirkte.

Koczwara sorgt dafür, dass sich das Publikum vor Lachen biegt. Echte Brüller sind dabei vor allem auch das Reiserecht und die Tipps, wie sich vor Gericht die Rückerstattung eines erheblichen Teils des Eintrittsgeldes für den Kabarettabend erwirken lässt. Seine mit gepfefferten Kommentaren gewürzte Abrechnung mit der deutschen und österreichischen Justiz setzt beinahe im Minutentakt herrlich skurrile Pointen.

Zwischendurch gibt es zur Entspannung Einblicke in die schwäbische Volksseele, die ganz ohne Aktenzeichen und Quellenangabe daherkommen.