Lahr - Bürger sollten nach Einschätzung von Fachleuten viel stärker für den Tourismus in ihren Orten begeistert werden. Denn Urlauber und Tagesgäste bringen reichlich Geld in die Kommunen. Nach Lahr zum Beispiel pro Jahr rund 69 Millionen Euro.

"Vom Tourismus profitieren vor Ort sehr viele Menschen. Den Bürgern ist dies aber oft gar nicht so bewusst. Das sollten die Verantwortlichen noch deutlich stärker publik machen, um diesen Wirtschaftsbereich nachhaltig zu stärken", sagte Bernhard Harrer, Chef des Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts für Fremdenverkehr aus München. Er sprach auf der Gartenschau beim Tourismustag vor rund 70 Zuhörern aus dem Tourismusgewerbe über Lahrer Zahlen.  

> Milliardenmarkt: Urlauber und Tagesgäste würden in der Bevölkerung immer noch nicht so wahrgenommen, wie sie es eigentlich verdient hätten. Denn die Gäste brächten als Geschäftsreisende, Urlauber und Besucher von Verwandten und Freunden enorme Summen in die Orte. Bundesweit würden sie jährlich rund 290 Milliarden Euro ausgeben und damit fast drei Millionen Menschen direkt und weitere 1,2 Millionen indirekt ernähren.

>  Wichtige Tagesbesucher: Vor allem Gäste, die nur für einen Tag auf Besuch kommen, seien wirtschaftlich am wichtigsten. Dies, weil sie die deutliche Mehrzahl der Touristen darstellen würden, sagte Harren. In Lahr, etwa beim Blumen- und Kulturfestival Chrysanthema oder der Landesgartenschau, würden die Tagesbesucher 2,1 Millionen Aufenthaltstage ausmachen. Gäste in Hotels, Pensionen und Privatzimmern hingegen nur rund 100 000 Tage.  

> Starker Umsatz: Die Tagesgäste schwemmten pro Jahr rund 50 Millionen Euro in die Stadt Lahr. Insgesamt bringe der Tourismus 69 Millionen Umsatz, erklärte Harrer, der mit seinem Institut viele Kommunen touristisch berät.  

> 30 Millionen Einkommen: Die 69 Millionen Euro Touristen-Umsatz in Lahr brächten zum einen etwa sechs Millionen Euro an Steuereinnahmen, teils auch direkt für die Stadt. Zum anderen würden Beschäftigte direkt aus dem Fremdenverkehrsbereich 18 Millionen Euro Einkommen erzielen. Weitere zwölf Millionen Euro Einkommen flössen an Beschäftigte aus Bereichen, die indirekt vom Tourismus leben würden. Zulieferer und Dienstleister etwa wie Metzger, Bäcker, Werbeagenturen und Banken. "Das macht insgesamt 30 Millionen Netto-Einkommen für Lahrer Arbeitskräfte", hob der Experte hervor. Umgerechnet entspreche das rund 1200 Menschen.  

> Chrysanthema einzigartig: Das Blumen- und Kulturfestival Chrysanthema, das in diesem Jahr bereits zum 21. Mal ausgerichtet wird, passt in diese Schiene der Tourismusförderung. Wie Friederike Ohnemuß und Martina Mundinger vom Stadtmarketing Lahr als Organisatorinnen der Schau berichteten, kommen jährlich rund 370 000 Besucher zu dieser Großveranstaltung. Die Bevölkerung werde eingebunden, etwa durch die Blütenwagen und durch Ideen, die aufgegriffen würden.  

> Lahr-Tourismus fördern: Oberbürgermeister Wolfgang G. Müller erklärte, die Stadt wolle sich touristisch noch stärker festigen und ihr Potenzial weiter ausbauen. "Wir haben touristisch nur dann Erfolg, wenn wir uns mit damit auch beschäftigen. Das tun wir seit Jahren und haben Stadt und Handel da strategisch aufgestellt." Die Landesgartenschau habe der Kommune einen "großen Entwicklungssprung" gebracht.

>  Gäste aus dem Land: Hansjörg Mair als Chef des Schwarzwald-Tourismus erklärte ebenfalls die Bedeutung der Urlauber für die Region. Drei von vier Gästen im Schwarzwald würden aus Deutschland kommen. Im europäischen Markt seien die Schweiz und Holland die wichtigsten Gästemärkte. 

Info: Das bringt die Chrysanthema

> Plus im Handel: Das Blumen- und Kulturfestival bringt mit seinen Gästen jährlich rund 8,6 Millionen Euro Umsatz zusätzlich in die Stadt. Zwei von drei Händlern geben an, in dieser dreiwöchigen Zeit von den Besuchern der Schau zusätzlichen Umsatz zu spüren, hat die Stadtverwaltung ermittelt.

>  Plus im Gastgewerbe: Von den 367 000 Besuchern der Blumenaktion übernachten zahlreiche auch in der Stadt. Ein Tagesgast lässt 24 Euro in Geschäften, Wirtschaften und für Dienstleistungen liegen. Hotelgäste geben im Schnitt insgesamt 140 Euro pro Tag aus, Privatzimmer-Gäste immerhin noch 80 Euro.  

> Verwandte bringen Geld: Wirtschaftlich nicht zu unterschätzen sind Gäste, die bei Freunden und Verwandten unterkommen, wenn sie Lahr besuchen. Sie logieren zwar kostenlos, geben aber im Schnitt pro Tag trotzdem 24 Euro in der Stadt aus. So viel, wie Tagesgäste, die nur für Stunden nach Lahr kommen.