Eine der 14 Stationen des Kreuzwegs am Rebberg in SeelbachFoto: Vögele Foto: Lahrer Zeitung

Passion: Ursprung der Tradition liegt in Jerusalem / Viele Bezüge zur aktuellen Coronavirus-Situation

Kuhbach/Seelbach. An vielen Wegen zu Wallfahrtskirchen oder in malerischen Berglandschaften begleiten die Stationen des Kreuzwegs den Pilger oder Wanderer. Der Kreuzweg zählt bis heute zu den bekanntesten Andachtsformen. In Kuhbach begleitet ein Kreuzweg die Beter ins Brudertal, in Seelbach führt ein erst kürzlich restaurierter Kreuzweg auf den Rebberg.

Allerdings war es ein langer Weg, den die heutige Form des Volksgebets zurückgelegt hat. Der Ursprung des Kreuzwegs liegt in Jerusalem. Schon früh gingen Christen den Leidensweg Christi entlang der historischen Stätten. Noch heute hält die "Via dolorosa" in der Jerusalemer Altstadt den letzten Weg Jesu vom Haus des Pilatus hinauf nach Golgotha in Erinnerung, auch wenn nicht alle Stationen auf historisch gesichertem Boden verlaufen.

Die Zahl der Haltepunkte variierte zunächst

Die Pilgerin Aetheria berichtet im vierten Jahrhundert vom Kreuzweg, wie er in Jerusalem gepflegt wurde. Die Zahl der Haltepunkte, die man "Statio" nannte, variierte zunächst. Waren es anfangs jene Stationen, die sich aus den Passionsberichten ergaben, kamen später Aspekte der Volksfrömmigkeit und des Mitleidens hinzu, etwa die Begegnung Jesu mit seiner Mutter. Nach dem Fall des Heiligen Landes in die Hände der Araber war es Pilgern kaum noch möglich, die heiligen Stätten Palästinas zu besuchen. Darum entstanden als Ersatz überall in Europa Kalvarienberge und Nachbauten des Heiligen Grabes, oder man errichtete Kreuzwegstationen in den Kirchen und auf Wegen zu Heiligtümern. Die Franziskaner förderten diese Andacht, denn sie war in der Leidensmystik dieses Ordens fest verankert.

Allmählich kristallisierten sich die 14 Stationen des Kreuzweges heraus, die seit dem 17. Jahrhundert üblich geworden waren. Weltweite Verbreitung erlangte der Kreuzweg durch Leonhard von Porto Maurizio, einem Franziskaner aus dem 18. Jahrhundert.

Bedeutende Maler haben sich mit dem Kreuzweg auseinandergesetzt. Martin Schongauer, Albrecht Dürer oder Matthias Grünewald, die Maler des Barock und des Manierismus, Caravaggio, Rubens, El Greco oder Velasquez, Matisse oder Dali, sie alle ließen sich von den Aussagen des Kreuzwegs inspirieren.

Inspiration für zahlreiche Maler und Dichter

Auch Dichter und Schriftsteller schufen Texte zum Kreuzweg, wie Paul Claudel, Gertrud von le Fort oder Romano Guardini.

So ist und bleibt der Kreuzweg mit seinen Stationen ein Weg, den viele, ja alle Menschen in irgendeiner Weise gehen müssen. In den Stationen findet sich der Mensch in seinen eigenen Nöten immer wieder. In der Auseinandersetzung mit dem Leiden Christi kann der Mensch Kraft schöpfen, das Kreuz auf sich nehmen und seinen Weg bis zur Vollendung gehen. Der Dichter Paul Claudel formuliert es so: "Wir müssen das Kreuz tragen, ehe es uns trägt".

In der Karwoche dieses Jahres finden keine öffentlichen Gottesdienste statt. Die Kirchen aber sind geöffnet und bieten die Gelegenheit, einmal tagsüber die eine oder andere Kirche zu besuchen und die Stationen des Kreuzwegs meditierend zu betrachten. Viele werden überrascht sein, wie konkret die einzelnen Stationen auch die derzeitige schwierige und unsichere Situation in Welt und Gesellschaft aufgreifen und zum Gebet einladen.