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Mitglieder äußern ihre Sorgen / BLHV-Kreisvorstand im Amt bestätigt

Kürzell - Mehr Unterstützung für lokale Produkte, bessere Förderungen und mehr Präsenz bei jungen Leuten – damit beschäftigen sich die Landwirte der Region. In der Hauptversammlung schilderten sie ihre Sorgen und diskutierten mit einem Experten.

"Es waren drei turbulente Jahre", sagte Klaus Dorner, Kreisvorsitzender des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbands (BLHV) auf der Hauptversammlung des Kreisverbands Lahr in Kürzell. 2018 trat er die Nachfolge von Karl Silberer an und hat seitdem einiges erlebt. Die Beteiligung an der Initiative "Rettet die Bienen" bezeichnete er als Erfolg. Ebenso das Vorgehen gegen die Nato, die mit dem Flugplatz Lahr den Boden verunreinigt haben soll. Damit habe der BLHV zeigen können, dass es für Verunreinigungen "auch andere Verursacher als die Landwirtschaft" gebe.

In der Corona-Zeit musste sich der Verband neuen Herausforderungen stellen. Veranstaltungen wurden abgesagt, Treffen fanden als Videokonferenz statt. "Die nächsten drei Jahre werden noch schwieriger", gab Dorner einen Ausblick auf seine kommende Amtszeit. "Die Themen gehen uns nicht aus", sagte er und sprach den Insektenschutz und die FFH-Flächen an. Dorner appellierte auch an die Ortsvereine, nach der Pandemie wieder aktiv zu werden und sich zu engagieren.

Alexander Schröder, Bürgermeister der gastgebenden Gemeinde Meißenheim, sprach in seinem Grußwort ganz andere Probleme an. Er erkannte, dass vor allem junge Menschen sich in der Landwirtschaft nicht auskennen. "Viele unserer Kinder wissen nicht mehr, wie Gemüse wächst", erklärte er, "ein Drittel hat noch nie eine Kuh gesehen". Entsprechend dankbar sei er für das Engagement des BLHV, der seinen Beitrag zur Stärkung des ländlichen Raums leiste.

Auch Bezirksgeschäftsführerin Petra Breitenfeld sprach von "schwierigen Zeiten" und gab einige Zahlen: Im Kreisverband engagieren sich derzeit mehr als 600 Mitglieder, von denen rund 50 in die Kürzeller Unditz-Halle gekommen waren. Der Kreisverband Lahr verzeichne den stärksten Mitgliederanstieg im Verbandsgebiet. Breitenfelders Dank ging an alle Ortsvereinsvorsitzenden sowie an die "sehr starken Kreisvorsitzenden", die auch Klartext reden, wenn es nötig ist.

Breitenfelder übernahm in der Folge die Wahlleitung. Der gesamte Kreisvorstand trat erneut an und wurde mit großer Mehrheit im Amt bestätigt.

Als Gastredner hatte der BLHV-Kreisverband Udo Hemmerling, stellvertretender Generalsekretär des Deutschen Bauernverbands eingeladen. Dieser präsentierte die Herausforderungen, denen sich die Landwirte auf globaler Ebene stellen müssen. "Die globalen Wertschöpfungsketten sind aus dem Takt", erklärte Hemmerling. Strom-, Gas und Getreidepreise seien derzeit sehr hoch. An Getreide gebe es derzeit eine Rekordnachfrage, was für Landwirte auch höhere Erlöse bedeute. Durch die gestiegen Energie-Kosten müssten sie jedoch auch mehr Geld investieren und beispielsweise bei Tierfuttermitteln und Ersatzteilen für Maschinen gebe es derzeit Unsicherheiten, ob der Bedarf gedeckt werden könne.

Lokale Produkte sollen mehr gekauft werden

Aus Reihen der Gäste wurde in der Diskussion zur Finanzierung angemerkt, dass auch der geplante Mindestlohn von 12 Euro Mehrkosten bedeuten würde. Im Handel müsste sich dafür eingesetzt werden, dass auch die lokalen Produkte gekauft werden und nicht importierte, die deutlich günstiger hergestellt werden können. Dies forderte auch der Experte. "Heimische Erzeuger sichern – mehr Importe sind keine Option" laute eine der Forderungen des Bauernverbands.

Nachbesserungen solle es auch bei den sogenannten Eco-Schemes – Fördermaßnahmen für Umwelt- und Tierschutz durch Land und Bund – geben.

Die Hoffnung der Landwirte liege auf den Koalitionsverhandlungen zwischen SPD, FDP und Grüne. Weitere Themen, die die Landwirte beschäftigen sind der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, sowie die Einführung der Haltungs- und Handlungskennzeichnung bei tierischen Produkten.