Von Friesenheim im Norden bis Ettenheim im Süden reicht die künftige Lahrer Großpfarrei. Grafik: Erzdiözese/Foto: Bender/Montage: Meurer

Kirche: Erzdiözese stellt neue Raumordnung vor / Fünf Seelsorgeeinheiten zusammen

Lahr/Freiburg - Die Erzdiözese Freiburg macht ihre Ankündigung wahr: Aus den Seelsorgeeinheiten An der Schutter, Ettenheim, Friesenheim, Kippenheim und Rust wird die Großpfarrei Lahr. Dekan Johannes Mette verspricht: "Die Kirche bleibt vor Ort."

Keine Fusion im klassischen Sinne

Priestermangel, Sparzwänge und ein immer komplexer werdendes Gebäudemanagement haben die Erzdiözese schon vor gut zwei Jahren handeln lassen: Unter dem Schlagwort "Kirchenentwicklung 2030" wurde seitdem ein Zukunftskonzept ausgearbeitet, das seit Donnerstag Schwarz auf Weiß auf dem Tisch liegt. Demnach werden aus den 224 Seelsorgeeinheiten zwischen Odenwald und Bodensee 36 neue, kirchenrechtlich eigenständige Pfarreien.

Geplant ist, den Entwurf nach einer weiteren Konsultation in den diözesanen Gremien und Räten zum 1. Januar 2022 in Kraft zu setzen, heißt es aus Freiburg. Die Errichtung der neuen Pfarreien ist dann für 2025/26 vorgesehen. Rechtlich aufgehoben würden damit sowohl die 1057 örtlichen Pfarreien als auch die jetzigen Seelsorgeeinheiten. Zudem führt eine Neuordnung der Kirchengemeinden auch zu einer Neuordnung der Dekanate.

Für den Raum Lahr bedeutet das: Gut 45.000 Katholiken aus den Seelsorgeeinheiten An der Schutter (16. 617 Mitglieder), Ettenheim (6794), Friesenheim (7217), Kippenheim (8077) und Rust (6883) werden künftig unter dem Dach einer Pfarrei zusammenfinden. Erst vor drei Jahren hatte es die bis dato letzte große Reform bei der katholischen Kirche gegeben, als die 224 Seelsorgeeinheiten geschaffen wurden. Ist das nun das nächste große Raffen?

Nein, sagt der Lahrer Dekan Johannes Mette im Gespräch mit der LZ: "Es handelt sich nicht um eine Fusion im klassischen Sinne." Dagegen spreche schon die schiere Größe der neuen Pfarreien, die von einem "delegierenden Leiter" verantwortet werden sollen: "Kein Seelsorger kann so einen Raum alleine bespielen. Es geht darum, Verwaltungsaufgaben zu bündeln und damit zu erleichtern und darum, Personalmangel besser ausgleichen zu können."

Es muss nichts künstlich am Leben erhalten werden

Dass die Zahl von Priestern, Diakonen, Pastoral- und Gemeindereferenten ständig abnimmt, ist kein Geheimnis. Deshalb, so Mette, "ist heute auch noch nicht absehbar, wo künftig wie viele Seelsorger sitzen werden". Dass vor allem das Ehrenamt "weiter gefördert und gestärkt" werden soll, wie der Geistliche betont, ist freilich auch eine Konsequenz aus dem Rückgang bei den hauptberuflichen Kirchenmitarbeitern.

Ein Ziel der Neustrukturierung sei Subsidiarität. "Die Kirche vor Ort soll nicht ausbluten und größer heißt nicht anonymer", sagt Mette. Niemand solle künftig von Ettenheimmünster zum Gottesdienst nach Lahr fahren müssen. Gleichzeitig "muss aber auch nichts künstlich am Leben erhalten werden".

Grundsätzlich, sagt Mette, "wären wir zufrieden, wie es derzeit ist, doch wir müssen die Situation annehmen und den Herausforderungen der Zukunft gerecht werden". Damit liegt der Lahrer Dekan auf einer Linie mit dem Erzbischof. Stefan Burger betont in einer Pressemittelung, die Neuausrichtung der Pfarreistrukturen sei weder Selbstzweck noch Kern der Kirchenentwicklung, "sondern die notwendige Voraussetzung dafür, dass auch in Zukunft Kirche als Gemeinschaft erfahren werden kann".

In einer Infobroschüre des Ordinariats werden die Gründe für die Neustrukturierung genannt. Neben dem offensichtlichsten – dem Priestermangel – reicht die Liste von der stetig sinkenden Zahl der Katholiken im Erzbistum über die problematische finanzielle Entwicklung bis hin zur Resonanz auf die Gottesdienste. Hinzu kämen gesellschaftliche Veränderungen wie die hohe Mobilität der Menschen von heute.

Die Planungen für die neue Pfarrei können nun offiziell starten. Dieses Jahr steht laut Mette "im Zeichen der Kommunikation". Er sei bereits in den Pfarrgemeinden unterwegs. Im Dialog sollen Sorgen zerstreut und Anregungen aufgenommen werden.

Die Pläne für das Kinzigtal

Der Umbau der Pfarreien und damit verbunden auch der Dekanate hat unmittelbare Auswirkungen auf die Strukturen im Kinzigtal. Das wird am Dekanat besonders deutlich: Bisher sind die Kinzigtäler Gemeinden im Dekanat Offenburg-Kinzigtal zusammengefasst, das von der Seelsorgeeinheit Hanauerland bis zum Oberen Wolftal reicht.

 Die von der Erzdiözese vorgelegten Pläne sehen vor, aus diesem Bereich zwei Pfarreien zu machen. Im Kinzigtal werden demnach die Kirchengemeinden beziehungsweise Seelsorgeeinheiten Zell, Haslach, Hausach-Hornberg, An Wolf und Kinzig, Kloster Wittichen und Oberes Wolftal mit insgesamt 22 Pfarreien zusammengelegt.

Das betrifft laut Aufstellung aus Freiburg rund 35 000 Katholiken. Die übrigen 64 000 Katholiken in 31 weiteren Pfarreien rund um Offenburg werden ebenfalls zusammengefasst. Die Grenze der neuen Pfarrei verläuft entlang der Seelsorgeeinheit Vorderes Kinzigtal. Wie die neuen Gebiete heißen sollen, ist laut Erzbistum noch nicht klar.