Die Firma Galvanoform im Industriegebiet West will 140 der 180 Arbeitsplätze erhalten. Das Unternehmen hatte im Dezember ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beantragt. Foto: Archivfoto: Baublies

Wirtschaft: Angeschlagene Firma Galvanoform baut Arbeitsplätze ab / Kommt Investor?

Lahr - Die Sanierung der angeschlagenen Firma Galvanoform hat für einige Mitarbeiter schmerzliche Folgen: 40 der 180 Arbeitsplätze werden abgebaut.

Insolvenzverfahren im Dezember

Im Dezember hatte die Lahrer Firma die Notbremse gezogen und ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beantragt (wir haben berichtet). Die schwierige Lage auf dem Automobilsektor macht dem Unternehmen arg zu schaffen.

Inzwischen wurde ein Sanierungskonzept erarbeitet, hat die Eigenverwaltung unter Leitung des Sanierers und Insolvenzverwalters Jochen Sedlitz von der Rechtsanwaltskanzlei Menold Bezler in Stuttgart auf Anfrage unserer Zeitung mitgeteilt.

Umsatzrückgänge in den vergangenen Jahren

Galvanoform habe in den zurückliegenden Jahren aufgrund wachsender Umsätze erheblich an Personal aufgebaut, so Sedlitz. Das Marktumfeld habe jedoch 2018 und insbesondere 2019 entgegen der ursprünglichen Planungen zu einem erheblichen Umsatzrückgang geführt.

Im gleichen Zuge konnten die Kosten nicht an die reduzierten Umsätze angepasst werden, so der Sanierer. Aus diesem Grund wurde im Rahmen des Sanierungskonzepts der Abbau von rund 40 Arbeitsplätzen als "notwendige und unausweichliche Maßnahme identifiziert worden".

Mit dem Abbau sei bereits begonnen worden. "Wir haben in den letzten Wochen eingehende Gespräche mit der Belegschaftsvertretung über den dringend notwendigen Personalabbau geführt", so Sedlitz.

Unterstützung für Mitarbeiter

Dabei sei für die Mitarbeiter, die nicht weiterbeschäftigt werden können, eine Transfergesellschaft installiert worden, in die die Mitarbeiter für bis zu acht Monate wechseln und bei der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz unterstützt und gefördert werden.

"Alternativ hätte die sofortige Arbeitslosigkeit gedroht", betonte Sedlitz. Galvanoform sei es gelungen, ein Paket zu schnüren, "das für die betroffenen Mitarbeiter die sozialverträglichste Lösung bietet", so der Sanierer.

Möglicher Erhalt von 140 Arbeitsplätzen

Sowohl Geschäftsführer Jürgen Obergföll als auch Sedlitz bedauern den Schritt des Personalabbaus sehr, da Galvanoform viele langjährig verdiente und treue Mitarbeiter habe. Auf der anderen Seite sehen beide den Erhalt von knapp 140 Arbeitsplätzen nur dann als möglich an, wenn der Schnitt jetzt vollzogen werde.

Umsetzung zum 1. März

Neben dem notwendigen Abbau von Arbeitsplätzen würden aber auch weitere Sanierungsmaßnahmen vorgenommen. Man wolle die Kosten reduzieren und sich von nicht notwendigem Anlagevermögen trennen. Das auf dieser Basis entworfene Fortführungskonzept wird zum 1. März umgesetzt.

"Wir brauchen im Sinne der Kunden, der Beruhigung des Marktumfelds und vor allem unserer Mitarbeiter so schnell wie möglich wieder Ruhe und die Fokussierung auf unsere Arbeit. Denn die können wir", erläutert Obergföll.

Das nötige Wissen ist rar gesät

Man sei sich bei Galvanoform aufgrund der geführten Gespräche der vergangenen Monate sicher, dass die Kunden und das Umfeld in der Automobilindustrie die Fortführung des Betriebs unterstützen werden – das vorhandene Know-how sei weltweit rar gesät.

Sedlitz erwartet eine Lösung bis Ende März. Dabei komme sowohl ein sogenannter Insolvenzplan, der quasi einen Vergleich mit den Gläubigern darstelle, als auch der Verkauf an einen Investor in Betracht.

Aktivitäten laufen auf Hochtouren

"Momentan laufen alle Aktivitäten auf Hochtouren, und wir agieren im Sinne des Unternehmens und der Gläubiger in jede Richtung", so Sedlitz. Wichtig sei, "dass wir jetzt die Sanierungsmaßnahmen umsetzen". Nur dann werde der bisherige Gesellschafter oder ein neuer Investor frisches Geld in das Unternehmen investieren.

Info: Formenbau

Die Firma in der Raiffeisenstraße im Industriegebiet West gilt als Spezialist im Formenbau für die Luftfahrt- und Automobilindustrie. Sie fertigt Galvanoschalen und Komplettwerkzeuge auch an Kunden aus der Sanitärtechnik und anderen industriellen Bereichen. Gesellschafter ist die Familie Hippenstiel-Imhausen/Hinz-Imhausen.