Naturschützer Volker Müller beobachtet seit Jahren die Feuersalamander in Kuhbach. Die Anzahl der Tiere habe sich laut ihm im Laufe der Jahre durch die Trockenheit stark verringert. Foto: Müller

Natur: Bachlauf als wichtiger Lebensraum für die Amphibien soll zerstört worden sein / Anzeige gestellt

Kuhbach - Volker Müller ist empört: Unbekannte haben den Bachlauf am Gieseneckbrunnen zugeschüttet und damit den wichtigen Lebensraum für Feuersalamander zerstört. Er wirft der Stadt und dem Landratsamt einen Komplott zur Vertuschung vor.

Tiere bringen laut dem Tierschützer bald Junge zur Welt 

Der Streit um die Feuersalamander im Bachlauf des Gieseneckbrunnens in Kuhbach geht weiter: Tierschützer Volker Müller hatte vor Kurzem eine Anzeige wegen der Zerstörung des Lebensraums einer geschützten Art gestellt und auch die Stadt Lahr und das Landratsamt eingeschaltet. Diese sollte sich laut Müller so schnell wie möglich um die Wiederherstellung des Lebensraums für die Amphibien kümmern, den Unbekannte zerstört hatten, denn bald käme die Zeit, in der die Tiere ihren Nachwuchs zur Welt brächten.

Zur Erinnerung: In dem Bachlauf des Gieseneckbrunnens wurden angeblich erst Abflussrohre verlegt und die Furth schließlich mit Sand zugeschüttet, was Müller dazu bewogen hatte, Anzeige zu erstatten (wir berichteten).

Müller vermutet eine Verschwörung von Stadt und Landratsamt 

Weil Stadt und Landratsamt immer noch nichts unternommen hätten, vermutet Müller einen Komplott und gemeinsame Absprachen bei der Erstellung des Gutachtens, das die Naturschutzbehörde des Landratsamts vorlegen muss. Eine Zeugin habe Müller bestätigt, dass die Stadt und das Landratsamt versuchten, "diese Straftat zum Nachteil der Umwelt zu vertuschen".

Müller geht in seinen Anschuldigungen noch weiter: "Ich weiß nicht, ob sogar die Stadt selbst den Bachlauf zugeschüttet hat, damit die Forstfahrzeuge dort besser langfahren können. Aber diese Untätigkeit der Behörden finde ich schrecklich. Es geht hier um Lebewesen, die sich nicht selbst verteidigen können." Für die Stadt seien die Salamander nur "nebensächliche Viecher", das habe seine Erfahrung mit Mitarbeitern gezeigt.

"Natur wird aus unerklärlichen Gründen zerstört" 

"Als ich Arbeiter vor Ort antraf und darum bat, das Mähen auf Ende Juni zu verschieben, sagte man mir lapidar: ›Vunn denne Viacher gibt’s allewiel gnuag‹. Das scheint mir auch der Grund für die zerstörerischen Aktionen, im Übrigen nicht nur dort", erzählt Müller. An anderen Orten investiere man viel Zeit und Geld in die Wiederherstellung der Natur und in Lahr zerstöre man sie, ärgert sich Müller. "Die Gründe dafür erschließen sich mir nicht", sagt er.

Auf Nachfrage unserer Zeitung verweist die Stadt Lahr auf die Naturschutzbehörde des Landratsamtes, die die ermittelnde Behörde in diesem Fall sei.

Landratsamt habe keine Feuersalamander vor Ort entdeckt 

Von Seiten des Landratsamtes sei die Anzeige des Tierschützers Anlass zu einer Prüfung vor Ort gewesen. Das Amt für Umweltschutz habe dabei festgestellt, dass "Erdmaterial am Wegrand in Verlängerung eines Grabens eingebracht worden war". An dem Begehungstermin selbst hätten die Mitarbeiter keine Feuersalamander und auch keine Jungtiere gesehen.

"Der Bereich eignet sich jedoch grundsätzlich als Lebensraum für den Feuersalamander, wenn ausreichend Wasser vorhanden ist", räumt das Landratsamt ein. Das Landratsamt habe Fotos von Volker Müller zugeschickt bekommen, die ein Vorkommen der Tiere an dem Bachlauf belegen sollen.

Keine baldige Lösung des Konflikts in Sicht 

"Die Befürchtungen, dass derzeit Feuersalamander zu Schaden kommen könnten, teilen wir nicht. Aufgrund der derzeitigen Witterung mit kühlen Nachttemperaturen ist aus naturschutzfachlicher Sicht davon auszugehen, dass sich die Tiere bereits in Winterruhe befinden", sagt Pressesprecher Kai Hockenjos.

In der Regel begäben sich die Tiere demnach frühestens ab Mitte Januar wieder an geeignete Gewässer, um die Jungtiere zu gebären. Eine baldige Reaktion, wie Müller sie sich erhofft, ist offenbar nicht in Sicht: "Derzeit stehen wir mit dem Grundstückseigentümer in Kontakt, um noch nähere Informationen zu erhalten und das weitere Vorgehen abzustimmen", heißt es vom Landratsamt.

Nächster Schritt: Eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen den Landratsamt-Mitarbeiter 

Für Müller dauert die Wartezeit viel zu lange, weil die trächtigen Weibchen laut ihm bereits lange vor Januar ihre Jungtiere zur Welt bringen. Die Amphibien seien durch die immer schlimmer werdende Dürre sowieso schon bedroht, das hätten auch seine Zählungen der Tiere in Kuhbach über Jahre hinweg gezeigt. Er kann nicht verstehen, weshalb die Behörde sich so sträubt, "mit einer Arbeit von wenigen Stunden den Schaden zum Wohle der Tiere zu beheben".

Um die geschwächten Feuersalamander im ausgetrockneten Bachlauf des Gieseneckbrunnens doch noch zu retten, will Müller eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen den Sachbearbeiter des Landratsamts einreichen, "in der Hoffnung, diesen zur Aktion zu bewegen".

Die Laichzeit der Feuersalamander 

Feuersalamander, die zur Familie der Lurche gehören, sind zwar offiziell noch nicht vom Aussterben bedroht, stellen aber eine geschützte Art dar. Die Paarung findet laut einer Internetseite der EU zum Thema Naturschutz von April bis September statt, die Larven entwickeln sich dann bis zu neun Monate im Leib des Salamanderweibchens. Im Herbst, meist aber erst im Frühjahr, geben die Weibchen dann die Larven in das Bachwasser ab. Die Eihülle der Larve platzt bei der Geburt auf, sodass die Jungen lebendig geboren werden.

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