Der von Ulrich Fürneisen gestaltete Fleschuff-Brunnen vor dem Kappeler Tathaus sprudelt normalerweise im Sommer. Dieses Jahr blieb er bis jetzt abgestellt. Um die Gründe dafür gibt es Streit zwischen Furneisen und Gemeinde. Foto: Kapitel-Stietzel

In Kappel-Grafenhausen sorgt der abgestellte Brunnen vor dem Kappeler Rathaus für Unmut: Der Künstler des Brunnens wirft der Gemeinde vor, sie würde nichts gegen Verkalkung tun, das Bauamt verweist auf Energiesparmaßnahmen.

Kappel-Grafenhausen - Eigentlich erinnert der im Jahr 1993 eröffnete Fleschuff-Brunnen an die Ursprünge von Kappel als Fischerdorf. Das aus Bronze gegossene Werk vor dem Kappeler Rathaus zeigt entsprechend neben zwei der früher "Fleschuff" genannten Fischkästen auch Elemente des Kappeler Stadtwappens: ein Ruder und einen Schwarm Fische. Doch den Bronzetieren ist längst das Wasser ausgegangen, da es in dem Kunstwerk bereits seit dem vergangenen Jahr nicht mehr sprudelt. Sie sitzen auf dem Trockenen. Bis auf zwei winzige feuchte Stellen gibt es im Brunnen nur noch einige Kalkablagerungen, Staub und einzelne Laubblätter zu sehen. Um die Frage nach der Ursache für diese Trockenheit ist jetzt zwischen der Stadtverwaltung und dem Bildhauer, der den Brunnen geschaffen hat, ein Streit entbrannt. Letzterer macht starke Kalkablagerungen für den abgestellten Brunnen verantwortlich, denn diese würden die Inbetriebnahme verhindern.

Laut der Kappel-Grafenhausener Bauamtsleiterin Lena Klingner gibt es einen ganz anderen Grund für den trockenen Brunnen: "Ja, äußerlich ist er verkalkt, aber der Brunnen funktioniert". Er sei aus Energiespargründen abgestellt worden. Kalk sei dabei kein Entscheidungskriterium gewesen, da der Brunnen funktionieren würde, so Klingner.

Der Brunnen wurde wegen dieser Energiespargründen im März "gar nicht erst wiedereingeschaltet", erklärt die Bauamtsleiterin. Davor sei der Brunnen in einer normalen, alljährlichen Winterpause gewesen, bestätigt sie auf Nachfrage: Normalerweise werde der Fleschuff-Brunnen im März wieder eingeschaltet. "Es war einfach die Entscheidung, als Vorbild voranzugehen", erklärt Klingner die Entscheidung, den Brunnen aus Energiespargründen abgestellt zu lassen. Denn damit könne man sowohl Wasser als auch Strom sparen.

Künstler sieht Schuld bei fehlender Sanierung

Ulrich Fürneisen sieht das anders. Er ist der Künstler und Bildhauer, der den Fleschuff-Brunnen gestaltet hat. Fürneisen erklärt im Gespräch mit der LZ, er habe einen Brief an die Gemeinde geschickt, in dem er gebeten habe, den Brunnen zu entkalken und zu sanieren: "Auf den Brief habe ich keine Reaktion bekommen", kommentiert er enttäuscht. Deswegen habe er bei einer öffentlichen Gemeinderatssitzung das Wort ergriffen, der Bürgermeister habe dann die Energiespargründe erwähnt. Fürneisen zeigt sich nicht überzeugt und verweist darauf, wie lange der Brunnen schon abgestellt ist: "Vor Monaten hat noch keiner von Energiesparmaßnahmen geredet. Das ist ein vorgeschobener Grund."

Vielmehr sei laut dem Künstler die nicht ausreichende Instandhaltung in früheren Zeiten schuld. Vom Gemeinderat wünscht sich Fürneisen, dass dieser noch dieses Jahr überschaubare Sanierungsmittel für den Brunnen – zu dessen anstehenden 30. Geburtstag im kommenden Jahr – frei macht und nicht erst im nächstjährigen Haushalt. "Es geht mir nicht darum, einen Streit vom Zaum zu brechen, ich möchte, dass der Brunnen läuft", fügt Fürneisen hinzu.

Zur Person:
Der Küntler Ulrich Fürneisen wurde 1947 in Berlin geboren. Er lebt und arbeitet in Düsseldorf und Kappel-Grafenhausen. Er studierte an der Kunstakademie Düsseldorf bei Dieter Roth und Joseph Beuys. Seit 1967 ist er Mitarbeiter in der Bildhauer-Werkstatt von Bert Gerresheim. Den Brunnen erschuf Fürneisen 1993.